Neue Arena Friedensau zwischen Historie und Moderne
Die neue Arena am Zeltplatz in Friedensau wurde mit Live-Musik eingeweiht. Außerdem wurde der 120. Geburtstag des Ortes gefeiert.
Möckern / Friedensau l Der vermeintlich „Gute Draht nach Ganz Oben“ hat am Festtag der Friedensauer vermutlich Schlimmeres verhindert. Manch einem Redner pustete der Wind zwar das Redemanuskript durcheinander, und ohne Regenschirme ging es am Sonntag (29. September) auch nicht, dennoch konnten die Friedensauer Gastgeber zufrieden sein. Zum 120. Geburtstag der Ortschaft beschenkten sich die Bewohner von Möckerns jüngster Ortschaft selbst mit einer beeindruckenden Veranstaltungshalle. Aber auch die ganze Region soll sich über die „Arena 2.0“ freuen können, machte Johannes Naether, Präsident des Norddeutschen Verbandes der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, klar: „Wir schaffen mit der Arena einen Raum für Begegnung, der allen offensteht.“
Nachdem das Bauordnungsamt des Landkreises Jerichower Landes den Aufbau des Riesenzeltes vor wenigen Jahren nicht mehr genehmigen wollte, sahen sich die Zeltplatzbetreiber vor der Entscheidung, einen ganzjahrestauglichen Nachfolgebau zu errichten, oder die Arena ganz abzureißen. Die Entscheidung fiel zu Gunsten des Neubaus aus.
Über 1500 Besucher finden in dem Rund Platz – die Zeltplane spannt sich nun fest über eine kreisrunde Deckenbalkenkonstruktion.
Johannes Naether dankte allen Beteiligten, darunter auch den Behörden, „die so fürsorglich sind und uns daran erinnern, wie viele Paragrafen es in Deutschland gibt“. Die Betriebserlaubnis für den Bau – so verriet es Architekt Andreas Mayer-Winderlich – kam erst am vergangenen Freitag (27. September).
Landrat Steffen Burchhardt (SPD) lobte seinerseits das gute Zusammenspiel von Bauherren, Firmen und Ämtern. Die Arena, welche in kürzester Zeit für zwei Millionen Euro errichtet worden sei, suche in ihrer Größe ihresgleichen, so der Landrat in seinem Grußwort: „Sie ist ein weiterer Grund, Friedensau zu besuchen.“
Der Neubau der Arena sei durchaus eine „mutige Entscheidung“, so auch Johannes Naether weiter. Er zog dabei einen Vergleich zur Gründung Friedensaus vor 120 Jahren, als „eine Sekte mit gerade mal 3000 Mitgliedern in ganz Deutschland“ sich entschlossen hatte, bei Burg 23 Hektar Land zu erwerben, um hier eine Missionsschule zu errichten.
Im Herbst 1899 kauften Vertreter der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten das Gelände und bauten hier eine Schule zur Ausbildung von Pastoren und Krankenschwestern auf. Bereits am 19. November 1899 nahm die Vorgängereinrichtung der heutigen Theologischen Hochschule Friedensau mit zunächst sieben Schülern unter sehr einfachen Bedingungen den Unterricht auf. Innerhalb weniger Jahre entstanden auf dem Gelände Wohn- und Schulgebäude sowie ein Sanatorium und Altenheim im wilhelminischen Baustil, die heute als Komplex unter Denkmalsschutz stehen. Auch eine Nährmittelfabrik und eine Seifenfabrik wurden errichtet. Ebenfalls hier gegründete sich der Deutsche Gesundheitsverein. Mit den Jahren kamen neue Gebäude dazu, die DDR-Zeit stellte besondere Herausforderungen an die Gemeinschaft. Nach der politischen Wende wurde die Theologische Hochschule Friedensau zur staatlich anerkannten Hochschule in Trägerschaft der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
„Friedensau hat manchmal auf wundersame Weise überlebt. Für uns ist das Gottes Fügung“, so der Rektor der Theologischen Hochschule Friedensau Roland Fischer.
Über Anekdoten in der Historie des Ortes referierte der Dozent für Kirchengeschichte Johannes Hartlapp auf unterhaltsame Weise. Dazu brachte er eine Uhr mit, die über Jahrzehnte den Schülern den Takt vorgab.
Den Namen „Friedensau“ bekam der Ort, der bis dahin als „Klappermühle“ des Otto Knochenmuß bekannt war, erst von seinen Gründervätern. Noch früher – so verrät es die Chronik – lag hier ein Dorf „Wusten“. Dieses Dorf wurde erstmals in den Urkunden im Jahre 1306 erwähnt, als das Magdeburger Domkapitel das Schloss Grabow und „Zubehör“ – dazu zählte das Molendinum in Wusten – an den Bischof in Brandenburg veräußerte. Mit Molendinum ist die Wassermühle gemeint.
In der alten Arena fanden bereits Massenveranstaltungen, wie Gottesdienste und Konzerte statt. Die Ehre, als Erster in der neuen Arena – bei der die Bühne im Mittenrondell liegt – ein Konzert geben zu dürfen, hatten Samuel Rösch mit der Band PaperClip und die Band „Koenige&Priester“. Vor nicht ausverkauften Rängen wurde dabei der Raumklang des Rundbaus deutlich. Die aufwendige Lautsprecheranlage, die kreisförmig von einer Deckentraverse auf die Ränge abstrahlt, wird nach Aussagen der Betreiber nach den Konzerten stets wieder abgebaut.