Feierliche Freisprechung für 14 Berufseinsteiger im Bistro der Burger Berufsschule Eben noch Lehrlinge - jetzt stolze Handwerksgesellen
Ausbildung, Prüfung, Freisprechung: Die Kreishandwerkerschaft verabschiedete am Mittwoch 14 junge Leute ins Berufsleben.
Burg l Fasziniert schaut Andy Stark auf seinen Gesellenbrief. "Bestanden", steht darauf. Jetzt ist der Genthiner kein "Stift"! mehr, kein Lehrling - sondern ein echter Metallbauer. Gelernt hat der junge Mann sein Handwerk in der Genthiner Schiffswerft, unter anderem bei Lehrmeister Thorsten Kotzam.
Jetzt steht Andy Stark an einem Wendepunkt in seinem noch jungen Berufsleben: "Morgen habe ich mein erstes Bewerbungsgespräch in Genthin." Er gehörte zu den zwölf Junggesellen, die am Mittwoch im Bistro der Burger Berufsschule von der Kreishandwerkerschaft freigesprochen wurden.
"Ist das schon der oft zitierte demografische Wandel?", fragte Genthins Bürgermeister Wolfgang Bernicke in seiner Ansprache. Er spielte auf die mit 14 Teilnehmern relativ geringe Anzahl der jungen Gesellen an: "Früher saßen hier zu diesem Anlass hundert Mann." Mit Blick auf die Kfz-Leute meinte Bernicke: "Solche Fachleute waren früher begeht, das galt auch für den Beruf, weil man nach Feierabend zuhause an den Autos schrauben konnte." Sein Tipp an die jungen Leute: "Nutzen Sie die Chancen, die Ihnen unsere Gesellschaft zur Weiterbildung bietet." Ähnlich formulierte es Peter Telloke von der Magdeburger Handwerkskammer: "Ich hoffe, dass Sie hier in der Region bleiben und wir uns bald wiedersehen - zur Meisterausbildung." Telloke zufolge haben die jungen Gesellen gute Chancen, in ihren Berufen tätig zu werden."
Kreishandwerksmeister Konrad Zahn blickte in die Historie der Freisprechung zurück: "Früher wohnte der Lehrling beim Meister. Mit der Freisprechung trat er aus dem Familienverband des Meisters aus, ging als freier Geselle in eine Anstellung." Für Konrad Zahn ist der Gesellenbrief "ein Führerschein für das weitere berufliche Leben". Und an die Teilnehmer: "Sie haben es in der Hand, was Sie aus Ihrem Beruf und Ihrem Leben machen."
Aus seiner Sicht ist das Handwerk in der Region auf hochqualifizierte Fachleute angewiesen. Allerdings scheint es derzeit genau daran zu mangeln: Nur die Hälfte der Lehrlinge haben die Prüfung zum Metallbauer geschafft: "Da scheint etwas mit der Einstellung der jungen Leute zu ihrem Handwerk nicht zu stimmen", vermutet Heiko Wiere. Der Tucheimer Handwerksmeister ist Vorsitzender des Gesellenprüfungs-Ausschusses seiner Branche. Andere Fachleute kritisieren, die jungen Menschen werden in der Schule nicht angemessen auf das berufliche Leben vorbereitet. Kfz-Obermeister Manfred Krüger sagte: "Vor einigen Jahren hatten wir noch 25 Bewerbungen auf 5 Ausbildungsplätze, da konnte wir die geeigneten Leute filtern. Derzeit gibt es mehr Lehrstellen als Bewerber."