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Nächstes Jahr gibt es mit 60-Liter-Behältern kleinere Mülltonnen / Für Familien wird die Abfuhr teurer Höhere Gebühren: Alles für die Tonne

Von Falk Heidel 02.12.2013, 02:20

Kleinere Tonnen und (für die meisten Verbraucher) höhere Gebühren: Nächstes Jahr ändert sich die Hausmüllentsorgung. Der Kreistag soll einer entsprechenden Vorlage des Landkreises zustimmen. Wofür genau zahlen die Einwohner? Die Volksstimme hat die Kalkulation der Behörde unter die Lupe genommen.

Burg/Genthin l Nächstes Jahr sollen die Abfallgebühren steigen. So will es der Landkreis. Allerdings muss zunächst der Kreistag zustimmen. Das ist vorige Woche nicht passiert. Grund: Die Kreisverwaltung legte dem Gremium eine fehlerhafte Gebührensatzung vor, die der Umweltausschuss ablehnte. Ein Vier-Personen-Haushalt müsste für die Abfuhr der 80-Liter-Tonne jährlich 221 Euro zahlen. Derzeit liegt die Gebühr bei 167 Euro. Die Gesamtkosten der Müllentsorgung beziffert die Kreisverwaltung auf knapp 9,5 Millionen Euro für das kommende Jahr. Diese Zahlen stehen im aktuellen Satzungsentwurf, die Umweltausschuss-Mitglied Dr. Peter Sanftenberg (CDU) als "falsch berechnet" entlarvte: "Statt vier Millionen Liter hat die Verwaltung fälschlicherweise nur 3,4 Millionen Liter Tonnenvolumen für die Gebührenberechnung herangezogen. Daher ist die Gebührenerhöhung um 20 Prozent zu hoch ausgefallen."

Die Erhöhung der Gebühren für die Verbraucher im Jerichower Land begründet die Verwaltung mit vier Argumenten: Weniger Restmüll, weil die Anzahl der Einwohner sinkt. Weil die "Vertragspartner" (zum Beispiel AJL oder MHKW in Rothensee) andere Preise fordern. Weil die Menge der Grünschnittentsorgung steigt und ein Fehlbetrag aus dem Jahr 2012 in Höhe von 1,5 Millionen Euro auszugleichen sei. Eine Erklärung dafür liefert die Verwaltung nicht mit.

Als sicher gilt indes die Einführung der 60-Liter-Tonnen für Restmüll (schwarz) und Bioabfall (braun) ab Januar. Aber: Nicht jeder Haushalt kann eine solche Tonne nutzen. Eine vierköpfige Familie muss nach wie vor einen 80-Liter-Behälter füllen - und natürlich bezahlen. Als Richtwert gelten zehn Liter Restmüll pro Kopf in der Woche. Demnach ergeben sich für diesen Haushalt alle 14 Tage 80 Liter Abfall für die schwarze Tonne. Nach wie vor sollen die Tonnen alle zwei Wochen abgefahren werden.

Hintergrund: Ursache des neuen Satzungs-Entwurfs ist laut Verwaltungs-Fachbereichsleiter Jürgen Bruelheide ein Urteil des Verwaltungsgerichts Magdeburg: "Danach sind wir angehalten, den Verbrauchern einen Anreiz für konsequentere Mülltrennung zu schaffen." Im Klartext: Die Menschen sollen belohnt werden, wenn sie Restmüll vermeiden. Laut Statistischem Landesamt ist das Restmüllaufkommen im Jerichower Land sehr viel höher als in den anderen Kreisen. Bruelheide: "Nach neuesten Zahlen verursacht jeder Landkreiseinwohner im Schnitt 170 Kilo Hausmüll im Jahr. Der Landesdurchschnitt liegt bei 150 Kilo."

Nicht verändern will der Landkreis den Abfuhrrhythmus. Aktuell kommt die Müllabfuhr alle 14 Tage.

Hier im Jerichower Land zahlt der Verbraucher seine Müllgebühren an den Landkreis. Jeder Haushalt bekommt von der Verwaltung einen Gebührenbescheid. In anderen Landkreisen läuft das teilweise ganz anders. Beispiel Anhalt-Bitterfeld mit dem Altkreis Zerbst. Hier gibt es keine Gebühr, sondern ein Preisblatt. Nicht die Kreisverwaltung treibt das Geld ein, sondern ein privates Unternehmen. Für private Haushalte gibt es dort weder 60- noch 80-Liter-Tonnen, sondern grundsätzlich 120-Liter-Behälter.

Hier reguliert sich der Entsorgungspreis für die Einwohner über den Abfuhrrhythmus. Wenn die Tonne voll ist, wird sie zu den entsprechenden Terminen vor die Tür gestellt und mit einer Banderole versehen. Wer viel Müll verursacht, muss häufiger abfahren lassen. Und zahlt dies entsprechend über diese Banderolen. Bezahlen müssen die Verbraucher in beiden Landkreisen einen Mindestverbrauch. Der liegt im Jerichower Land bei 520 Liter Abfall pro Kopf im Jahr - in Anhalt-Bitterfeld liegt die sogenannte Müllmindestmenge bei 480 Litern.

Auch in Anhalt-Bitterfeld beschäftigt sich der Kreistag mit den Müllgebühren - im Gegensatz zum Jerichower Land fallen dort die Preis ab Januar. Ein Vier-Personen-Haushalt zahlt dort etwa 160 Euro pro Jahr. Also wesentlich weniger als hier.

Während ein angeblich enormer Anstieg der Grünschnittmenge von 9000 auf 14 000 Tonnen, also um satte 55 Prozent, als eine der Ursachen für die Gebührenerhöhung genannt wird, bezifferte AJL-Geschäftsführer Dr. Henning Gehm die Kosten für die Verarbeitung einer Tonne Grünschnitts zu Kompost auf etwa 54 Euro. Dazu fragte Christian Kunz im Umweltausschuss: Ist das die effizienteste Methode? Seiner Meinung nach gebe es hierzulande günstigere Verfahren, beispielsweise in Augsburg. Jürgen Bruehlheide: "Wir werden das prüfen."