Ausbildung in Möckern Gemeindearbeit auf viele Schultern legen
Erstmals findet in Möckern ein Lektorenkurs für interessierte Christen aus dem Kirchenkreis Elbe-Fläming statt. Die Teilnahme berechtigt dazu, als zertifizierter Lektor selbst einen Lesegottesdienst abhalten zu dürfen. Ermöglicht wird der Kurs durch die evangelische Landeskirche und den Kirchenkreis.
Möckern - Frage: Was ist der Unterschied zwischen einem Pfarrer und einem Lektor? Antwort: Der Pfarrer darf seine Predigt selber schreiben, der Lektor darf - beziehungsweise muss - sich einen bereits geschriebenen Text aussuchen, den er dann im Gottesdienst lesen darf.
So erklärt es Ulrike Rotermund-Flade, die Beauftragte für Lektorenfortbildung im Kirchenkreis Elbe-Fläming. Sie leitet die aktuell in Möckern laufende Lektorenausbildung, sie steht unter dem Motto: „Traditionen bewahren und gestalten, Neues entdecken, Gottesdienste feiern.“
An insgesamt elf Sonnabenden treffen sich die derzeit zwölf Kursteilnehmer im Möckeraner Gemeindehaus. Manche von ihnen sind bereits in die kirchliche Gemeindearbeit eingebunden und haben auch schon an Gottesdiensten mitgewirkt, andere wollen hier erst noch aktiv werden und holen sich mit dem Lektorenkurs das erforderliche Rüstzeug.
Praktische Übungen und theoretische Wissensvermittlung wechseln sich ab. Was mache ich gegen Lampenfieber? Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff Fürbitte? - Solche Fragen werden ebenso thematisiert (und beantwortet) wie theoretische Aspekte zur Liturgie eines Gottesdienstes. „Heilig bedeutet nicht gleich steif“, möchte Ulrike Rotermund-Flade den Kursteilnehmern etwas Sorge nehmen.
„Ganz andere Glaubenserfahrung“
Nicht jeder der Teilnehmer - elf Frauen und ein Mann - traut sich schon jetzt zu, vor der Gemeinde zu stehen, und einen ganzen Gottesdienst zu halten. Manch einer der angehenden Lektoren möchte tatsächlich gewährleisten, dass in der „eigenen“ kleinen Dorfkirche regelmäßig ein Gottesdienst stattfindet.
Andere haben sich schon zuvor den Kinderkirchen in ihren Gemeinden zugewandt und wollen hier ihr Wissen vertiefen. So etwa Ilona Brademann aus Gommern und Andrea Rode aus Nedlitz. Andrea Rode ist katholisch, aber „das macht für mich keinen Unterschied. Wir haben in Gommern eine ökumenische Kinderkirche.“
Auch aus Biederitz sind angehende Lektoren dabei. Sie könnten sich vorstellen, einen Gebetskreis zu initiieren. In der Gemeinde ist vor Kurzem der Pfarrer in den Ruhestand gegangen.
Es gehe aber nicht darum, fehlende Pfarrer durch Lektoren zu ersetzen, sagt Ulrike Rotermund-Flade. Es gehe eher darum, die Gemeindearbeit auf breitere Schultern zu verteilen. Der Vorteil der Lektoren: „Sie bringen aus ihrem Lebens- und Berufsalltag noch einmal ganz andere, wertvolle Glaubenserfahrungen mit, als jemand, der hauptberuflich im Verkündigungsdienst steht.“
Die meisten Teilnehmer gehören dem Kirchenkreis Elbe-Fläming an, Interessenten gibt es aber auch aus dem Stendaler Raum. Eigentlich hatte der Kurs schon früher starten sollen. Pandemiebedingt wurde der Kursbeginn in den Frühsommer verschoben. Bislang hatten solche Kurse etwa in Bernburg, im Kloster Drübeck oder bei Erfurt stattgefunden. Für die Interessierten aus dem Kirchenkreis Elbe-Fläming bedeutete dies eine lange Anfahrt. „Das Interesse, auch hier im Jerichower Land einen Kurs durchzuführen, ist schon länger da. Jetzt bot es sich auch organisatorisch gut an“, so Ulrike Rotermund-Flade.
Besonders interessant und im Sinne der Ökumene: Auch zwei Katholiken, die im Bereich Gommern ehrenamtlich mit Kindern arbeiten, besuchen den Kurs. „Da muss man dann natürlich auf die Unterschiede in den Messen eingehen“, so Lehrgangsleiterin Ulrike Rotermund-Flade.
Am Ende der Lektorenausbildung steht die Zulassung als zertifizierter Lektor mit der Berechtigung zum Halten von Lesegottesdiensten. In einem Gottesdienst in ihrer Gemeinde - den sie dann nicht selber halten müssen - werden die frischgebackenen Lektoren feierlich eingeführt.