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Handwerkerschaft Junge Leute freigesprochen

Die Kreishandwerkerschaft Jerichower Land hat die jungen Gesellen Andreas Blümke und Pascal Delorme bei der Freisprechung ausgezeichnet.

Von Falk Heidel 04.10.2016, 07:00

Burg l Der Arbeitstag von Bäckergeselle Pascal Delorme beginnt um 2 Uhr in der Nacht. Am Freitag hat er unter anderem den Teig für diverse Kuchenkreationen vorbereitet. Zwölf Stunden später konnte er sich an der Festtafel der Kreishandwerkerschaft davon überzeugen, wie sehr die Teilnehmer der Freisprechung die Kuchen- und Häppchenkreationen lobten: "Immerhin feiern wir heute den Tag des Butterbrotes", sagte Landrat Steffen Burchhardt. Handwerkerschafts-Geschäftsführerin Diane Sommer probierte sich durch die liebevoll dekorierten Brothappen - gestand dann aber doch: "Der süße Kuchen ist die reizvollere Alternative."
Erstmals begrüßte sie Handwerksfunktionäre, Ehrengäste und natürlich die Gesellen mit ihren Familien bei den Stadtwerken in Burg. Deren Chef Dr. Alfred Kruse öffnete seine Türen gerne für eine Freisprechung: "Wir wollen die Zusammenarbeit mit der Kreishandwerkerschaft noch ausbauen. Solche Veranstaltungen sind nur ein kleiner Teil der Vereinbarung, es gibt schon jede Menge Ideen." Aktuell sind Kruses Stadtwerke Gastmitglied in verschiedenen Innungen.
Er durfte miterleben, wie sich Maler-Junggeselle Andreas Blümke über eine Auszeichnung von Signal-Iduna-Verkaufsleiter Martin Prost freute: "Nö, damit hatte ich nicht gerechnet", sagte der 20-jährige Leitzkauer zur Volksstimme. Allerdings stand bereits fest, dass er bester Lehrling seiner Innung in unserer Region ist: "Und das völlig zu Recht. Er hat mehrfach gezeigt, dass er etwas von seinem Fach versteht", sagte Hans-Gerhard Kroll. Also ein Kompliment von höchster Stelle - Kroll ist seit 17 Jahren der Vorsitzende des Prüfungsausschusses der Maler- und Lackiererinnung.
Andreas Blümke will sich auf den weiterführenden Lehrlings-Wettkampf in Hamburg vorbereiten: "Wer weiß, vielleicht schafft er es bis zu den Deutschen Meisterschaften", meint Kroll. "Das Talent dafür ist vorhanden."
Ansonsten will Blümke in seinem Ausbildungsbetrieb bei Ingo Sienast in Lindau weiterarbeiten: "Mit eventuellen Meisterlehrgänge will ich mich jetzt noch nicht beschäftigen." Woher er sein Talent für den Beruf hat, wird schnell klar: Vater Edmund ist gelernter Maler und betreibt eine Firma für Hausmeisterservice. Mutter Martina war der Stolz auf ihren Jungen bei der Freisprechung anzusehen: "Wir haben ihn auch immer unterstützt und er hat sich mit diesem tollen Zeugnis dafür bedankt."
Unterdessen erinnerte sich Landrat Steffen Burchhardt in den Grußworten an seine Freisprechung als Bankkaufmann. Auch er hat eine verkürzte Lehre absolvieren dürfen: "An diesem Tag war ich endlich auf Augenhöhe mit den etablierten Kollegen."
Burgs Bürgermeister Jörg Rehbaum sprach darüber, wie sehr ihn die Wandergesellen faszinieren, die regelmäßig zum ihm ins Rathaus kommen. Rehbaum sagte auch: "Jeder kleine Handwerksbetrieb, jeder Bäckermeister weiß, wie schwer es ist, sich gegen die Konkurrenz der großen Konzerne durchzusetzen." Er zählt in seiner Stadt rund 1400 Gewerbebetriebe: "Die Mehrheit gehört zum Handwerk."
In seiner Rede zur Freisprechung sagte Kreishandwerksmeister Konrad Zahn: "Der Materialwert des Gesellenbriefs ist gering. Aber wenn die jungen Handwerker ihre Möglichkeiten ausschöpfen, kann er Gold wert sein." Mit Blick auf die jungen Gesellen sagte er: "Seien Sie jederzeit bereit, sich weiterzubilden. Haben Sie Mut zu Veränderungen. Dann steht einem Handwerker die ganze Welt offen."
Als Malermeister glänzte Konrad Zahn mit einer erstaunlichen Erkenntnis: "Maler ist ein farbiger Beruf."
Schön bunt waren auch die Tortenhäppchen aus der Bäckerei Delorme. Während die Gesellschaft den Kuchen vernaschte, sprach Junggeselle Pascal Delorme von seiner beruflichen Karriere: "Klar will ich eines Tages den Betrieb meiner Eltern übernehmen. Doch zunächst muss ich dafür die Meisterschule absolvieren." Bis es soweit ist, will der 24-Jährige wenigstens eine Zeitlang außerhalb von Burg berufliche Erfahrung sammeln.
Und dann wird er nachts um 2 Uhr vielleicht wieder den Teig vorbereiten - für seine Meistertorte.