Ausbildungsoffensive Landkreis Jerichower Land will in kommenden Jahren mehr Azubis einstellen
Burg. Mit seinen rund 500 Mitarbeitern ist der Landkreis Jerichower Land einer der größten Arbeitgeber der Region. Doch Personalstärke ist keine Konstante. Allein durch den Weggang in den Ruhestand herrscht ständig Bewegung. „Der Personalentwicklung kommt daher eine besondere Bedeutung zu“, sagte Landrat Steffen Burchhardt (SPD) in einem Pressegespräch. In den kommenden etwa zehn Jahren würden rund 180 Mitarbeiter in den Ruhestand gehen, rund ein Drittel der Kreisverwaltung. Das will Burchhardt mit einer Ausbildungsoffensive auffangen. Schon jetzt ist der Landkreis eine beliebte Adresse für Bewerber. Etwa 70 bis 130 Bewerbungen gehen pro Jahr auf die begehrten sechs Ausbildungsplätze ein. „Da fällt es manchmal wirklich schwer, sich zu entscheiden“, sagte der Landrat. Aus dem Arbeitsmarkt gebe es weniger Bewerbungen, auch weniger mit vollständigen Qualifikationen. So setzt Burchhardt lieber auf die Auszubildenden, bei ihnen wisse man, woran man sei. Von sechs soll ihre Zahl auf jährlich zehn aufgestockt werden. Dem Kreistag wird ein Ausbildungskonzept vorgelegt, schließlich geht es auch um Geld. Jährlich kostet ein Auszubildender etwa 40?000 Euro, die Ausbildung dauer regulär drei Jahre. Doch es geht eben nicht nur ums Geld.
Ausbilder spielen eine ganz wichtige Rolle
Das bedeutet auch, dass mehr Stationen in der Verwaltung geschaffen werden müssen, die von den Auszubildenden durchlaufen werden können. Vier, besser noch sechs sollen es in den drei Jahren sein. Und es bedeutet, dass mehr Verwaltungsmitarbeiter benötigt werden, die die angehenden Kollegen unter ihre Fittiche nehmen. Dafür müssen sie sowohl fachlich als auch charakterlich qualifiziert sein. „Mein Dank gilt den Ausbildern, die eine ganz wichtige Rolle spielen“, so Burchhardt. Voller Eifer seien sie bei der Sache und es sei gar nicht so einfach, alle paar Monate wieder mit einem neuen Auszubildenden anzufangen.
Beliebt ist die Kreisverwaltung aber offenbar nicht nur als Ausbildungsplatz. Jeder, der seine Zeit erfolgreich absolviert, bekommt ein Angebot unterbreitet. Und das laut Landrat nicht unbedingt in der niedrigsten Gehaltsstufe mit der geringsten Verantwortung. Fünf von sechs frischgebackenen Verwaltungsfachleuten nehmen dieses Angebot an. Bei dieser Quote würde der Verwaltungschef auch gerne bleiben.
Nicht nur die Bezahlung ist ein Wohlfühlfaktor
Dazu muss sich Verwaltung attraktiv präsentieren, oftmals sind es ganz andere Faktoren als die Bezahlung. Dazu gehört beispielsweise, dass die schulische Ausbildung nun wieder in Burg angeboten werden kann. Einige Jahre war in der Conrad-Tack-Berufsschule keine Klasse voll geworden, die angehenden Verwaltungsmitarbeiter mussten in Haldensleben die Schulbank drücken. Unter dem Stichwort „Arbeitswelt 4.0“ ist aber noch mehr zusammengefasst. „Schon vor der Pandemie haben wir die Möglichkeit des Homeoffices angeboten“, nannte Burchhardt ein Beispiel. Das sei natürlich nicht in allen Bereichen möglich, etwa dort, wo Besuchszeiten sichergestellt werden müssten, Aber es ist bei weitem nicht mehr eine so unbekannte Arbeitsweise wie vor zehn Jahren. Unter dem Stichwort „Work-Life-Balance“, was das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit beschreibt, sind im Personalentwicklungskonzept noch weitere Angebote aufgelistet. Dazu gehören die flexible Arbeitszeitgestaltung, etwa durch gleitende Arbeitszeit, Freistellungen, beispielsweise um Angehörige zu pflegen, Sonderurlaub für ein Studium oder auch ein Jahr Auszeit, ein sogenanntes Sabbatical. Fortbildungsmöglichkeiten werden geboten, Mitarbeitergespräche geführt und auch Anerkennung und Wertschätzung werden im Konzept aufgeführt.
Neben den regulären Auszubildenden, Absolventen von Gymnasium oder Sekundarschule, setzt der Kreis auch auf Umschüler. Das sind zum einen Menschen, die in ihrem erlernten Beruf nicht mehr arbeiten können, zum anderen ehemalige Bundeswehrangehörige, deren Dienstzeit abgelaufen ist. Sie seien ziemlich schnell zu integrieren, wie sich beispielsweise im Impfzentrum zeigt. „Es ist von Vorteil“, so Burchhardt, „ dass hier ein Logistikbataillon stationiert ist, dessen Arbeit hat viel mit der Tätigkeit in einer Verwaltung zu tun.“ Die Ausbildung von Umschülern kann um ein Jahr verkürzt werden. Spätestens mit dem Ausbildungsjahrgang 2022 soll die Offensive des Landkreises beginnen.