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Stadtgeschichte Burg auf 16-mm-Filmen

Im Rahmen des Burger Kultursommers wurde eine Reise in die Burger Stadtgeschichte unternommen.

Von Steffen Reichel 30.07.2015, 12:41

Burg l "Filmonkel" Peter Hansen, Fabian Borghardt vom Kulturstammtisch und Heimatforscher Heinz Jericho konnten im voll besetzten Saal der Kreisvolkshochschule an der Magdeburger Straße fast 70 Interessierte begrüßen. Die waren zum Großteil gerade oder noch nicht geboren, als die ersten Filmdokumente entstanden, mit denen am Montag "Das Buch der Zeit" aufgeschlagen wurde: Aufnahmen, die anlässlich der 1000-Jahr-Feier Burgs im Jahr 1948 entstanden waren.

Zuerst einige Schwenks in den Straßen der Burger Altstadt, die 1948 fast noch "mittelalterlich" aussehen. Autos und Laternen fehlen... Obwohl ebenfalls schwarz-weiß gefilmt, kontrastieren die Bilder des historischen Umzugs anlässlich des Stadtjubiläums dann erheblich mit den Eindrücken einer verschlafenen Kleinstadt, in der der Mangel der Nachkriegszeit allgegenwärtig ist: Hoch zu Ross lassen die Burger ihre lange Stadtgeschichte mit vielen Ideen lebendig werden.

Ganz zum Schluss marschiert 1948 im Umzug "die neue Zeit", damals erst drei Jahre alt, die sich dann 1954 schon etabliert hat, als im Oktober das 2. Burger Heimatfest gefeiert und filmisch dokumentiert wird: Kranzniederlegung am VVN-Denkmal und Massengymnastik mit 400 Teilnehmern. Zum Heimatfest gehören aber auch: ein Fußballspiel der Bäcker gegen die Schuster, "Gräfin Mariza" im Konzerthaus, Anbringung einer Gedenktafel für Carl von Clausewitz.

Dann ein Sprung in die 1960er Jahre, als "Kulturelle Leistungsvergleiche" in Mode sind. Außer aus der Volksstimme erfährt man aus der "Klingenden Burger Kreiszeitung" Neuigkeiten. In den 1960er Jahren auch ganz groß und schwarz-weiß gefilmt: der Burger Karneval im Konzerthaus, neben dem Kreiskulturhaus ein "Kulturtempel" der Ihlestadt.

Bei der Ballettstunde

Die Kamera ist unter anderem bei einer Ballettstunde im Kulturhaus dabei.

Aber nicht nur die Kultur wird gefilmt: Auf dem Gummibahnhof, im Knäckewerk, im Walzwerk entstehen zu DDR-Zeiten Filmaufnahmen, die die Entwicklung der Stadt dokumentieren.

Dann die 1970er Jahre: die Parkfeste, das Hermann-Matern-Haus, das Hotel "Stadt Burg", die Artistikgruppe der Schuhfabrik in Aktion, Begeisterung beim DSF-Festival.

Aber auch die Schattenseiten der Entwicklung in den mittleren und letzten Jahren der DDR hat die Kamera festgehalten: Verfall und Abriss historischer Bausubstanz, desolate Infrastruktur...

Zum Schluss dann noch eine kurze Rückschau auf die ersten fünf Jahre der deutschen Einheit: Burg verändert sich: Abrisse, Grundsteinlegungen, Neubauten...

Dass es bewegte Bilder aus dem Burg der 1940er bis 1990er Jahre in diesem Umfang gibt, dass man mit Fug und Recht von "Zeitgeschichte in Bildern" sprechen kann und die Filmrollen deshalb im Kreis- und Stadtarchiv als Dokumente verwahrt werden, ist, wie Peter Hansen erklärte dem "Studio 5" zu danken.

Artur Mildner und Wolfgang Böttger filmten schon in den 50er Jahren. 1965 taten sich dann fünf Hobbyfilmer zum "Studio 5" zusammen. Träger war zuerst der FDGB-Kreisvorstand, ab 1971 gehörte das Filmen dann zur Kulturarbeit des Knäcke-Werkes.

Die Filme wurden mit 16- mm-Material gedreht. In der Regel wurden besondere Ereignisse festgehalten: Etappenstart der Friedensfahrt, Parkfeste, Karnevalveranstaltungen...

Gedreht wurden aber auch Arbeitsschutzfilme und andere Auftragswerke. Auch hat das "Studio 5" die "Aktuelle Kamera" des DDR-Fernsehens mit Bildern von Ereignissen im Kreis Burg beliefert.

Nach der Wende machten die Hobbyfilmer mit Videotechnik weiter, lösten das "Studio 5" 2007 aber auf.

Ein Veteran des "Studios 5", Reinhard Pakendorf, hat Peter Hansen und seinen Mitstreitern geholfen, die Wiederaufführung der Filme in der Kreisvolkshochschule zu realisieren. Einem ihrer Zusammenschnitte hatten die "Studio 5"-Mitglieder den Titel "Ein Stück unseres Lebens" gegeben. "Ja, das war ein Stück unseres Lebens", waren sich die Gäste des Filmnachmittages nach der Vorstellung einig.

Noch einmal zu sehen sind die 16-mm-Aufnahmen am 25. August um 14 Uhr in der Kreisvolkshochschule in Burg.