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  7. Humor mit Sättigungsbeilage: Kleine Form im Foyer der Stadthalle wiederbelebt

Über hundert Besucher genießen mit allen Sinnen den Heinz-Erhardt-Abend des "gat" Humor mit Sättigungsbeilage: Kleine Form im Foyer der Stadthalle wiederbelebt

Von Stephen Zechendorf 03.04.2012, 05:20

Die Kultur hat in Möckern ein neues Zuhause: Am Sonntagnachmittag hat das neue Foyer der Stadthalle von Möckern bei einem "Heinz-Erhardt-Abend" des "genthiner amateur-theaters - kurz: gat" - seine Vielfältigkeit unter Beweis stellen können.

Möckern l Nach Garderobe, Eingangsbereich, Vorraum zur eigentlichen Stadthalle und Galerie nun also auch Spielstätte für kleinere Veranstaltungen. Wobei angesichts von 109 verkauften Karten der Begriff "kleine Veranstaltung" wohl kaum greift. Ausreichend großzügig verteilten sich die Tische im Foyer.

Das "gat" aus Genthin hatte sich keinen Geringeren als den Meister des Wortes - Heinz Erhardt - ins Programmheft geschrieben. Unter dem Titel "Es kann da keinen Zweifel geben" stand der Heinz-Erhardt-Abend. Wer nun allerdings fürchtete, dass die Darsteller sich quälend abmühen würden, in Wesen und Äußerem dem Original möglichst nahe zu kommen, wurde eines Besseren belehrt. "Original ist eben Original", stellte der Conferencier des Abends, Eckhard Neumann, denn auch schon früh am Abend fest.

Zu einem überwiegenden Teil des Abends wurden die geistigen Ergüsse Erhardts rezitiert oder vorgelesen. Ausnahmen boten die szenischen Einlagen und Sketche, bei denen besonders der gat-Darsteller Axel Lorenz durchaus auf angenehme Weise die Unbedarftheit und Stimmlage von Heinz Erhardt wiederzugeben verstand. Der "Meister des Wortes" im Original" war zwischendurch auch in kurzen Passagen zu hören - vom Band.

Dem Volk aufs Maul geschaut und dann teilhaben lassen

Heinz Erhardt, 1909 in Riga geboren und 1979 in Hamburg gestorben, wurde mit seinem Humor relativ spät, erst in den 50ern und 60ern des vergangenen Jahrhunderts, berühmt. Erhardt schaute den Menschen "aufs Maul" und ließ sie dann an seinen Beobachtungen teil haben. Sein Markenzeichen waren akribische Wortspiele, scharfzüngige Sprachakrobatik und - fast schon ein Widerspruch - die perfekte Verkörperung des "kleinen Mannes". Neben Bühnenauftritten und Auftritten im Fernsehen war Heinz Erhardt auch in mehreren Spielfilmen zu erleben.

In Möckern zu Gehör kamen ausgesprochene Klassiker wie etwa die sa-tierliche Geschichte von der "Made mit dem Kinde hinter des Baumes Rinde" oder der etwas veränderte "König Erl von Johann Wolfgang von Frankfurt". Zu Gehör kamen aber auch zahlreiche Geistesblitze Erhardts, die im vollbesetzten Foyer auch nicht jeder kannte, wie die Reaktion des Publikums bewies.

Nach gut zwei Stunden Programm (mit Pause) gab es von den neun Darstellern des "gat" noch einmal eine geballte Ladung Erhardtscher Aphorismen und Weisheiten, bevor der "Meister des Wortes" erneut vom Band eingespielt zur Verabschiedung, das letzte Wort erhielt.

Möckerns Kulturhaus-Tradition wiederbelebt

Die Idee, mit der Veranstaltung die Möckeraner Kulturreihe "Kleine Form" aufzugreifen, kam ebenfalls an. Vor etwa 25 Jahren gab es im Möckeraner Kulturhaus die Idee, den Besuchern vor dem Kulturgenuss eine Schlachteplatte zu servieren, erinnerte Möckerns Bürgermeister Frank von Holly, der die Besucher vor Programmbeginn begrüßte. "Damals hatten die Menschen keine Zeit, nach der Arbeit erst zu Essen, um dann noch zur Veranstaltung zu gehen. Daher gab es bei der ¿Kleinen Form in Möckern\' das Abendessen in Form einer Schlachteplatte dazu." Dieses Konzept sei damals gut angekommen, weswegen man auch nun sofort zugestimmt hatte, als das "genthiner amateur-theater" wegen eines Gastspiels in Möckern angefragt hatte.

Schloss-Aula war zuletzt oft zu klein

Das "gat" hatte mit der Kombination aus Gastronomie und Kultur bereits im Februar eine erfolgreiche Premiere feiern können. In Möckern hatte das Team des Stadthallen-Gastronoms Charly Liebthal die Gastronomie übernommen.

In wortwörtlich "abgespeckter" Form - nämlich ohne Speisen - gab es die "Kleine Form" in den zurückliegenden Jahren auch in der Aula von Schloss Möckern. Diese erwies sich in jüngerer Vergangenheit jedoch oftmals als zu klein. Angesichts der positiven Resonanz auf den Kulturgenuss am Sonntagabend mögen einige nun auf eine Fortsetzung der "Kleinen Form im Foyer" mit Sättigungsbeilage hoffen.