Denkmal steht seit 2017 leer Investition: Wird der Schlossblick in Möckern bald verkauft?
Ein Investor soll sich angeblich für das längste Gebäude von Möckern interessieren. Geschätzte fünf Millionen Sanierungskosten für das Gebäude „Am Park1“ sind offenbar kein Hindernis. Hat der Leerstand im Denkmal bald ein Ende?
Möckern - Seit über vierzehn Jahren gibt es in Möckern Pläne, das historische Gebäude „Am Park“ gegenüber von Schloss Möckern zu sanieren. Aber immer wieder scheiterte das Projekt an fehlendem Eigenkapital und Fördergeldern. Getan wurde von der Wohnungsbaugesellschaft Möckern als Eigentümer daher nur das Nötigste. Um umfassend sanieren zu können, wurde vor einigen Jahren den verbliebenen Mietern gekündigt. Doch saniert wurde nicht. Nun gibt es Überlegungen, das Gebäude an einen Investor zu verkaufen.
Denkmalsgeschütz: Mit 67 Metern längstes Gebäude von Möckern
Es geht um das Gebäude gegenüber des Schlosses. Es wurde in den Jahren 1725 bis 1727 durch Christian Wilhelm von Münchhausen errichtet. Es soll dem gräflichen Gut als Pferdestall und Speicher gedient haben. Später wurde das Bauwerk als Wohnraum genutzt. Mit seinen 67 Metern Länge ist es nach dem Schloss Möckern das größte Gebäude in der Innenstadt von Möckern.
Durch mehrfache – wenig denkmalgerechte – Umbauten zu DDR-Zeiten sind die Wohnräume verschachtelt und entsprechen in ihrer Ausstattung nicht mehr dem Standard.
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Mangelhafte Bausubstanz im Denkmal - Leerzug im Jahr 2017
So richtig aufwärts ging es hier eigentlich immer nur bei den geschätzten Investitionssummen. 2011 ging man noch von 900.000 Euro Sanierungskosten aus. Im Jahr 2012 erhielt das ehemalige Gutsgebäude eine komplette Dachneueindeckung, um dem zunehmenden Verfall entgegenzuwirken. Etwa 200.000 Euro wurden damals investiert.
Bis 2017 waren einige Wohnungen trotz des desolaten Zustands vermietet. Die Wohnungen wurden zwar schon damals von der Wobau als „nicht mehr vermietbar“ beschrieben, die Bausubstanz galt als „mangelhaft“. Aber gerade wegen der entsprechend niedrigen Mieten waren die Wohnungen für manche Mieter attraktiv.
Damals hatte man ein Konzept zur Sanierung des Barockgebäudes entwickelt. Es sah 16 barrierearme und altersgerechte Wohnungen vor. Dabei sollten Treppenhäuser neu gestaltet und ein Aufzug mit Laubengängen an der Rückseite angebaut werden. Ziel war, unter Berücksichtigung denkmalschutz- und baurechtlicher Erfordernisse Wohneinheiten mit einer hohen Wohnqualität zu schaffen.
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Altes Sanierungsprogramm unrealistisch: Kaltmiete von 20 Euro
Etwa 400.000 Euro aus dem Stadtsanierungsprogramm sollten der Wohnungsbaugesellschaft zur Verfügung gestellt werden. Dabei sollte auch das in Richtung Rathaus angrenzende Gebäude „Markt 5“ einbezogen werden. Funktionsbereiche wie Treppenhaus und Aufzug sollten in diesem Bereich untergebracht werden. In Zusammenarbeit mit einem Beratungsunternehmen konnte die Planungen bis zur Genehmigungsreife vorangebracht werden. Jedoch wäre eine Kaltmiete von rund 20 Euro pro Quadratmeter erforderlich gewesen, um die Sanierung rentabel umzusetzen. Eine solche Miete könne faktisch nicht erzielt werden, hieß es.
Im Herbst 2023 nannte Wobau- Geschäftsführer Holger Wunderlich weitere Gründe, warum immer noch nicht saniert wurde: Vor dem Hintergrund gestiegener Baukosten und energetischer Anforderungen, höherer Finanzierungskosten und einer „fehlenden Förderkulisse“ könne eine Realisierung derzeit wirtschaftlich nicht dargestellt werden. Auf über drei Millionen Euro wurde das Kostenvolumen einer Sanierung inzwischen geschätzt.
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Geschätzte 5 Millionen Euro für Sanierung - Zu viel Geld für die Wobau
Inzwischen wären wohl fünf Millionen Euro für eine Sanierung erforderlich, sagte Möckerns Stadtbürgermeisterin Doreen Krüger Anfang 2025. „Und soviel Geld hat die Wobau nicht.“ Die Stadtchefin ist zugleich Vorsitzende des Aufsichtsrates der Wohnungsbaugesellschaft. Sie nennt zwei Möglichkeiten: „Entweder das Gebäude bleibt im Bestand der Wobau und zerfällt oder wir geben es in vertrauensvolle Hände.“
Eine Ausschreibung der Immobilie gab es laut Aussagen der Stadtbürgermeisterin nicht. Besagte „vertrauensvolle Hände“ haben aber auch ohne Inserat schon gewunken. Wie Doreen Krüger gegenüber der Volksstimme berichtet, ist ein interessierter Investor auf die Wobau zugekommen. Es soll jemand sein, der schon andere solche Objekte in Sachsen-Anhalt betreut, deutet die Stadtchefin an. Noch stünden Termine und Gespräche mit dem Landkreis Jerichower Land bezüglich denkmal- und baurechtlicher Aspekte an.
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Unter Denkmalschutz: Investition bezieht sich nur auf Immobilie Schlossblick
Sollte sich das Interesse des Investoren an der Immobilie mit Schlossblick verfestigen, wäre es Sache des Wobau-Aufsichtsrates, über einen Verkauf zu entscheiden. Auch über eine mögliche Zweckbindung entscheide der Aufsichtsrat, so Krüger. Über den Wert des historischen Gebäudes machte sie keine Aussage.
Dass das Objekt Bestandteil eines denkmalgeschützten Ensembles ist, soll laut Doreen Krüger bei einem Verkauf keine Rolle spielen. „Der Investor muss sich natürlich an das Denkmalrecht halten, ein Zaun ist etwa nicht erlaubt. Auch der Durchgang zwischen Rathaus und Schloss bleibt öffentlich. Es geht nur um das Gebäude.“ Auch soll der Parkplatz vor dem Gebäude für die Öffentlichkeit erhalten bleiben.