Welt-Emoji-Tag Konfetti pusten und Augenrollen: Emojis unterstützen unser emotionales Befinden beim Schreiben
Haben Sie schon einmal einen genaueren Blick auf das Kalender-Emoji geworfen? Dort ist der 17. Juli aufgeschlagen – auch bekannt als Welt-Emoji-Tag.
Burg - Auf dem Schulhof des Burger Roland-Gymnasiums sind sich die Schüler und Schülerinnen der 5. Klasse einig: Emojis verschicken macht Spaß. „Ich benutze den lachenden Smiley am meisten, weil ich meistens auch gut gelaunt bin“, erzählt Sophie. Damit ist sie nicht alleine. Das Freudentränen-Emoji ist das am häufigsten verwendete Emoji weltweit. Hannah hingegen bevorzugt das Emoji, das von kleinen Herzen umringt ist. Schülerin Nina verschickt gerne das klassische rote Herz an ihre beste Freundin. Bei Ina ist es das braune Herz. „Weil das so gut zu meinen Haaren passt“, sagt sie. Nur Schüler Jerome fügt lieber Zeichen wie xD, vergleichbar mit dem Tränen lachenden Smiley, oder :) in seine Nachrichten ein. „Das Heraussuchen von Bildern dauert so lange und ist komplizierter“, erklärt er.
Tatsächlich benutzen die meisten Jugendlichen also in irgendeiner Form Emojis. Daumen hoch. Aber wie wirkt sich die Nutzung der Bilder anstelle von Wörtern auf unsere Sprache und Psyche im Alltag aus? Machen uns Emojis emotionaler und die Sprache kaputt? Die Meinungen dazu gehen auseinander.
Die Wirkung von Symbolik ist fest in uns verankert
Katharina Mewes, Deutschlehrerin am Roland-Gymnasium, unterstützt die Nutzung von Emojis. „Im Unterricht behandeln wir in regelmäßigen Abständen das Thema Chatsprache. Letztens haben wir ein Gedicht über einen traurigen und einen fröhlichen Regenschirm in Emojis übersetzt. Den Schülern hat das Spaß gemacht und sie motiviert“, erzählt sie. Dass unter der Nutzung von den bunten Piktogrammen die Qualität der Schülertexte und Aufsätze leidet, findet sie nicht. Die Zeichen seien eher eine Bereicherung. Sie selbst nutzt beim Chatten ebenfalls häufig Emojis.
Psychotherapeut Dr. Klaus von Ploetz aus dem Jerichower Land sieht das ganze Thema allerdings etwas kritischer: Mit einem lachenden und einem traurigen Emoji. „Emojis können unsere seelische Ausdruckskraft stärken, aber sie sind auch gleichzeitig eine sehr vereinfachte Darstellung. Innerlich stauen sich bei Jugendlichen aktuell viele Gefühle an. Sie sitzen quasi auf einem emotionalen Pulverfass, und Emojis sind nur kleine Dampfwolken, die daraus entweichen. Außerdem können Emojis häufig unterschiedlich interpretiert werden und zu Missverständnissen führen“, erklärt er. Die Wirkung von Symbolik sei allerdings fest in unseren Köpfen verankert, sagt Klaus von Ploetz. „Unser Handeln wird nur zu fünf Prozent von unserem kognitiven Denken beeinflusst und sehr stark von Symbolik. Nehmen wir zum Beispiel eine schwarze Katze. Die meisten Leute verbinden mit diesem Symbol Unglück“, sagt er. „Das älteste bekannte Smiley gab es übrigens bereits vor über 4000 Jahren“, fügt Klaus von Ploetz hinzu. In der Türkei gruben Forscher einen Tonkrug aus, auf dem eindeutig zwei Augen und darunter ein gebogener Mund zu sehen sind. Das mittlerweile verbreitete Wort „Emoji“ stammt ursprünglich von den japanischen Schriftzeichen für „e“ (Bild), „mon“ (Ausdruck) und „ji“ (Buchstabe).
Emojis als Spiegel der Gesellschaft
Heute haben sich zu dem lächelnden Gesicht mehr als 3000 weitere Bilder gesellt. Das Sortiment auf WhatsApp und Co. gleicht aktuell thematisch geordnet einem kompletten Zoo, einem All-inclusive-Buffet oder einer Flaggen-Olympiade. Und jedes Jahr werden es mehr Emojis. So kamen Ninjas, ein Bumerang und der ausgestorbene Dodo hinzu, aber auch Alltagsgegenstände wie eine Zahnbürste. Zudem wird bei den neuen Emojis verstärkt auf Diversität, wie etwa durch gleichgeschlechtliche Brautpaare oder unterschiedliche Hautfarben, gesetzt.
Die Emoji-Kommunikation ist ganz eng mit unserer Gesellschaft verbunden und spiegelt deren Entwicklungen sehr schnell und genau wider. Das erforschte kürzlich das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache. So sei etwa das Icon (Symbol) eines Einkaufswagens einer der Emoji-Gewinner der Corona-Zeit gewesen, da Lebensmittel-Besorgungen zu den wenigen Aktivitäten gehörten, die im Lockdown noch möglich waren. Andere Bilder wie etwa das Flugzeug und der Fußball seien entsprechend viel weniger genutzt worden. Zum anderen seien bereits bestehende Emojis neu gedeutet worden, allen voran der Smiley mit Gesichtsmaske, eines der meistgenutzten Symbole im Jahr 2020. Manche Emojis wurden im Zuge der Pandemie auch verändert. Ein Beispiel dafür ist laut Leibniz-Institut das Bild einer Spritze mit roter Flüssigkeit, das eigentlich für eine Blutentnahme steht, seit einigen Monaten, aber als Symbol für die Corona-Impfung verwendet worden sei. Apple habe deshalb bei einem Update im Frühjahr die rote Flüssigkeit durch eine bläulich-durchsichtige ersetzt, die einem Impfstoff nahekommen soll.
Auch wenn die Vielfalt groß ist, zeigt eine Untersuchung des Unicode-Konsortiums, eine gemeinnützige Organisation aus Kalifornien, die sich mit der Festlegung von Schriftzeichen in einen digitalen Code beschäftigt: Emojis werden vor allem für positive Emotionen genutzt. Wie bei den Lieblingsemojis der Schüler des Burger Roland-Gymnasiums. Es bleibt also spannend, welche Symbole sich in Zukunft in unsere Chatverläufe schleichen. In diesem Sinne: Zwinkersmiley, Feuerwerk, winkende Hand.