Renaturierung nach 14 Monaten abgeschlossen / 149 000 Kubikmeter ausgehoben / EU zahlt 4,5 Millionen Euro Ehlewasser durchströmt die entschlammte Alte Elbe
Seit gut einem Monat sind der Lostauer See und die Alte Elbe wieder voll Wasser gelaufen. Nach rund 14 Monaten ist das Großvorhaben Renaturierung der Alten Elbe somit abgeschlossen.
Lostau l Fast unbemerkt füllten sich in der zweiten Novemberwoche der Lostauer See und die Alte Elbe mit Ehlewasser. Ohne große Öffentlichkeit ist am 6. November in Anwesenheit von Vertretern des Ehle/Ihle Verbandes als Träger des Vorhabens und von Mitarbeitern des verantwortlichen Planungsbüros Konrad Spiegler Sohn aus Burg der letzte Absperrdamm am Ehlekanal beseitigt worden. Ein historischer Akt. Denn nun nimmt die Ehle wieder ihren ursprünglichen Weg durch die Alte Elbe, durchströmt den Lostauer See und mündet nach 3,3 Kilometern in die Elbe.
Rund 140 Jahre lang war ihr das eigentliche Flussbett verwehrt worden. Nach dem Bau des Ehlekanals in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Errichtung des Pretziener Wehres floss das Ehlewasser nicht mehr durch die Alte Elbe. Sie wurde mehr oder weniger zum Stehgewässer. Ihr drohte die Verschlammung und Verschilfung. Eine Renaturierung war unumgänglich, wollte man ein sauberes und gesundes Gewässer bewahren. Mit der Freigabe fand nach einer gut einjährigen Bauzeit eines der wichtigsten Renaturierungsvorhaben des Landes seinen Abschluss.
Bereits im Jahre 2005 beschäftigte sich die damals noch selbstständige Gemeinde Lostau mit diesem wassertechnischen Vorhaben. Nach Erstellung von Konzeptionen und Vorplanungen wurde jedoch deutlich, dass der damit verbundene finanzielle Aufwand durch die Gemeinde nicht zu stemmen war. Chancen ergaben sich wenige Jahre später mit der Durchsetzung der neuen Wasserrahmenrichtlinien der Europäischen Union, die umfangreiche Fördermittel zur Verfügung stellte. Das Burger Ingenieurbüro wurde mit der Planung des Projektes beauftragt. Träger des Vorhabens und Fördermittelempfänger war der Unterhaltungsverband Ehle/Ihle. Die EU gewährte eine hundertprozentige Förderung: 4,5 Millionen Euro.
Im September 2012 begannen die Bauarbeiten mit dem Ablassen des Lostauer Sees und dem Abfischen des Bereiches. Danach wurde insgesamt 149 000 Kubikmeter Schlamm ausgebaggert und entsorgt. Zunächst wurden dazu mehrere Langarmbagger eingesetzt. Später erledigte eine gewaltige Raupe das Entschlammen. Kipper um Kipper wurde das vor Ort getrocknete Material auf eine Deponie gefahren. Experten ermittelten, dass der Schlamm keine Belastungen enthielt. Das Material könnte sogar als Dünger oder Erbaustoff verwendet werden.
Erster sichtbarer Baustein des Gesamtvorhabens war eine neue Brücke, deren Bau durch Mittel von Lotto-Toto mitfinanziert worden ist. Unter der Brücke fließt nun das Wasser der Ehle in einem neu profilierten, rund 800 Meter langen Bett - entsprechend des einstigen, natürlichen Verlaufs - in die Alte Elbe. Eine so genannte Sohlgleite als Steuereinrichtung ermöglicht es, dass die Ehle bei normalen Wasserbedingungen durch die Alte Elbe und den Lostauer See geführt wird. In Hochwasserlagen kann der alte Ehlekanal, der ebenfalls in die Elbe mündet, zusätzlich Wasser ableiten. Eine zweite Sohlgleite am Auslauf des Lostauer Sees in die Elbe ermöglicht einen Wasserdurchlauf auch bei Niedrigwasser.
An dem Vorhaben zeigten viele Einwohner der umliegenden Ortschaften größtes Interesse. Der Lostauer CDU-Ortsverband hatte zu zwei großen Besichtigungstouren eingeladen, die auf enorme Resonanz gestoßen waren.
Mit der Renaturierung der Alten Elbe, die nun wieder ein Fließgewässser ist, geht ein zweites großes Vorhaben einher, an dem nun geplant und gearbeitet wird. Zwischen Lostau und Hohenwarthe soll ein naturkundlicher Erlebnispfad angelegt werden. Im Herbst gepflanzte Baumtore in den beiden Ortschaften zeugen von dem ehrgeizigen Projekt.