Umwelt Biederitz: Repair-Café bietet Hilfe zur Selbsthilfe
Das Biederitzer Repair-Café feiert Ende August sein einjähriges Jubiläum. Wie ein Ingenieur und ein Physiker in einem Arztzimmer defekte Geräte reparieren.
Biederitz/Magdeburg - Wer bei sich zu Hause ein defektes Gerät wie einen Staubsauger oder Toaster hat und nun gedenkt, es einfach wegzuschmeißen, sollte es sich zweimal überlegen. Ein Reparaturversuch sich immer.
„Viele der Privatgeräte wie Staubsauger werden einfach weggeschmissen, wenn sie nicht mehr funktionieren. Dabei ist oft nur der Stecker kaputt gewesen“, berichtet Fridtjof Hupfeld. Der Biederitzer betreibt seit August 2022 eine Bastelwerkstatt. Das Angebot des Repair-Cafés in Biederitz ist kostenlos und wird auf ehrenamtlicher Basis vor Ort durchgeführt.
Grundgedanke lautetHilfe zur Selbsthilfe
Seit dem Frühjahr dieses Jahres hat Hupfeld Unterstützung bekommen. Der zugezogene Lostauer Helmar Koch sitzt nun mit im Boot. Die beiden ergänzen sich gut. Hupfeld ist Diplom-Ingenieur, Koch Diplom-Physiker. Die Reparaturen werden, soweit möglich, vom Besucher selbst durchgeführt, erforderlichenfalls mit Hilfe der beiden Experten. Denn „der Grundgedanke der ganzen Sache heißt: Hilfe zur Selbsthilfe“, betont Hupfeld.
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Auch das Thema Umwelt spiele bei dem Repair-Café eine Rolle: „Viel Elektromüll kann vermieden werden, wenn nicht alles gleich weggeschmissen wird“, sagt Hupfeld. Großgeräte wie Waschmaschinen oder Geschirrspüler stehen in der Werkstatt nicht herum, aber sonst gibt es nichts, was die beiden Rentner nicht versuchen würden zu reparieren.
Viele Küchen- und Haushaltsgeräte
Am häufigsten brächten die Kunden Küchen- und Haushaltsgeräte vorbei. Beispielsweise Toaster, Café-Maschinen oder Staubsauger. Viele der Kunden seien zuvor in Fachwerkstätten gewesen und kommen zum Repair-Café nach Biederitz, weil die Reparaturkosten in der Fachwerkstatt höher sind als im Repair-Café.
Die häufigsten Defekte wie Kabelbrüche seien auch am einfachsten zu beheben. Ein anderer Kunde habe eine Kaffeemühle wegwerfen wollen. Dabei war es bloß eine Kaffeebohne gewesen, die im Mahlwerk klemmte. Es gäbe aber manchmal auch schwierigere Fälle – etwa ein Spulentonbandgerät aus den 1950er Jahren kam einmal in ihre Werkstatt. Fast hätten die beiden die Reparatur aufgegeben, es dann aber doch geschafft.
Und sogar unlösbare Fälle kämen vor. „Billigware kann meist nicht mehr repariert werden. Da sind die Schrauben oft nur aus Plastik. Und Mikrowellen sind auch nicht mehr zu reparieren, wenn da der Chip kaputt ist“, sagt der Physiker Koch. Viele Geräte würden aber nicht bloß zum Repair-Café gebracht, weil sie kaputt sind und die Reparaturkosten in einer Fachwerkstatt zu hoch sind, sondern weil die Geräte oftmals auch einen emotionalen Wert haben.
Geräte haben großen Erinnerungswert
Die meisten Kunden seien etwas älter, sagt Hupfeld. „Die haben sich an ihr Gerät gewöhnt und wollen gar kein modernes, neues. Die wollen das nicht wegwerfen und sind heilfroh, wenn das repariert wird“, berichtet der Ingenieur. So tüfteln die beiden Experten gerade an einem „Stern“-Radio aus DDR-Zeiten um 1975 (siehe Foto oben).
Das Biederitzer Repair Café feiert Ende August sein einjähriges Bestehen. Hupfeld zieht Bilanz. Am Anfang habe es an vielem gefehlt. Mittlerweile sei viel Werkzeug durch Spenden zusammengekommen. „Was uns immer noch fehlt sind Messgeräte, ein kleiner Akku-Schrauber und Werkzeug zur Reparatur von Fahrrädern“, sagt der Ingenieur.
Einjähriges Jubiläum Ende August 2023
Neben dem Werkzeug fehle auch ein Experte für Fahrräder und einer für Handys. „Wir würden uns sehr über einen Jugendlichen freuen, der Handys reparieren kann und Lust hat, hier ehrenamtlich mitzumachen,“ sagt Koch. Ein Träger für das Repair-Café wurde mittlerweile gefunden. Die Reparaturexperten Hupfeld und Koch möchten sich außerdem bei der Ärztin Krüger bedanken, dass sie in ihren Räumen unterkommen.