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Gommern Denkmalamt weist Schuld von sich beim Thema Klusbrückensanierung

Die Sanierung der Klusbrücke ist in die Hose gegangen, so muss man es deutlich formulieren. Fehler gesteht das Landesamt für Denkmalpflege allerdings nicht ein.

Von Thomas Schäfer 27.07.2023, 08:00
Von Weitem ein toller Anblick: Die Klusbrücke bei Wahlitz. Doch der Putz bröckelt – deutlich zu sehen  auf der Brüstung der Brücke.  Bei der Sanierung in den Jahren 2016/17 wurde eine für horizontale Flächen nicht witterungsbeständige Putzmischung verwendet.
Von Weitem ein toller Anblick: Die Klusbrücke bei Wahlitz. Doch der Putz bröckelt – deutlich zu sehen auf der Brüstung der Brücke. Bei der Sanierung in den Jahren 2016/17 wurde eine für horizontale Flächen nicht witterungsbeständige Putzmischung verwendet. Foto: Thomas Schäfer

Wahlitz - Nach der Sanierung 2017 erstrahlte die Klusbrücke bei Wahlitz in neuem Glanz. In sanften Sandtönen bot sie ein herrliches Fotomotiv. Von Weitem betrachtet ist sie noch immer ein Juwel in der Landschaft. Doch der Putz bröckelt. Er begann sich schon knapp ein halbes Jahr nach der Sanierung zu lösen. (Volksstimme berichtete)

Wie konnte das passieren? Die Volksstimme hat beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie nachgefragt - immerhin erfolgte die Verputzung der Brücke auf Anweisung der Behörde. Die Gesamtkosten der Sanierung betrugen damals rund 280.000 Euro. Davon allein ein Großteil für die Verputzung.

Der Vorgang wird hausintern beim Denkmalamt geprüft

„Die Problematik der Schäden an der Klusbrücke ist in der Abteilung natürlich bekannt, nach einer Lösung wird derzeit im Einvernehmen mit der Einheitsgemeinde Gommern und der Unteren Denkmalschutzbehörde gesucht. Zudem wird der mehrere Jahre zurückliegende Vorgang rund um die Sanierung der Brücke hausintern gründlich geprüft und aufgearbeitet“, heißt es dazu von Tomoko Emmerling aus der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Landesamtes.

Als es 2016/17 an die Verputzung der Brücke ging, wurden seitens des Bauamtes Gommern als auch der sanierenden Firma mehrfach Zweifel geäußert, dass der von den Denkmalpflegern angeordnete und zu verwendende Putz bei horizontalen Flächen nicht witterungsbeständig sei. Wieso hat das Landesamt darauf beharrt, dennoch diesen Putz zu verwenden?

„Der bei der Sanierung verwendete Putzmörtel ist ein in der Denkmalpflege verbreitet verwendetes Material. Grundsätzlich entspricht dieser Putz zunächst den Regeln der Bautechnik“, äußert sich Tomoko Emmerling.

Wurde gepfuscht?

„Allerdings zeigt sich nun tatsächlich in der Langzeitbeobachtung, dass die Rahmenbedingungen äußerst ungünstig für das Bauwerk sind. Dies äußert sich deutlich sichtbar in den angesprochenen Schäden. So wird insbesondere Wasser von den unebenen horizontalen Flächen der Mauerbrüstung (verputzt) sowie von der nur in Teilen fachgerecht verfugten und daher teilweise wasserdurchlässigen Fahrbahn, aber auch aus dem feuchten Milieu des Untergrundes aufsteigend in das Gefüge der Brücke transportiert. (...) Die Schäden am Putz erweisen sich bei näherer Betrachtung also als Folgen verschiedener problematischer Sachverhalte, (...) “, heißt es dazu von der Behörde.

Eine Antwort mit Zündstoff. Nur Teile der Fahrbahn wurden fachgerecht verfugt? Wurde also gepfuscht?

Darüber zeigt man sich im Bauamt Gommern irritiert. Auf Nachfrage ist zu erfahren, dass man strikt auf Anweisung des Landesamtes gehandelt habe. Diese beinhaltete, dass nur der hintere von Wahlitz abgewandte Fahrbahnteil komplett saniert, der vordere jedoch so belassen werden sollte. Auf Anweisung hin wurden lediglich die Fugen herausgekratzt und dann neu verfugt, ohne den Unterbau zu sanieren. Man gibt auch zu bedenken, dass, wenn man sich nicht an die Auflagen der Behörde gehalten hätte, weniger Fördergelder geflossen wären und zudem die Behörde die Ausführung der Sanierung auch nicht abgenommen hätte. Es lief also offenbar alles zur vollen Zufriedenheit der Denkmalschützer.

War die exponierte Lage der Brücke nicht bekannt?

„Um die aufgetretenen Schäden langfristig zu beheben und darüber hinaus einen nachhaltigen Schutz des exponiert stehenden und Witterungseinflüssen daher besonders ausgesetzten Bauwerks zu ermöglichen, befinden sich Gommern, die Untere Denkmalschutzbehörde sowie das LDA im einvernehmlichen Austausch“, heißt es weiter in der Antwort. Vor sieben Jahren war die exponierte Lage der Brücke scheinbar unbekannt.

Durch die Verwendung des nun nachweislich ungeeigneten Putzes auf der Brüstung der Brücke ist ein nicht unerheblicher finanzieller Schaden entstanden. Förder-, und damit Steuergelder, wurden verbrannt. Der Putz soll nun erneuert werden. Dazu wird eine sechs Meter lange Teststrecke in drei Abschnitten mit unterschiedlichen Materialien und Methoden angeputzt. Allein dafür werden die Kosten voraussichtlich 10.000 Euro betragen.

Gommern wird die Neuverputzung allein aus der Stadtkasse finanziell nicht stemmen können. Wird das Landesamt Gommern unterstützen? „Seitens der Denkmalpflege wurde (...) zugesichert, der Einheitsgemeinde bei einer eventuellen Beantragung von Fördermitteln volle fachliche Unterstützung durch Befürwortung entsprechender Anträge zu leisten“, heißt es dazu.