Flutkatastrophe Flutopfer aus Lostau helfen Flutopfern in Ahrweiler
Flutopfer helfen Flutopfern. Mit diesem Gedanken organisierten die Menschen im Alten Dorf Lostau eine Spendensammlung für eine betroffene Familie in Ahrweiler. Innerhalb von zwei Stunden kamen 3527 Euro zusammen. Beflügelt von dem Erfolg wollen die Lostauer weiter sammeln.
Lostau - „Schweinehunde“ – das soll kein Geringerer als Friedrich der II. gesagt haben, als ihm zu Ohren kam, dass Männer des Ortes 1742 die Elbe umleiteten. Dass diese böse Betitelung heutzutage wahrlich nicht mehr zutrifft, zeigten die Alt-Lostauer am Freitag. Das gesamte Dorf war auf den Beinen, um mit einer Spendensammlung Solidarität mit den Opfern der Extremwetterereignisse in Westdeutschland vor drei Wochen zu zeigen. „Wir haben in den letzten 20 Jahren zweimal ein Elbhochwasser erlebt“, sagt Renè Heckel und stellt klar: „Wir wissen, was das heißt und wie wichtig Hilfe ist.“
Jeder im „Alten Dorf“, wie Alt-Lostau unter den Einwohnern genannt wird, spendete sofort nach den Ereignissen im Ahr-Tal, doch Maik Rühmland war das nicht genug. Seine Idee: Wir treten als Dorf geschlossen auf. Ein Abgleich mit weiteren Familien festigte den Gedanken, eine offizielle Spendensammlung als Ort, der selbst einmal große Solidarisierung erfahren hatte, zu organisieren.
Flugs wurden die Aufgaben verteilt, der Zeitraum festgelegt und Ansprechpartner geworben, die eine geschädigte Familie finden sollten. Hier zeigten sich der ehemalige Ortsbürgermeister von Lostau und Einsatzleiter beim Jahrhundert-Hochwasser 2002, Hartmut Dehne und Markus Kraye, ebenfalls ein früherer Kommunalpolitiker, als Männer der Tat. Sie identifizierten eine Familie in Ahrweiler, die mit drei Generationen unter einem Dach wohnten und deren Haus vollständig zerstört wurde.
Das Schicksal von Nico Brenner und den Seinen steht bezeichnend für die Unbilden dieser Tage und Nächte – sie mussten stundenlang auf dem Dach ausharren und wurden später gerettet. Alles was ihnen blieb, ist das nackte Leben. Lostaus derzeitiger Ortsbürgermeister Thomas Voigt spendete als einer der ersten: „Ich kann mir das Grauen dort vorstellen, Wasser zerstört alles.“
Hilfsbereitschaft macht Eindruck
Einen Unterschied zwischen dem Elbhochwasser und den Wassermassen in der Eifel sehe er, ohne das Ausmaß gleichzusetzen. „Bei uns kam das Wasser von unten und wir wurden überflutet, dort aber kam das Wasser mit dem Schlamm von den Seiten, riss alles weg und richtete Chaos an“, sagt Voigt. Was ist schlimmer? Letztlich beides, denn es sind hier wie da Menschen ums Leben gekommen oder haben ihr Eigentum verloren. Damals stand ganz Deutschland Schulter an Schulter mit den betroffenen Ortschaften, ja Landstrichen entlang der Elbe, so auch mit Lostau. Eine unfassbare Hilfsbereitschaft erfasste die Menschen und diese machte Eindruck auf die Menschen am Fluss, ist bis heute in den Köpfen und Herzen verankert.
Sowieso kann man in Alt-Lostau keinen Schritt gehen, ohne auf die Auswirkungen und Hinterlassenschaften des Jahrtausend-Hochwassers von 2013 zu stoßen. So wurde am Ortseingang ein Infopunkt errichtet, der über die Historie der Elbhochwasser informiert als auch von den jüngsten Katastrophen 2002 und 2013 berichtet.
Zudem finden sich immer wieder Wasserstandsmarken an Gebäuden, etwa an der Kirchentür. Dort ist ein Nagel eingeschlagen, der den Pegel der Elbflut zeigt.