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Verbindung über die Elbe Bürgerinitiative freut sich auf Fähre

Der Kreistag hat den Betrauungsvertrag beschlossen, der die Nahverkehrs-gesellschaft Jerichower Land als Betreiber der Fähre Ferchland-Grieben ermöglicht. Das ist nicht zuletzt auch ein Erfolg der Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt der Fähre eingesetzt hat.

Von Thomas Pusch 30.06.2021, 17:50
Landrat Steffen Burchhardt (2. von links) traf sich mit Mitgliedern der Bürgerinitiative in Ferchland und dankte Ihnen für Ihr Engagement. Mit dabei war auch Kreistagsmitglied Lutz Nitz (Bündnis 90/Die Grünen, links).
Landrat Steffen Burchhardt (2. von links) traf sich mit Mitgliedern der Bürgerinitiative in Ferchland und dankte Ihnen für Ihr Engagement. Mit dabei war auch Kreistagsmitglied Lutz Nitz (Bündnis 90/Die Grünen, links). Foto: Thomas Pusch

Burg/Ferchland - Die Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land (NJL) wird Betreiber der Fähre von Ferchland nach Grieben. Das hat der Kreistag einstimmig auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Am 3. Juni hatten die beiden Landkreise Jerichower Land und Stendal sowie die Gemeinden Elbe-Parey, Jerichow, Tangermünde und Tangerhütte öffentlichkeitswirksam am Ferchländer Fähranleger einen Kooperationsvertrag unterzeichnet.

Der Kooperationsvertrag sieht vor, dass die Beteiligten dem Landkreis Jerichower Land einen Ausgleichsbetrag zu den Betriebskosten zahlen. In der aktuellen Kalkulation wird von einem Zuschussbedarf in Höhe von 38 000 Euro ausgegangen. Die Gemeinden zahlen je 4500 Euro, der Landkreis Stendal 10 000. Der Landkreis Jerichower Land selbst übernimmt ebenfalls 10 000 Euro. An mindestens 320 Tagen im Jahr soll die Fähre unterwegs sein.

Früh mit Aktivitätenbegonnen

Bereits Mitte Mai hatten Nicole Golz, Bürgermeisterin der Gemeinde Elbe-Parey, der die Fähre bislang gehörte, und Thomas Schlüter, Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land (NJL) einen Kaufvertrag unterzeichnet. Für 50 000 Euro hat die kreiseigene Gesellschaft neben dem Schiff auch alle zur Fähre gehörenden beweglichen Güter sowie die Signalanlagen erworben.

Vor gut einem Jahr schien es keine Chance mehr für die Fähre zu geben, die Jahr für Jahr ein Defizit eingefahren hatte. Doch eine Bürgerinitiative in Ferchland wollte die Verbindung nicht sterben lassen.

Bei einem Besuch am Fähranleger traf sich Landrat Steffen Burchhardt mit Mitgliedern der Bürgerinitiative, lobte deren Engagement, und attestierte, dass es die Fähre ohne ihren Einsatz wohl nicht mehr geben würde. „Wir haben ja schon sehr früh begonnen, uns für die Fähre stark zu machen“, erinnerte sich Simone Lüde im Gespräch mit der Volksstimme an den Sommer vergangenen Jahres. Schon vor der Stilllegung habe es kleine inoffizielle Demonstrationen gegeben, dann haben sich auch Menschen vom anderen Elbufer, aus Grieben, angeschlossen.

Einige Mitglieder seien auch zur Gemeinderatssitzung nach Güsen gefahren, bei der das Thema Fähre behandelt wurde. „Unser Wunsch war es ja immer, dass die Gemeinde mit anderen redet, um eine gemeinsame Lösung zu finden“, sagte Lüde. Das hätte doch geschehen können, während die Fähre in Betrieb gehalten wurde. Doch es kam anders. Der Gemeinderat beschloss Mitte Mai, die Fähre Ende Juni einzustellen, und so kam es auch. Die Demonstrationen indes wurden größer. 550 Menschen demonstrierten im Juni auf beiden Seiten der Elbe für den Erhalt der Verbindung.

Bei dieser Gelegenheit wurden Unterschriften für eine Petition gesammelt, die den Gemeinderat Elbe-Parey dazu aufforderte, den Stilllegungsbeschluss auszusetzen. Fast jeder Teilnehmer der Demonstration unterschrieb. Doch der Gemeinderat hielt an seinem Beschluss fest. Dennoch schien es in der letzten Juniwoche Hoffnung für die Verbindung zu geben. Die Fähre sollte zwar stillgelegt, aber auch an einen privaten Investor verkauft werden, lautete der veränderte Beschluss. Doch nur wenige Stunden nach dem Votum des Gemeinderates sprang der mögliche Investor wieder ab.

Verlässlichkeit istSchlüsselbegriff

Die Bürgerinitiative suchte auch das Gespräch mit dem Landrat, der aber klarmachen musste, dass er sich als Landkreis nicht direkt in die Angelegenheit von Elbe-Parey einmischen könne. „Er hat aber auch gesagt, dass ihm durch dieses Gespräch erst die Bedeutung der Fähre bewusst geworden ist“, so Lüde. Während Burchhardt an einem Bündnis der beiden Landkreise Jerichower Land und Stendal sowie der Gemeinden Elbe-Parey, Jerichow, Tangermünde und Tangerhütte schmiedete, wurden Simone Lüde und ihre Mitstreiter nicht müde, sich für den Erhalt der Verbindung zwischen Ferchland und Grieben einzusetzen.

Die scheint nun gesichert, erstmals soll die Fähre wieder am 1. September übersetzen. „Wir freuen uns natürlich sehr, aber es ist schade um das verlorene Jahr“, sagte Lüde gegenüber der Volksstimme. Es sei schade, dass sich alle erst so spät zusammengesetzt haben, „das hätte man doch früher haben können“. Die Fähre müsse sich nun erst wieder ihren Ruf zurückerarbeiten, das Stichwort Zuverlässigkeit fiel beim Treffen mit dem Landrat öfter. Aber der Optimismus hat gesiegt. „Wir sind zuversichtlich“, sagte Simone Lüde.

Bei der NJL wird die Fähre künftig als eine weitere Linie betrachtet, mit dem Verkehrsverbund Marego sind bereits Absprachen getroffen worden. Doch das reichte als Vorbereitung bei weitem nicht aus. Derzeit absolvieren drei NJL-Mitarbeiter auf der Fähre Barby ihre Ausbildung. Sie sind und bleiben Busfahrer, können aber bei Bedarf dann auch auf der Fähre eingesetzt werden. Die Anträge beim Verkehrsverbund Marego seien bereits gestellt. „Wir arbeiten auf den Termin 1. September hin, und es sieht gut aus, dass das auch klappt“, sagte NJL-Geschäftsführer Thomas Schlüter am Mittwoch gegenüber der Volksstimme.