Kitas Schermen und Körbelitz Europäisches Bildungswerk kündigt nach Querelen mit dem Gemeinderat Möser
Das Europäische Bildungswerk hat die Trägerschaft für die Kindertagesstätten „MS Piratenclub“ in Schermen und „Regenbogen“ in Körbelitz zum Jahresende gekündigt. Jetzt steht die Frage im Raum, in wessen Trägerschaft die Kitas künftig geführt werden sollen.

Schermen/Körbelitz - Immer wieder sei das Europäische Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft (EBG) als Träger der beiden Kitas das „Ziel von zum Teil öffentlich vorgetragenen unbegründeten, wahrheitswidrigen, häufig auf Indiskretionen beruhenden Anschuldigungen aus den Reihen des Gemeinderates“ geworden, schreibt EBG-Geschäftsführer Thilo Reichelt in einer Information an die Elternvertreter. Die Anschuldigungen hätten Folgen für die Arbeit in den Kitas gehabt. Sie hätten sich negativ auf die pädagogische Arbeit ausgewirkt.
Anschuldigungen und Indiskretionen
Mit der Kündigung steht die Frage im Raum, in wessen Trägerschaft die Kitas in Schermen und Körbelitz ab 2022 geführt werden sollen. Soll ein neuer gemeinnütziger Träger gefunden werden oder übernimmt die Gemeinde Möser wieder die Trägerschaft?
„Die Angelegenheit muss im Sommer geregelt werden“, sagt Mösers Gemeindebürgermeister Bernd Köppen (parteilos). Abstimmungen im Gemeinderat müssten nun vorbereitet werden. Köppen bedauert die Entscheidung des EBG. Die Personalsituation in den Kitas sei inzwischen stabil. In den Einrichtungen wird aus Köppens Sicht eine „sehr gute pädagogische Arbeit“ geleistet.
Eines ist dem Gemeindebürgermeister besonders wichtig: „Die Eltern brauchen sich nicht beunruhigen“, betont er. Mit dem Bildungswerk sei vereinbart, dass es keine Lücke in der Kinderbetreuung geben wird. Sprich: Solange keine Anschlussregelung gefunden ist, sichert das Europäische Bildungswerk die Kinderbetreuung in beiden Einrichtungen weiter wie gewohnt ab.
Denny Hitzeroth spricht sich für den SPD-Ortsverband eindeutig für eine Rückführung in die kommunale Trägerschaft aus. „Die Gemeinde muss jetzt Verantwortung übernehmen und den Eltern Sicherheit geben“, sagt er. Für die Mitarbeiter der Kitas würde die Rückkehr zur Gemeinde-Trägerschaft auch die Rückkehr zum Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bedeuten. Das sei positiv.
Hitzeroth schaut hinsichtlich der Betreuung auf die Stadt Magdeburg, die ihre Kitas in einem Eigenbetrieb organisiert hat. „So können die Finanzströme viel besser kontrolliert werden“, sagt Hitzeroth. Und spricht damit die Thematik an, die die Hauptursache für die Kritik am aktuellen Träger der beiden Kitas zu sein scheint.
Immer wieder hatte es im Gemeinderat Fragen zu den steigenden Kosten der Kinderbetreuung gegeben. Nur einige Antworten blieben offenbar aus. Stattdessen sei die Kündigung gekommen, wundert sich ein Gemeinderat jetzt.
Rückführung in kommunale Trägerschaft?
Zuletzt hatte der Gemeinderat Möser mehrheitlich seine Zustimmung zu den jährlichen Entgeltvereinbarungen mit dem Träger beider Kitas versagt. Nach Volksstimme-Informationen soll das Europäische Bildungswerk daraufhin die Vereinbarungen zurückgezogen haben.
Im Zusammenhang mit den Kostensteigerungen habe es Dinge gegeben, die aufgeklärt werden sollten, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Peter Hammer. SPD und Linke im Gemeinderat hätten auf ihre Fragen Antworten erwartet. „Die gab es nicht“, erklärt Hammer. Nach der Kündigung will sich die SPD-Fraktion nun am Mittwoch beraten. Es werde schnell eine Positionierung und ein Votum für den Gemeinderat geben, kündigt Hammer an. Auch er sieht in der tariflichen Entlohnung der Mitarbeiter einen wichtigen Punkt.
Ebenso Fraktionsvorsitzender Thomas Trantzschel (Die Linke). Das Hauptaugenmerk müsse auf eine vernünftige Tarifstruktur für die Mitarbeiter gelegt werden, sagt er. Von der Kündigung des Trägers sei die Linke-Fraktion überrascht worden, so Trantzschel. Das sei keinesfalls Intention von kritischen Nachfragen gewesen. „Wir werden jetzt auf politischer Ebene alles tun, damit die Hängepartie für Eltern und Mitarbeiter nicht zu lange dauert“, kündigt Trantzschel an.
Das Gespräch mit den Mitarbeitern zu suchen, erachtet der Vorsitzende der FDP/Wienke-Fraktion im Gemeinderat, Christian Luckau, für wesentlich. Aus seiner Sicht müsse jetzt hinterfragt werden, welche Vorstellungen die Mitarbeiter der beiden Kitas hätten und wie sie zu dem Trägerwechsel stehen. Zudem würde sich aus seiner Sicht ein Blick auf die beiden weiteren Träger im Gemeindegebiet, das Deutsche Rote Kreuz und die Volkssolidarität, lohnen, mit denen die Gemeinde wunderbar zusammen arbeite. Die Gemeindeverwaltung müsse sich wiederum die Frage stellen, ob sie sich die Kompetenz der Trägerschaft von Kindertagesstätten wieder erarbeiten könne, sagt Luckau. Er spricht sich dafür aus, ergebnisoffen die weiteren Schritte zu klären. Seine Fraktion werde sich dazu mit anderen Fraktionen im Gemeinderat abstimmen, so Luckau.
Frank Winter, Fraktionsvorsitzender der CDU im Gemeinderat Möser, hofft darauf, dass der Gemeinderat die Situation im Sinne der Mitarbeiter geregelt kriegt. Für Entscheidungen brauche der Gemeinderat weitere Informationen, um sich mit der Thematik auseinandersetzen zu können.
