Horst Neues Storchennest in Lübars
Auf dem Schornstein eines ehemaligen Lübarser Heizhauses im Jerichower-Land ist der Storchenhorst ausgetauscht worden.
Lübars l Hoch hinaus – konkret 28 Meter hoch – mussten am 10. März der Möckeraner Feuerwehrmann André Biedermann und der ehrenamtliche Storchenbeauftragte Peter Gottschalk. Ihre Aufgabe war es, von der Möckeraner Drehleiter aus den alten Storchenhorst vom Schornstein abzubauen und an die Ketten eines Kranes zu hängen.
Behutsam sollte dies geschehen, denn der stattliche Horst sollte am Stück heruntergelassen werden, um danach auf dem Gelände der Loburger Vogelschutzwarte „Storchenhof“ ausgestellt werden zu können. „Storchenhof“-Geschäftsführer Michael Kaatz beobachtete die Aktion vom Boden aus. Er weiß, dass Störche sich gerne solche ungenutzten Schornsteine aussuchen. Er weiß auch, dass so mancher Adebar schon ins Innere gestürzt ist, etwa weil das Tier an dem rutschigen Ruß am Schlot ausgerutscht ist: „Erstaunlicherweise überleben die meisten Tiere den Sturz. Wenn sie dann aber nicht aus dem Schornstein gerettet werden, verhungern sie.“ Kaatz weiß von einem Fall, in dem der Storch drei Wochen im Schlot ausharrte, bevor er gerettet wurde.
Zurück nach Lübars: Hier ist es dem Kranführer Sandro Bunde gelungen, den Horst unbeschadet auf einem Fahrzeuganhänger abzulegen. Die Anzeige im Kran zeigt, dass hier etwa 600 Kilo an den Ketten hingen.
„Der Horst ist schon ein dicker Brocken“, freut sich Michael Kaatz. Gut einen Meter hoch ist das Exemplar, das von Generationen von Adebaren immer wieder ein Stück weiter aufgebaut worden war. Der Klumpen besteht aus Reisig, Erde und allem, was Störche sonst so finden – und von sich geben.
Die Lübarser Gastronomin Margarete Terlinden versorgt Helfer und Schaulustige mit Kaffee und belegten Brötchen. Sie überlegt kurz, dann ist sie sicher, dass der Horst schon seit mindestens den 90er-Jahren da oben als Geburtsstätte zahlreicher Adebare diente.
Doch der alte Horst, der auf das alte Rad einer Beregnungsanlage aufgebaut worden ist, war bereits nach dem Sturm „Kyrill“ 2007 in Schieflage geraten und drohte, irgendwann abzustürzen. Auf Anregung des Lübarsers Florian Kluge und in Absprache mit dem Ortswehrleiter Udo Schmolke wurde angesichts der jüngsten Stürme überlegt, den Horst auszutauschen. In den Kameraden der Möckeraner Feuerwehr und dem Burger Kran-Unternehmer „Engel-Krane“ fand man hilfreiche Unterstützung.
Anstelle des bisherigen Horstes wurde freilich ein neuer Horst auf dem Schlot gebracht. Angefertigt wurde er vom ehrenamtlichen Mitarbeiter des Storchenhofes, Hendrik Seiler.
Storchenexperte Michael Kaatz ist sicher, dass der neue Horst angenommen wird. „Die Störche sind da unempfindlich, sie werden vielleicht einen Moment skeptisch sein, aber dann den Horst annehmen“, glaubt er.
Der Lübarser Horst ist seit Jahren regelmäßig von einem Paar besetzt. Eines der Tiere ist Ostzieher. Die brauchen etwas länger bis ins Lübarser Brutrevier. Deswegen hatte man die Horst-Austauschaktion relativ spät in den März schieben können.
Wer mehr über das Leben der Weißstörche erfahren möchte, sollte die Vogelschutzwarte „Storchenhof“ Loburg in der Chausseestraße 18 besuchen. Dort ist auch der Lübarser Horst seit dem Wochenende zu bestaunen.