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Bürgermeisterwahl Biederitz Kandidaten zeigen Profil beim Volksstimme Wahlforum

Die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in der Gemeinde Biedderitz Kay Gericke, Ina Möbius und Timm Kausmann beantworten Fragen der Volksstimme-Leser beim ersten Wahlforum.

Aktualisiert: 05.09.2023, 16:37
Im Festzelt der Kombüse unterm Leuchtturm in Gerwisch fanden sich etwa 50 Teilnehmer aus den Ortschaften der Einheitsgemeinde Biederitz zum Wahlforum der Volksstimme ein.
Im Festzelt der Kombüse unterm Leuchtturm in Gerwisch fanden sich etwa 50 Teilnehmer aus den Ortschaften der Einheitsgemeinde Biederitz zum Wahlforum der Volksstimme ein. Fotos (6): Arlette Krickau

Gerwisch - Gehört Biederitz eher zu Magdeburg oder zum Jerichower Land? Natürlich zum Jerichower Land! Darin waren sich alle drei Kandidaten um das Amt des Biederitzer Bürgermeisters einig. Mit dieser Frage hatte Volksstimme-Redakteur Mario Kraus am Montagabend das Wahlforum der Volksstimme in der Kombüse unterm Leuchtturm in Gerwisch eröffnet.

Vor etwa 50 Teilnehmern gingen Ina Möbius (CDU), Timm Kausmann (parteilos) und Kay Gericke (SPD) stets fair miteinander um. Die Fragen zum Wahlforum hatten die Volksstimme-Leser im Vorfeld einschicken können, zudem bestand am Abend die Möglichkeit, sich direkt an die Bewerber zu wenden.

Wie sehen Sie die Gemeinde Biederitz in 15 Jahren?

Stadtvillen statt grüner Wiesen spitzte Yvonne Wilke die Entwicklung in der Einheitsgemeinde Biederitz zu, und fragte die Bewerber deshalb, wie sie die Gemeinde in 15 Jahren sehen.

Amtsinhaber Kay Gericke (SPD).
Amtsinhaber Kay Gericke (SPD).
Arlette Krickau

„Wir wollen wachsen, aber müssen dabei unseren Dorfcharakter erhalten“, sagte Ina Möbius. Die Möglichkeit zum Bauen sollte es in allen sechs Ortschaften geben. „Man muss hier alt werden können.“

„Die Infrastruktur bleibt nur, wenn die Kundschaft dafür da ist“, sagte Kay Gericke und warb für eine „Entwicklung mit Augenmaß“. Bei seinem Blick in die Zukunft von 15 Jahren wünschte er sich dieselbe gute Infrastruktur wie aktuell – gerne noch zwei Ärzte mehr. Beim Angebot an Pflegeheimen habe die Einheitsgemeinde seit ihrer Gründung deutlich aufgeholt.

Den Erhalt des dörflichen Charakters sah Timm Kausmann ebenfalls als entscheidend an. Er wünschte sich Barrierefreiheit in 15 Jahren.

Wie können künftig alle Ortschaften gleich gefördert werden?

Wie es denn gelingen werde, in Zukunft alle sechs Ortschaften zu fördern und nicht nur die beiden großen, hakte Thomas Ehlert nach.

Herausforderin Ina Möbius (CDU).
Herausforderin Ina Möbius (CDU).
Arlette Krickau

Gemeinsam darüber sprechen, wie wann was entwickelt werde, kündigte Ina Möbius an.

Die meisten Investitionen habe es dort gegeben, wo die Kinder sind, sagte Kay Gericke, und das sei (mit Ausnahme der Kita in Königsborn) mit den beiden Grundschulen und den Kitas in Biederitz und Gerwisch. Er fügte eine Liste mit Investitionen an, die in den kleineren Ortschaften erfolgt seien.

Was kann man gegen lange Termin-Wartezeiten bei Ärzten und Therapheuten tun?

Lange Wartezeiten auf Termine bei Physiotherapien oder Pflegediensten waren nur zwei Beispiele, die Yvonne Wilke in ihrem zweiten Fragenkomplex ansprach.

Herausforderer Timm Kausmann (parteilos).
Herausforderer Timm Kausmann (parteilos).
Arlette Krickau

„Ich habe keine Lösung“, sagte Ina Möbius. Das wäre als Bürgermeisterin auch gar nicht ihre Aufgabe, sondern dafür gebe es Fachleute. Wichtig sei, dass die Verwaltung die Rahmenbedingungen liefere.

Kay Gericke verwies ebenfalls auf die Zuständigkeit der Kassenärztlichen Vereinigung. Die Unterstützung, die die Gemeinde bieten könnte, offeriere sie natürlich.

Weil Timm Kausmann mit seinem ersten Vorschlag, der Telemedizin, nicht punkten konnte, griff er auf das Konzept der Gemeindeschwester zurück.

Wie sieht es aus mit einer weiterführenden Schule in der Gemeinde?

Mehr als einmal waren sich die Bewerber einig. So setzten Kausmann, Gericke und Möbius jeweils die Finanzen als Schwerpunkt für die kommenden sieben Amtsjahre des Biederitzer Bürgermeisters. Sie zeigten sich offen gegenüber queeren Themen und Veranstaltungen.

Außerdem sprachen sich alle drei für eine weiterführende Schule für die Einheitsgemeinde aus. „Da würde ich mich reinknien“, versprach Timm Kausmann. Auf ihrer Agenda stehe das Thema ohnehin, sagte Ina Möbius. Sie führte mit der unternehmerischen Sicht, als Mittel gegen den demografischen Wandel und für eine bessere Verwurzelung der Kinder vor Ort vielschichtige Argumente an. Nach Auskunft von Kay Gericke (SPD) gibt es ab und zu Anfragen privater Träger.

Während Timm Kausmann die ehemalige Sekundarschule in Königsborn im Blick hatte, erinnerte Gericke, dass sich die Immobilie in Privateigentum befinde. Angesichts von 350 Schülern, die es für eine staatliche Schule benötige, sah der Bürgermeister darin im Moment keine Option.

Wann bekommt Biederitz eine Seniorenvertretung?

Lutz Baumgarten, Vertreter des Kreisseniorenrates, wollte wissen, wann Biederitz ein Mitglied in den Kreisseniorenrat entsendet, und ob es perspektivisch eine eigene Seniorenvertretung in der Gemeinde geben werde.

Noch sei kein Interessent für eine Mitarbeit gefunden worden, erklärte Kay Gericke. „Ich bleibe beim Thema dran.“ Timm Kausmann verband den Wunsch nach einer Seniorenvertretung mit einem Gremium für Jugendliche. Eine generationenübergreifende Zusammenarbeit sei ihm wichtig.

Sie werbe ohnehin schon bei den Senioren, dass sie ihre Interessen lauter vertreten, informierte Ina Möbius.

Wie kann die Wirtschaft künftig gefördert werden?

Auf Frage von Andreas Lange, Gübser Ortsbürgermeister und Mitglied des Biederitzer Gemeinderates, nach der Wirtschaftsförderung fanden Gericke und Möbius unterschiedliche Worte, vertraten aber identische Inhalte.

Andreas Lange, Ortsbürgermeister in Gübs und Mitglied des Gemeinderates Biederitz, gehörte zu den vielen Teilnehmern, die Fragen stellten.
Andreas Lange, Ortsbürgermeister in Gübs und Mitglied des Gemeinderates Biederitz, gehörte zu den vielen Teilnehmern, die Fragen stellten.
Arlette Krickau

Beide verwiesen auf die Bedeutung des Baus der Gewerbegebietsstraße von Königsborn zur Bundesstraße 1 und sprachen darüber hinaus über weiche Faktoren wie Kitas, Schulen und Vereine.

Kausmann warb für seine Idee der energieautarken Gemeinde.

Wie kann das Ehrenamt gestärkt werden?

Von Walter Metscher gefragt, wie die Kandidaten das Ehrenamt stärken wollen, machte Timm Kausmann keinen Hehl daraus, dass er als Vorsitzender zweier Verein gerne schon erfolgreicher beim Gewinnen neuer Mitglieder gewesen wäre. „Werben, werben, werben und die Vorzüge des Vereinslebens aufzeigen“, laute seine Strategie. Vielleicht müsste es hier auch Hilfe aus der Landespolitik geben, indem Ehrenamtliche Sonderurlaubstage für Schulungen und Fortbildungen erhielten. In anderen Ländern sei das schon eingeführt worden.

Wie können die Schulwege sicherer werden?

Mit der Frage nach sicheren Schulwegen machte sich während des Volksstimme-Wahlforums Frust bemerkbar. Eltern würden ihre Kinder gern mit dem Fahrrad von Woltersdorf nach Gerwisch fahren lassen, und eigentlich sind die Bedingungen dafür ideal. Die Strecke ist nicht weit und ließe sich auf einem asphaltierten landwirtschaftlichen Weg gut fahren, wären da nicht die Autofahrer. Für sie ist die Strecke eine beliebte Abkürzung, und das im Moment wegen der Vollsperrung der Ortsdurchfahrt Königsborn umso stärker. Auf der glatten Piste achten viele Autofahrer aber weder auf die Geschwindigkeitsbegrenzung, noch auf den seitlichen Abstand von zwei Metern, mit dem Radfahrer außerhalb von Ortschaften zu überholen sind. Das Nachsehen haben Radfahrer (jeden Alters), für die die Benutzung des Weges sehr gefährlich ist.

Redakteur Mario Kraus moderierte das Wahlforum in Gerwisch.
Redakteur Mario Kraus moderierte das Wahlforum in Gerwisch.
Arlette Krickau

Für den innerörtlichen Verkehr war die Verwaltung vor der Sommerpause auf der Sitzung des Gemeinderates beauftragt worden, zu prüfen, inwieweit Autofahrer auf die Einhaltung des vorgeschriebenen Sicherheitsabstandes beim Überholen von Radfahrern hingewiesen werden könnten. Dazu gibt es bereits Beispiele aus anderen Städten und Gemeinden.

Was sind Ihre Visionen für die Gemeinde?

Von Andreas Lange nach ihren Visionen für die Einheitsgemeinde gefragt, nannte Timm Kausmann eine energieautarke Gemeinde, während Ina Möbius vom Zusammenwachsen der Ortschaften sprach und Kay Gericke eine Entwicklung mit Augenmaß anstrebte.

Wenn ein Kandidat den anderen fragt ...

Schon zu Beginn des Wahlforums angekündigt, erhielten die Kandidaten die Möglichkeit, sich gegenseitig eine Frage zu stellen.

Kay Gericke wollte von Timm Kausmann wissen, weshalb er zur Wahl antrete. Er habe sich für die Wahlberechtigten eine größere Auswahl als zwei Bewerber gewünscht. „Dass es für mich schwer wird, ist mir bewusst.“ Der Zuspruch beim Sammeln der Unterstützerunterschriften habe ihn jedoch in seiner Entscheidung bestärkt.

„Es sind viele Dinge, die mich glücklich machen“, antwortete Ina Möbius auf die Frage von Timm Kausmann, was sie glücklich mache. Schon ein gutes Gespräch reiche dazu aus. Sie sei überhaupt ein glücklicher Mensch.

Von Kay Gericke wollte sie wissen, welche Note er sich für die zurückliegenden fast 14 Jahre als Bürgermeister gebe. Bevor er sich mit einer 2 benotete, räumte er ein, dass es natürlich Entscheidungen während seiner zwei Amtszeiten gegeben habe, die nicht allen passten.