1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Hohenziatz bei Möckern: Aus einem Postmeilenstein werden plötzlich zwei?

Hohenziatz bei Möckern Aus einem Postmeilenstein werden plötzlich zwei?

Bei der Sanierung der Straße zwischen Möckern und Hohenziatz muss der Postmeilenstein versetzt werden. Experten haben nun ein Geheimnis um ihn gelüftet. Mit dem Ergebnis: möglicherweise wird der Poststein nie wieder so aussehen wie bisher.

Von Stephen Zechendorf 22.08.2023, 15:45
Die Kreisstraße zwischen Hohenziatz und Möckern ist wegen grundhafter Sanierung aktuell  gesperrt - nun hat die Sanierung aufregende Erkenntnisse zu Tage gebracht.
Die Kreisstraße zwischen Hohenziatz und Möckern ist wegen grundhafter Sanierung aktuell gesperrt - nun hat die Sanierung aufregende Erkenntnisse zu Tage gebracht. Stephen Zechendorf

Hohenziatz - Mit Sorge betrachteten die Mitglieder des Heimatvereines Hohenziatz noch vor wenigen Wochen die anstehenden Straßenbauarbeiten an der K 1230. Bagger und Planierraupen würden dem alten - und entsprechend gebrechlichen - Postmeilenstein kurz vor dem Ortseingang sicher bedrohlich nahe kommen. Auch seitens des Landkreises als Straßenbaulastträger hieß es: der Stein kann dort nicht stehen bleiben.

Mit dieser Ansage bot sich jedoch auch die Gelegenheit, eine in Hohenziatz lang diskutierte Idee endlich in die Tat umzusetzen: der Poststein könnte doch ins Ortszentrum versetzt werden.

Durch Zufall Kontakt zu Expertenverein

Purer Zufall sei es gewesen, dass ausgerechnet in der Phase dieser Überlegung der Verein „Forschungsgruppe Meilensteine“ den Kontakt zum Heimatverein Hohenziatz suchte, berichtet Hohenziatz“ Ortsbürgermeister Matthias Berlin.

Bei einem Treffen im Gemeindezentrum dann die Überraschung: Hohenziatz hat gar nicht nur einen Postmeilenstein, sondern gleich zwei. Das sagen Olaf Grell und Rolf Zimmermann von der Forschungsgruppe Meilensteine.

„Der Stein, der an der Kreisstraße zwischen Möckern und Hohenziatz besteht eigentlich aus zwei unterschiedlichen Meilensteinen - einem Viertelmeilenstein und zwei Teilen eines Ganzmeilensteines“, so Rolf Zimmermann. „Sie wurden irgendwann mal zusammengefügt“, ergänzt Vereinsvorsitzender Olaf Grell. Wann dies geschah, ist unklar. Schon auf einer Fotografie aus dem Jahr 1927 in Walter Knusts Buch über das Jerichower Land sieht der Hohenziatzer Postmeilenstein aus wie heute.

Fachgemäße Restaurierung könnte beide Steine wiederbringen

Die Mitglieder der Forschungsgruppe regten gegenüber den Hohenziatzern an, die einzelnen Bestandteile im Zuge der anstehenden Umsetzung fachgemäß restaurieren zu lassen, um das historische Erscheinungsbild beider Varianten wieder herzustellen. Das Ergebnis würde bedeuten, dass es nicht mehr nur einen Postmeilenstein gibt, sondern zwei. Dabei bliebe erkennbar, was Altsubstanz ist, und was neu. Die Forschungsgruppe kann erfahrene Restauratoren empfehlen, die eine solche Sanierung und Restaurierung übernehmen könnten.

Mit alt mach neu: So könnte der Ganzmeilenstein aussehen.
Mit alt mach neu: So könnte der Ganzmeilenstein aussehen.
Forschungsgruppe Meilensteine

Heimatverein und Ortschaftsrat sollten nun überlegen, wie der oder die Steine künftig aussehen sollen - und wo sie künftig aufgestellt werden. Etwas Zeit haben die Hohenziatzer noch: Der Postmeilenstein befindet sich im Bereich des zweiten Bauabschnittes des grundhaften Straßenausbaus. Der Postmeilenstein muss laut Aussagen des Landkreises Jerichower Land bis April 2024 versetzt werden.

Auch, wer die Kosten für eine Sanierung der Steine übernimmt, ist noch zu klären. Per Gesetz sei die Straßenbaubehörde als Eigentümer für den Erhalt dieser denkmalgeschützten Objekte verantwortlich, so Olaf Grell. Für die beabsichtigte Versetzung hat die Stadt Möckern für den Ortschaftsrat Hohenziatz einen Antrag auf denkmalrechtliche Genehmigung gestellt. Auch das Landesamt für Denkmalpflege sei bereits beteiligt.

Der Stein soll wieder an der Straße stehen

„Ob und wie die Lageänderung möglich ist, kann aktuell noch nicht abschließend gesagt werden“, teilte Claudia Hopf-Koßmann, Pressesprecherin des Landkreises Jerichower Land, auf Volksstimme-Anfrage mit.

Mitglieder des Hohenziatzer  Heimatvereines überlegten mit Rolf Zimmermann (mitte) von der Forschungsgruppe Meilensteine, wie es mit dem Hohenziatzer Postmeilenstein weitergehen kann.
Mitglieder des Hohenziatzer Heimatvereines überlegten mit Rolf Zimmermann (mitte) von der Forschungsgruppe Meilensteine, wie es mit dem Hohenziatzer Postmeilenstein weitergehen kann.
Stephen Zechendorf

Wenngleich die originale Poststraße wohl nie an der heutigen Kreisstraße Richtung Möckern verlief, böte sich nach Ansicht der Experten an, den restaurierten Viertelmeilenstein mit einem neuen Fundament am bisherigen Standort aufzustellen - mit mehr Abstand zur Straße als bisher. Er befände sich dann im historisch korrekten Abstand von einer Viertelmeile zum - ebenfalls zu restaurierenden Ganzmeilenstein. Dieser könnte seinen neuen Standort im Ortszentrum bekommen. Ortsbürgermeister Matthias Berlin vermutet, dass die alte Poststraße früher durch Alt Frose verlief. Das deckt sich mit den Berechnungen der Forschungsgruppe.

Seit 18. Jahrhundert Meilensteine im Lande

Meilensteine wurden laut Angaben der Forschungsgruppe auf deutschem Territorium im 18. und 19. Jahrhundert in verschiedener Form und Größe aufgestellt. Sie dienten zunächst der Post, welche nach festgesetzten Entfernungen die Beförderungszeiten, Personen- und Extrapostsätze sowie das Paket- und Geldporto regelte.

Nichts Ganzes und nichts Halbes: So sieht der Poststein zur Zeit aus.
Nichts Ganzes und nichts Halbes: So sieht der Poststein zur Zeit aus.
stephen zechendorf

Mit Beginn des Chausseebaus wurden Meilensteine auch zur Markierung der Chausseelängen errichtet. Eine preußische Meile entsprach etwa 7,5 Kilometern.

Mit Einführung des metrischen Systems in Deutschland ab 1872 verloren Meilensteine ihre Bedeutung. Mit dem Bau der Chaussee Genthin - Burg - Magdeburg galt dies auch für die Poststraße und den Poststandort Hohenziatz.