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Corona-Impfungen Hoffen auf den Herbst

Rund fünf Monate nach Beginn der Impfkampagne im Jerichower Land zieht der Landkreis eine positive Zwischenbilanz. Stolz ist Landrat Steffen Burchhardt vor allem auf die tägliche Impfkapazität von bis zu 1000 Personen.

Von Thomas Pusch Aktualisiert: 14.06.2021, 16:54
Walter Fleischer bekam im Gerwischer DRK-Heim „An der alten Eiche“ die erste Impfung im Jerichower Land.
Walter Fleischer bekam im Gerwischer DRK-Heim „An der alten Eiche“ die erste Impfung im Jerichower Land. Foto: Thomas Pusch

Burg - Der von Andy Warhol geprägte Satz, dass jeder 15 Minuten Berühmtheit erlangen könne, wurde am 29. Dezember für Walter Fleischer Wirklichkeit. Der 88-jährige Bewohner des DRK-Heimes „An der alten Eiche“ wurde als Erster geimpft. Damit begann die Impfkampagne im Jerichower Land. Knapp fünf Monate später zog Landrat Steffen Burchhardt (SPD) gegenüber der Volksstimme eine zufriedene Zwischenbilanz. „Wir können ein positives Zwischenfazit ziehen. Es ist uns gelungen innerhalb kürzester Zeit eine Impfkapazität von 1000 Personen am Tag aufzubauen und die Abläufe zu professionalisieren. Wir haben auch viele dezentrale Impfangebote unterbreitet, um es der Bevölkerung leichter zu machen“, so Burchhardt.

Sonderaktionen für Lehrer und Wahlhelfer

Durch die eigene Terminkoordination bis Ende April und die großartige Unterstützung von vielen Hausärzten, der Bundeswehr und dem DRK habe das Jerichower Land eine deutlich höhere Impfquote erreicht als die meisten anderen Landkreise in Sachsen-Anhalt. Viele Kollegen aus der Kreisverwaltung und auch der Beigeordnete Thomas Barz hätten da Herzblut investiert. Barz ist auch Leiter des Impfzentrums. Die fallenden Inzidenzen seien auch ein Ergebnis des guten Fortschritts beim Impfen.

Burchhardt räumte aber auch Schwachstellen ein. „Sicher gab es manchmal auch Sand im Getriebe, der Mangel an Impfstoff hat dazu geführt, dass bis dato die aufwendige Priorisierung der Impfreihenfolge vorgenommen werden muss. Aus unserer Sicht wäre es jetzt sinnvoll, die Prioritäten aufzuheben und allen gleichermaßen Zugang zu Terminen zu ermöglichen“, meinte der Landrat.

Besondere Aufmerksamkeit erzielte die Impfaktion für Grundschullehrer und Erzieher sowie Mitarbeiter in Schulen und Kindereinrichtungen. Das war im Februar, um vor allem den Lehrern rechtzeitig vor dem Beginn der Schule nach den Ferien einen Schutz zu bieten. Bei dieser Aktion wurden rund 800 Personen geimpft. Weiterhin wurden unter anderem kurzfristige Sonderaktionen für die berufenen Wahlhelfer als auch für die Lehrer der erweiterten Schulen eingeräumt. Da sich dies über mehrere Tage erstreckte, war es dem Landkreis auf Nachfrage der Volksstimme nicht möglich, konkrete Zahlen der Geimpften bei diesen Aktionen anzugeben.

Was aber feststeht ist, dass sich die Impfbereitschaft im Laufe der Wochen und Monate gesteigert hat. „Während zu Beginn der Impfkampagne die Bereitschaft innerhalb der Bevölkerung noch verhalten war, wächst diese nun zusehends mit Hinblick auf die Lockerungen und die wieder erlangten Freiheiten für die Geimpften“, hieß es aus der Pressestelle.

Am ersten Impftag im Gerwischer DRK-Heim ließen sich beispielsweise 85 Prozent der Bewohner impfen, aber nur 40 Prozent der Mitarbeiter. Da die Impfstofflage meist nur ein begrenztes Kontingent an Impfungen zugelassen habe, auch jetzt noch zulasse, zeigte sich der Großteil der Bürgerinnen und Bürgern erfreut darüber, einen Termin erhalten zu haben und geimpft zu werden. Vereinzelt sei es dabei durchaus zu Diskussionen hinsichtlich des Impfstoffes gekommen. Vor allem sei dies beim von Astra-Zeneca hergestellten Impfstoff so gewesen. Derzeit werden im Burger Impfzentrum die Erstimpfungen nur mit dem Impfstoff Comirnaty des Herstellers Pfizer-Biontech und dem Präparat von Johnson&Johnson vorgenommen. Der Impfstoff von Astra-Zeneca wird laut Pressestelle nur noch zur Durchführung der Zweitimpfungen geliefert. Diese sind zwölf Wochen nach der Erstimpfung vorgesehen, bei Pfizer-Biontech nach sechs Wochen und bei Johnson&Johnson ist nur eine Spritze notwendig.

Während Anfang des Jahres noch die einzige Konstante war, dass die Liefermengen unkonstant waren, hat sich das mittlerweile normalisiert. „Die Lieferungen kommen im wöchentlichen Rhythmus und grundsätzlich in gleichbleibender Menge. Je nach anstehenden Zweitimpfungen sind rund 1200 bis 1500 Erstimpfungen möglich“, so die Pressestelle des Landkreises.

Zu Beginn der Impfkampagne sind zunächst die Senioreneinrichtungen von zwei mobilen Impfteams angefahren worden, deren Bewohner und Mitarbeiter gehörten zur ersten Priorität. Dann wurden die über 80-Jährigen, die zu Hause leben, angeschrieben. Mittlerweile werden Termine ausschließlich über das Terminserviceportal auf der Internetseite des Landkreises Jerichower Land vergeben. „Dank der Terminvergabe können die Vorgänge entsprechend angepasst werden und bieten die Sicherheit, dass auch nur verfügbare Kapazitäten verimpft werden können“, so die Verwaltung. Bei größeren Firmen der entsprechenden Prioritätsgruppen bestehe die Möglichkeit, dass vorab Listen der impfwilligen Mitarbeiter zugesandt werden und anschließend ein Sammeltermin vereinbart wird.

Eine Prognose, wann alle Impfwilligen versorgt sein könnten, mochte der Kreis nicht abgeben, es gebe zu viele unbekannte Faktoren. Die Impfzentren würden vorerst bis zum 30. September vom Bund finanziert. Es sei davon auszugehen, dass diese Zeit auch vollumfänglich genutzt werden müsse, um sämtliche impfwillige Bürger des Landkreises zu impfen. Inwiefern darüber hinaus noch Bedarf besteht, bleibe abzuwarten.

Bei allen Erfolgen kommt es aber immer noch dazu, dass der Impfmotor stottert. So wies am Dienstag ein 79-jähriger Anrufer darauf hin, dass im Internet keine Termine im Impfzentrum gebucht werden können, obwohl das seit dieser Woche wieder möglich sein sollte.