Tag der offenen Tür bei Landwirtsfamilie Rusch auf dem "Lindenhof" in Rietzel Landwirt auf Öko-Lager spezialisiert
Was ist ein Öko-Lager? Wie können Landwirte davon profitieren? Fragen, die auf dem "Lindenhof" in Rietzel bei einem Tag der offenen Tür und so genannten Feldtag erörtert wurden Zu einem Tag der offene.
Rietzel l Auf großes Interesse stieß der Tag der offenen Tür bei den Besuchern, die aus ganz Deutschland und der Region nach Rietzel gekommen waren. Die Öko-Landwirte Dr. Gebhard Rusch und Sohn Alexander stellten dabei ihr Öko-Lager vor. Dies ist nach dem Lager der Naturland Marktgesellschaft in Klötze das zweite zertifizierte Lohn-Lager in Sachsen-Anhalt. "Damit kann der Öko-Betrieb höchste Produktqualität auch nach der Ernte sichern", versicherte Diplom-Agrar-Ingenieur Stefan Simon von der Naturland Fachberatung Öko-BeratungsGesellschaft aus Naumburg/Saale.
Begonnen hatte die Landwirtsfamilie Rusch 1992 als konventioneller Betrieb. "Wir haben aber schnell gemerkt, dass uns die konventionelle Landwirtschaft nicht befriedigt", blickt Dr. Gebhard Rusch zurück. 1998 fiel der Entschluss, als ökologischer Landwirt weiter zu arbeiten. Zwei Jahre später ging es dann als ökologischer Betrieb weiter.
Dr. Gebhard Rusch bewirtschaftete seit 1992 die rückübertragenen Flächen seiner Eltern und Großeltern wieder im Nebenerwerb. Den Wissenschaftler reizte es aber, dieses Land wieder zu bewirtschaften. Sohn Alexander war ebenfalls von der Landwirtschaft angetan, studierte Agrarwissenschaften in Göttingen und führt den Betrieb jetzt im Haupterwerb weiter. Der kleine Ackerbaubetrieb bewirtschaftet 120 Hektar. Erfahrungen sammelte die Rietzeler Familie bei Enno von Katte in Wilhelmsthal.
Mit der Zeit, so Dr. Gebhard Rusch, stellte sich heraus, dass die ökonomische Infrastruktur in den neuen Bundesländern notorisch unterentwickelt ist. Möglichkeiten, den Betrieb zu erweitern, gab es kaum. Daraus entstand die Idee des Lohn-Lagers für Ökogetreide.
So kaufte die Familie eine alte Milchviehanlage am Ortsrand und baute die maroden Gebäude im vergangenen Jahr in kürzester Zeit zu einem Flachlager mit Unterflurbelüftung und erst einmal 4000 Tonnen Kapazität um. Dabei wurde vieles in Eigenleistung errichtet. "Für die Zukunft geplant ist noch eine Beschickungsanlage", erläutert Alexander Rusch voraus.
Einlagern in das Öko-Lager können alle Öko-Landwirte. Und zwar fast alles, was Ackerbauern dreschen. Gewogen, dokumentiert, gereinigt, wenn nötig auch getrocknet, im eigenen Labor untersucht und kontinuierlich beobachtet wird von einer kleinen Menge Senf über einen halben Zug Buchweizen bis hin zu 500 Tonnen Roggen alles.
Nutzer des Lagers war bereits Hauke Volkhammer, Landwirt aus Klein Rodensleben bei Magdeburg. "Die Maschinen sind alle hochprofessionell. Sehr gut finde ich, dass ich die Daten aus dem Labor, wie zum Beispiel Fallzahlen, schnell bekomme. Ich habe meine Ernte für dieses Jahr schon wieder angemeldet", lobte er die Rietzeler. "Super, wir haben schon viele Hallen gesehen. Aber das hier ist toll", meinten Landwirte aus dem Landkreis Diepholz.
Die Vorteile des Öko-Lagers lägen auf der Hand. So sei es für kleine Betriebe in der Region günstig, die nicht immer einen 25-Tonnen-Zug voll bekommen. "Investitionen in ein eigenes Lager sind nicht mehr erforderlich. Es gibt keine Verunreinigung durch konventionelle Ware. Die Lagerhallen können zur Be- und Entladung mit allen Lkw-Typen angefahren werden. Die Wertigkeit der Ware wird erhalten und durch Trocknung und Reinigung sogar noch verbessert", erläuterten Fachleute.
"Feldtag" inbegriffen
In den Tag der offenen Tür integriert war auch ein "Feldtag". In Kooperation mit der Naturland Marktgesellschaft und der Deutschen Saatveredlungs AG wurden Sortenversuche vorgestellt. Die Zwischenfrüchte wurden auf Brachflächen angebaut. So erläuterten unter anderem Donald Lüderitz und Frank Gromeier die verschiedenen Anbauflächen. Es wurde auf die unterschiedlichen Wuchsgrößen sowie auf die einzelnen Zwischenfrüchte eingegangen. Die Landwirte konnten wertvolle Tipps mitnehmen.