Tiere im Jerichower Land Lostau: Rangeleien und erste Flugversuche
Vogelkundler Michael Kaatz vom Storchenhof Loburg berichtet über die jüngsten Ereignisse im „Storchennest“ in Lostau. Was bekannt ist und was nicht.
Lostau - Am 12. Juli bekam das „Storchennest“ in Lostau ein neues Jungtier von der Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg. Hat die Adoptionsmethode funktioniert?
Diese Frage stellt sich, weil unklar war, wie die jungen Tiere untereinander agieren und wie die Altstörche auf das neue Jungtier reagieren werden. Dass alles harmonisch verlaufen und das Jungtier akzeptiert wird, war nicht vorauszusehen. Der Vogelkundler Christoph Kaatz vom Storchenhof hatte darauf hingewiesen, dass sich mitunter „die zugesetzten Jungtiere gegenüber den Stiefeltern aggressiv verhalten.“
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Peter Gottschalk hingegen war von Anfang an optimistischer gewesen: „Der Eltern-Storch ist mit dem einen Jungen nicht überfordert gewesen. Wenn Nahrungsnot gewesen wäre, hätte der Altvogel nicht am Nest gestanden, sondern sich auf die Wiese machen müssen, um genug Futter heranzukriegen“, äußerte er. Auf Nachfrage der Volksstimme berichtet Michael Kaatz nun von den Entwicklungen im „Storchennest“: „Zu Anfang kleine Rangeleien zwischen Nestgeschwistern.“ Und er fügt hinzu: „Das ist aber normal, weil es ja erst einmal eine neue Situation ist. Die Fechten ihre Rangordnung aus.“
Hätten die Rangeleien nicht aufgehört, hätte man den neuen Jungstorch wieder herausnehmen müssen, betont Kaatz. Mittlerweile habe sich die Lage aber schon wieder stabilisiert. Die Altstorche fütterten nach wie vor beide Jungen. Die Adoption hat also geklappt. Erste Flugversuche habe es noch nicht gegeben. Dafür seien die beiden Jungstörche noch zu klein – denn sie sind erst sechs bis sieben Wochen alt. „Aber wenn mal Wind kommt, springen sie manchmal leicht in die Höhe“, verrät Kaatz. Vorbereitungen auf die ersten Flugversuche also.
Vorbereitungen auf den ersten Flug
Der Vogelkundler Kaatz gibt auch gleich einen Ausblick, wie die Entwicklung der Störche wahrscheinlich verlaufen wird. „Ab der neunten bis zehnten Woche fliegen sie gewöhnlicher Weise.“ Bei den ersten Flugversuchen, gehe es darum, dass die Störche es schaffen, wieder auf dem Nest zu landen. Dann kommen die ersten Ausflüge. Sie suchen gemeinsam mit den Altstorchen auf Wiesen, später auch alleine oder mit den Geschwisterstorchen.
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Alsbald würden sie dann das elterliche Nest verlassen und sich im Umkreis von 20 bis 50 Kilometer mit anderen Jungtieren einer Zuggruppe anschließen, erklärt Kaatz. Anfang bis Mitte August beginnen die Störche dann ihren Herbstzug. Die Besonderheit von der Region um Lostau sei, dass es sich um ein Zugscheidenmischgebiet handelt. Der Vogelkundler erklärt, was das bedeutet: „Ein Großteil der Störche fliegt zum Überwintern nach Spanien oder Frankreich, die anderen fliegen über die Türkei nach Afrika in den Sudan oder nach Tschad.“
Trennung der Störche möglich
Für das Lostauer „Storchennest“ könnte das bedeuten, dass die beiden jungen Störche getrennt werden, sollten sie sich für unterschiedliche Zugscheiden entscheiden.