Elbe-Hochwasser Mit Video: Elberadweg: An der Grundbrücke bei Lostau ist nach Magdeburg noch Sackgasse
Wann kommt man wieder über den Elberadweg von Lostau nach Magdeburg? Die Pegel sinken wieder, eine besondere Brücke hat damit zu tun. Ihre Geländer sagen, wie es um die Elbe steht. Mehr dazu auch im Video.
Lostau/Magdeburg. - Der Elbepegel fällt. Seit einer Woche um inzwischen gut 70 Zentimeter. Der für Lostau wichtige Strombrückenpegel in Magdeburg zeigte gestern 3,95 Meter an.
Am alten Elbarm ist inzwischen die Grundbrücke wieder zum Vorschein gekommen. Noch liegen die Geländer um. Die werden bei Hochwasser abgeklappt, um kein Hindernis für Treibgut zu bilden. Das kann gefährlich werden.
Bei weiter fallenden Elbepegeln könnte es am Wochenende dazu kommen, dass sich die Geländer wieder aufrichten. Wer das beobachten möchte, sollte vorsichtig sein und Abstand halten, um Unfälle zu vermeiden.
Patentreife Lösung faltbare Geländer
Die Grundbrücke liegt zwar frei und ist begehbar. Aber kurz dahinter steht immer noch viel Wasser. Der Elberadweg in Richtung Herrenkrug, es ist auch der Jakobsweg, ist aber weiter in weiten Strecken nicht passierbar.
Das Prinzip der faltbaren Geländer an der Grundbrücke wie auch an einer zweiten Brücke auf dem Weg in den Herrenkrug, am Ehlekanal, wurde vom Magdeburger Planer Thomas Fischer nach der Elbeflut 2002 patentreif entwickelt und beim Neubau der dabei zerstörten Brücken installiert.
Darüber berichtete Fischer am Freitag, 23. Februar 2024, im Volksstimme-Gespräch. Am 16. Februar 2005 fand an der seit 2004 erneuerten Grundbrücke der erste scharfe Einsatz der neuen hydraulischen Brückengeländer-Konstruktion statt. Es war Hochwasser – mal wieder.
Fischer hatte dazu den Auftrag erhalten. Am Bau waren nach seiner damals Patent-geschützten Lösung seinerzeit mehrere Firmen aus Magdeburg, Wernigerode, Güsten und Irxleben beteiligt. Inzwischen ist das Patent aber abgelaufen.
An der sechs Meter langen Grundbrücke bei Altlostau sind beidseitig je zwei je eine Tonne schwere Schwimmkörper angebracht. An der Ehlekanal-Brücke in Richtung Herrenkrug sind es pro Seite je fünf Schwimmkörper. Steigt der Elbepegel, kommen sie nach oben, die Geländer klappen ab. Fällt der Pegel auf ein Normalmaß, senken sich die Schwimmkörper nach dem Bojen-Prinzip mit ab und die Geländer richten sich ganz langsam wieder auf.
Thomas Fischer hat in etwa einen Pegelstand an der Magdeburger Strombrücke von etwa 3,90 Meter ausgemacht, wenn die Geländer sich beginnen auf- oder abzusenken. Das sei ein Unge-fährwert und hänge von vielen Faktoren ab, erläuterte er. Wind, Strömung und neue Niederschläge können dazugehören.
Das Hydraulik-Prinzip hat enormen Vorteil. Früher mussten die Geländer an der alten Brücke händisch abgebaut oder montiert werden. Das kostete Zeit und Arbeitskräfte. Fischer hatte seinerzeit vorgerechnet: Vier Mann brauchen mehrere Stunden für die Arbeit, zu der auch der An- und Abtransport samt Einlagerung gehören.
Die erste Grundbrücke wurde 1784 aus Eichenstämmen errichtet, ist auf einem Hinweisschild vor Ort nachzulesen. Sie war zwölf Meter lang. Sie musste über einen Graben gebaut werden, den gut 50 Jahre vorher Bauern gezogen hatten, um das Wasser der Elbe in ihrer letzten Schleife vor dem Weinberg abzuleiten. So entstand auch der alte Lostauer Elbarm.
Alte Elbe renaturiert
Über die Brücke gelangten die Bauern aus Lostau und Körbelitz zu ihren Äckern auf der anderen Seite. Die Lostauer erhoben für die Brückennutzung eine Art Zoll. Das waren pro Fuhrwerk drei Pfennige. Als der vom Ortsrat 1884 auf acht Pfennige angehoben wurde, kam es zum Krach zwischen den Lostauern und Körbelitzern. Beigelegt wurde er durch einen Flächentausch. Soweit die Erzählung.
Der alte Lostauer Elbarm wurde vor über zehn Jahren vor der Verlandung gerettet. Die großangelegte Renaturierung bewirkt, dass der Lostauer See und die Alte Elbe wieder voll Wasser laufen können. Seit Dezember 2013 nimmt die Ehle dadurch wieder ihren ursprünglichen Weg durch die Alte Elbe und mündet nach gut 3,3 Kilometern in die Elbe.
14 Monate lang waren dafür insgesamt rund 149.000 Kubikmeter Schlamm ausgehoben worden. 4,5 Millionen Euro kostete das Projekt.