Naturschutz Elbauen versteppen in Dornburg
Seit dem Elbehochwasser 2013 sinken die Pegelstände. Das habe dramatische Folgen für die Elbauen. Wasserstraßen spielen hier eine entscheidene Rolle, sagen Naturschützer.
Dornburg - „Der Freizeit-Radfahrer, der auf Radwegen durch die Elbauen fährt, wird es sicher wunderbar finden. Ein schöner Fluss mit Wasser drin“, sagt Jutta Röseler. Sie ist Grünen-Politikerin im Barbyer Stadtrat.
„Wenn man aber in die Daten der Schifffahrtsverwaltung blickt, sieht man, dass der Elbe-Pegel bei Barby momentan nur 40 Zentimeter beträgt. Der gemittelte Wasserstand liegt normalerweise über zwei Meter. Das hatten wir seit Ewigkeiten nicht mehr. Seit dem Hochwasser 2013 haben wir sinkende Wasserstände“, macht sie auf ein brennendes Problem aufmerksam. „Das führt dazu, dass auch in der Aue kein Wasser mehr vorhanden ist.“
Jutta Röseler ist Teilnehmerin des Elbe-Saale-Camps, das in dieser Woche stattfindet. Jahr für Jahr wird es an der Saalemündung bei Barby abgehalten. Seit 1992. In diesem Jahr sind knapp 50 Natur-, Umwelt und Flussschützer aus ganz Deutschland angereist, um auf Themen aufmerksam zu machen, die ihnen unter den Nägeln brennen. Eins dieser Themen ist der zunehmende Wassermangel der Elbe und seine Folgen für die Auenlandschaft.
Seen bei Dornburg sollen entschlammt werden
Um sich ein genaues Bild über den Zustand der Elbauen zu verschaffen, sind die Camp-Teilnehmer in dieser Woche mit dem Rad nach Dornburg gekommen.
Das große Ziel der Flussschützer ist die Auen-Lebensräume zu erhalten. Dabei haben sie auch die alten Elbarme bei Dornburg im Blick. Um sie für Tiere und Pflanzen zu erhalten und langfristig zu schützen, sieht ein Plan des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) vor, sowohl Kirchsee als auch Dorfsee zu entschlammen. Konkreteres zu den Plänen konnte Camp-Teilnehmerin Iris Brunar vom BUND allerdings nicht sagen.
Auch wenn es direkt hinter dem Dornburger Schloss nicht unbedingt so aussieht, die Aue leidet und droht zu versteppen, warnen die Naturschützer unisono. „Es fehlt Wasser von oben und auch von unten“, sagt Iris Brunar.
Elbe wird zum Entwässerungsgraben
Sie erläutert das Problem. „Um Gütertransport auf der Elbe zu ermöglichen, wird der Flusslauf immer mehr eingeengt. Dadurch fließt der Fluss schneller. Es sind breite Schotterstreifen um die Buhnen aufgeschüttet worden. So wird die Elbe eingeengt und gräbt sich immer tiefer in ihr weiches Bett aus Sand. Letztlich wirkt der Fluss dadurch wie ein Entwässerungsgraben. Somit fehlt der Aue nicht nur das Regenwasser, es wird ihr auch von unten entzogen“, erklärt Iris Brunar.
„Die Auswirkungen sind schon jetzt sichtbar“, übernimmt Ökologe und Buchautor Paul Dörfler das Wort. „Sonst grüne Auen werden braun. Sie sind nicht mehr so produktiv. Kühe mussten im vergangenen Jahr zugefüttert werden. So etwas hat es früher nie gegeben“, sagt er.
Man sieht es auch an Bäumen im Biosphärenreservat bei Dornburg. „Alte Eichen sterben langsam ab. Ihnen fehlt das Wasser, das sieht man überall an vielen Bäumen in den Auen. Sie sind geschwächt und werden damit auch anfälliger für Schädlinge und Parasiten“, so Paul Dörfler. „Die Auen müssen daher renaturiert werden.“