Brigitte Reimann Ein Kreis schließt sich in Burg
46 Jahre nach ihrem Tod findet Schriftstellerin Brigitte Reimann in Burg ihre letzte Ruhe. Die Urne wurde umgebettet.
Burg l In feierlichem Rahmen und begleitet von Saxophon-Klängen des Musikers Heinz Schöpke wurde die Urne am Sonnabend in Burger Erde gelassen. Im Schatten der mächtigen Fichten und umliegenden Baumgräber ist Reimann wieder nach Burg zurückgekehrt. „Hier ist sie geboren, hier soll sie nun weiter ruhen“, sagte Bruder Ulrich Reimann in bewegenden Sätzen. Er dankte der Stadt Burg und vielen weiteren Akteuren für die Zeremonie und dafür, dass das Andenken an Brigitte Reimann auch mit dem Grab bewahrt bleibe.
Zuvor hatten mehrere Redner das Leben und Schaffen der rastlosen Schriftstellerin gewürdigt. Vize-Bürgermeister Jens Vogler verwies in diesem Zusammenhang auf den großen und für seine Deutlichkeit bekannten Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, der ein treffendes, so sogar ausnahmslos lobendes Urteil über die 1997/98 erschienenen Tagebücher Reimanns fällte. Ranicki sagte: „Ich kann mich nicht erinnern, das Buch einer Frau in deutscher Sprache gelesen zu haben, in dem die Sehnsucht nach Liebe mit einer solchen Sinnlichkeit und Intensität gezeigt wurde ...“
Auf diese Charakterzüge und ihren Werdegang ging auch Dr. Margrid Bircken vom Vorstand der Birgitte-Reimann-Gesellschaft ein. Sie erinnerte daran, dass sich die Reimann oftmals „wie ein Pferd im rasenden Galopp“ getrieben fühlte, wobei der große Drang, unbedingt schreiben zu wollen, „all ihre Lebenslagen prägte“. Immerhin beschloss sie bereits mit 14 Jahren, Schriftstellerin zu werden, erste Stücke konnte sie mit 18 Jahren veröffentlichen. „Sie erlebte früh Anerkennung und Förderung und zugleich Missgunst und Neid“, so Bircken, die auf einzelne persönliche Etappen, mehrere Ehen einging und den Bogen zu ihrem wohl bekanntesten Roman „Franziska Linkerhand“, der auf Grund ihrer Krebserkrankung unvollendet blieb, schlug. „Hier in Burg hat alles angefangen, hier endet ihr leiblicher Weg, aber ihre Literatur wird bleiben“, betonte Bircken.
Das unterstrich auch die Niegripper Schriftstellerin Dorothea Iser. Von Brigitte Reimann bleibe Erinnerung und Herausforderung. „Ich glaube, dieser Widerspruch würde ihr gefallen“, sagte Iser, die anlässlich des 86. Reimann-Geburtstages auf die Altstadt-Lesenacht verwies, zu der am Sonntagabend viele Autoren und Interessierte eingeladen waren und die im Zeichen der Schriftstellerin Brigitte Reimann stand.
Mit ganz persönlichen Worten wandte sich ein Weggefährte aus Schulzeiten, Prof. Karl-Heinz Tempelhof, an Brigitte Reimann. Er grüßte im Namen der Ehemaligen aus „der alten Penne“ und hieß sie in den heimatlichen Gefilden willkommen.
Das Grab von Reimann ziert auch die Platte mit der handschriftlichen Inschrift der Autorin. Im Spätherbst soll auch ein Stein aufgestellt werden. Der ist bereits vom Burger Steinmetzbetrieb Patté fertiggestellt worden und dient derzeit als Ausstellungsstück auf der Bundesgartenschau (Buga) in Heilbronn (Baden-Württemberg). Der 250 Kilogramm schwere Koloss war ursprünglich nicht für Reimann konzipiert, aber passe in der Gestaltungsform genau zur Person. Er wurde für eine Frau entworfen, die ihre Mitmenschen durch ihre unbändige Kraft und Lebensfreude beeindruckt. Das treffe auf Brigitte Reimann zu.