Denkanstöße für mehr Nachhaltigkeit Buchautor Ernst Paul Dörfler stellt seine Ansichten und Vision bei einem Spaziergang am Kulk vor
Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit und die eigene Gesundheit. Das sind Themen, mit denen sich Buchautor und Umweltschützer Ernst Paul Dörfler seit Jahrzehnten beschäftigt. Bei einem Spaziergang gab er Denkanstöße.
Gommern - Zu einem Spaziergang rund um die Themen Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit hatte am Sonnabend Ernst Paul Dörfler eingeladen. Dörfler ist Buchautor und Umweltschützer. Sein wohl bekanntestes Werk ist das Buch „Nestwärme“. Mit „Nestwärme“ hat der vielfach ausgezeichnete Naturschützer und Gründungsmitglied der Grünen Partei in der DDR ein Buch über das Leben der Vögel geschrieben, die, so Dörfler, oft friedvoller und achtsamer miteinander umgehen als Menschen.
Kürzlich ist sein neuestes Buch „Aufs Land“ erschienen. Um es vorzustellen und seine Thesen und Visionen im direkten Gespräch unter die Menschen zu bringen, nutzt er gern Spaziergänge in der Natur. So auch am Sonnabend in Gommern.
Treffpunkt war um 11 Uhr der Gesteinsgarten am Kulk. Ein perfekt gewählter Ort, denn hier ist die Natur noch in Ordnung, Idylle pur, so stellt man sich das Landleben vor.
Diskussion über Umweltsituation
Bei den 15 Spaziergängern, die Dörflers Ruf zu einem gemeinsamen Rundgang und Gesprächen am Kulk gefolgt waren, rannte er offene Türen ein. Hier in Gommern braucht niemand mehr überzeugt zu werden. Hier lebt man im ländlichen Raum, weiß, ob der Vorteile und der Lebensqualität des Landlebens.
Ernst Paul Dörfler stellte einige Passagen aus seinem Buch vor, doch die Gäste waren nicht nur stumme Hörer. Schnell entwickelten sich Gespräche, ja Diskussionen. Gemeinsam wurde die derzeitige Klima- und Umweltsituation besprochen, die Sehnsucht der Städter zum Landleben thematisiert.
„Ich habe Ernst Paul Dörfler beim Elbe-Saale-Camp in Barby kennengelernt“, sagt Beate Arndt, die am Sonnabend eine der Spaziergängerinnen war. „Ich versuche ja schon einige Zeit, bewusst zu leben - von der Ernährung her, aber auch vom Lebensstil - und nicht mehr so viele Ressourcen zu verbrauchen. Dazu verspreche ich mir heute einige Hinweise,“ so ihre Erwartung.
Einfluss der Verbraucher
Natürlich kann innerhalb einer Stunde - so lang war der Rundgang am Kulk angesetzt - nicht die Welt gerettet werden. Für Denkanstöße reicht die Zeit aber durchaus. Die gab Ernst Paul Dörfler.
Weniger Fliegen und Auto, mehr Bahn und Fahrrad. Nur die Dinge kaufen, die man tatsächlich braucht. Reduktion auf das Wesentliche. Selbstversorgung im eigenen Garten. Reduzierung und Abschaffung von Subventionen für umweltschädliche Technologien, dafür attraktive Preise für ökologische und nachhaltige Technologien, Lebensmittel, Transportmittel, Energieversorgung und Dinge des täglichen Bedarfs.
„Wir müssen lernen, von der Natur zu lernen und ohne Gifte auszukommen“, so Dörfler weiter. „Eine Umwelt, eine Wirtschaft und Lebensstil sollten angestrebt werden, ohne Schadstoffe zu produzieren. Das ist der einzig vernünftige Weg.“
Wem gebe ich mein Geld?
Als Verbraucher könne man das seine dazu beitragen. „Wem gebe ich mein Geld? Gebe ich es demjenigen, der mit viel Gift produziert oder jenem, der natürlich und giftfrei produziert?“, stellte er rhetorisch in den Raum. „Je mehr Leute das machen, umso mehr Landwirte werden ihre Produktionsweise umstellen“, gab er auch sogleich die Antwort.
Brigitte Bauerschäfer gab daraufhin zu bedenken: „Wir sind doch beim Einkaufen häufig von Unkenntnis beseelt und wissen nicht, was in den Produkten enthalten ist. Und von der EU erlassene Ziele und Vorschriften müssen auch erst einmal umgesetzt werden. Ich befürchte, dass das, was Sie sich wünschen, Generationen dauern wird.“
Mehr Nähe zur Natur
„So viel Zeit haben wir nicht“, entgegnete Ernst Paul Dörfler. „Wir müssen mehr Druck machen und es auch von den Politikern einfordern. Sie haben Recht, es muss etwas passieren“, verlor er sich auf einen Allgemeinplatz. „Aber es gibt ein ganz einfaches Rezept: Da, was unserer Gesundheit dient und der Natur hilft, das muss kostengünstig sein. Was die Natur belastet, vergiftet und zerstört, muss teurer werden - so einfach ist das.“
Zumindest ist es einfach gesagt. Zweifel an der Umsetzung waren in den Gesichtern der Zuhörer durchaus erkennbar.
Tiefere und engere Beziehung zur Natur entwickeln
„Wir brauchen wieder eine tiefere und engere Beziehung zur Natur. Daran arbeite ich, und ich hoffe, Sie arbeiten auch daran. Nehmen Sie Ihre Enkel einfach mal mit“, schlug Dörfler vor.
Die Gommeranerin Thurid Winkler nutzte die Gelegenheit, eine Bresche für die oft gescholtene Jugend zu schlagen. Sie lobte das Engagement der Fridays for Future-Bewegung und hob auch den rastlosen Einsatz der Sekundarschule „Fritz Heicke“ bei den alljährlichen Heidegarteneinsätzen hervor. „Ich kann jedem nur empfehlen, mal bei einem der Einsätze im Heidegarten vorbeizuschauen und zu sehen, wie die jungen Leute dort anpacken und wie motiviert sie sind“, lobte sie und brachte zum Ende des Spaziergangs wieder etwas Optimismus in die ob der thematisierten Klima- und Umweltprobleme zeitweise kollektiv betroffene Runde.