Zunehmende Infektionen Hoher Anteil an schwerkranken Kleinkindern: Neuer RS-Virus gefährdet Babys im Jerichower Land
Nach dem Coronavirus geistert nun ein weiterer Krankheitserreger durch Deutschland, der für Aufmerksamkeit sorgt. Auch im Jerichower Land kursiert er.
Burg - Es ist zwar nicht neu, aber es verbreitet sich zunehmend: das RS-Virus. Wie bei Corona ist sein Ziel die Lunge. Und das Virus ist auch im Landkreis. Wer ist besonders gefährdet, wie kann man sich schützen?
„Wir verzeichnen in der Helios- Klinik Jerichower Land einen erhöhten Anteil an teilweise schwerkranken kleinen Kindern im Alter von bis zu fünf Jahren“, erklärte Cornelia Hesse, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Die kleinen Patienten litten an Infektionen der unteren Atemwege wie Pneumonie oder Bronchiolitis. Zudem sei der Anteil an sogenannten RS-Viren deutlich gestiegen. Sie wiederum greifen zunächst einmal die oberen Atemwege an.
Körpertemperatur steigt über 38 Grad
Für größere Kinder, Jugendliche und Erwachsene seien die RS-Viren weniger gefährlich und oft verlaufe der Infekt bei ihnen sogar symptomlos. Gefährlich könne dieser Infekt der oberen Luftwege insbesondere für Babys, Kleinkinder sowie vorerkrankte Kinder werden. „Je jünger die Kinder, desto eher kann der Verlauf eine schwere Form annehmen“, so die Ärztin
Sie erklärte auch genauer, was das Virus im Körper anrichten kann: „Der RS-Virus ist ein Infekt der Luftwege, welcher sehr hartnäckig ist und meist mehrere Wochen anhält“. Insbesondere bei Kindern unter drei Jahren könne eine Infektion zu ausgeprägten Erkältungssymptomen und Atemnot führen. Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen und Fieber gehören zu den Leitsymptomen. Meistens gehe die Erkrankung mit einer Körpertemperatur von mehr als 38 Grad einher. Atemschwierigkeiten und Probleme bei der Nahrungsaufnahme seien weitere mögliche Symptome. Häufig kommt es bei einer RSV-Infektion zu einer Lungenentzündung oder Bronchiolitis. „Dabei verengen sich die unteren Atemwege, was bis hin zu bedrohlichen Atemaussetzern und einer mangelnden Sauerstoffversorgung der Kinder führen kann“, warnte sie.
Hygiene ist ein wichtiger Schutzfaktor
Es gibt derzeit keinen Impfstoff zur aktiven Immunisierung gegen das RS-Virus. Frühgeborene, die vor der 35. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, und somit zur Risikogruppe gehören, können prophylaktisch im ersten Lebensjahr mit einer Antikörper-Therapie behandelt werden. „Einen hundertprozentigen Schutz vor einer Infektion liefert diese Maßnahme nicht“, schränkte die Fachärztin ein, „aber es erkrankt nur etwa die Hälfte der behandelten Kinder.“ Zusätzlich würden die Komplikationsrate und die Dauer des Klinikaufenthalts sinken.
„Auch ein starkes Immunsystem und allgemeine Hygienemaßnahmen helfen uns zu schützen“, fügte Cornelia Hesse hinzu. Dazu gehören regelmäßiges Händewaschen, hygienisches Husten und Niesen in die Armbeuge sowie die Reinigung eventuell kontaminierter Gegenstände wie beispielsweise Kinderspielzeug. Die Ansteckung über Flächen kann erfolgen, daher nicht mit den Händen ins Gesicht fassen.