Das Juwel auf dem Lübser Heuberg Lübser will sich im Herbst bei einem Arbeitseinsatz für den Erhalt der Sand-Silberscharte einsetzen
Noch muss sich der Tatendrang durch die Pandemie bremsen lassen, aber im Herbst möchte Kurt Seiler am Heuberg wieder einen Arbeitseinsatz für die Silberscharte starten. Der Lübser setzt sich seit Jahrzehnten für den Erhalt der streng geschützten Pflanze ein.
Lübs - Nicht mehr als den nackten Sandboden benötigt die Silberscharte zum Wachsen. Aber gerade, weil sie auf nährstoffarme Verhältnisse angewiesen ist, befindet sich ihr Vorkommen im Rückgang. War sie früher noch häufig anzutreffen, kommt sie heute nur noch an drei Standorten im Elbtal in Sachsen-Anhalt vor. Der bedeutendste Standort, und deshalb unter ständiger wissenschaftlicher Beobachtung durch die Hochschule Anhalt, befindet sich auf dem Lübser Heuberg.
Vor über 40 Jahren war die Silberscharte dort von Dr. Schnelle wiederentdeckt worden. Als Biologielehrer an die Lübser Schule versetzt, übernahm Kurt Seiler ab 1983 die Pflege und Vermehrung der Silberscharte. Mit einer Arbeitsgemeinschaft hatte er dabei immer Hilfe von Schülern der 9. und 10. Klassen. Das war eine sinnvolle, aber auch mühsame Aufgabe. Kiefern wurden gerodet und der Kiefernanflug kontinuierlich rausgezogen. Ist der Anflug noch klein, geht das mit der bloßen Hand. Hatte er schon Gelegenheit zum Wachsen, muss der Spaten zur Hilfe genommen werden. Neben Kiefern wirken sich auch die aus Nordamerika eingebrachte Robinie und das Land-Reitgras negativ aus.
Mit Pflanzenarten nehmen auch Tierarten ab
„Wenn der Mensch nicht eingreifen würde, würde die Silberscharte auch bei uns verschwinden“, sagte Kurt Seiler. Aber das Verschwinden von Arten müsse unbedingt verhindert werden. „Denn je weniger Folgearten gibt es.“ Mit den Pflanzenarten nehmen auch an den Trockenrasen angepasste Insekten wie Schmetterlinge, Heuschrecken oder Käfer ab, erläuterte Florian Kommraus in der Projektbeschreibung zur Förderung der Sand-Silberscharte. „Als nächstes Glied in der Nahrungskette sind Eidechsen, Vögel und Fledermäuse von der Abnahme ihrer Beutetiere betroffen.“
Ohne das ständige Entfernen des Kiefernanfluges wäre der Heuberg längst zugewachsen und kaum noch als das zu erkennen, was er eigentlich ist: Eine Düne, die am Ende der Eiszeit entstanden ist. Seinen Namen erhielt der (Große) Heuberg einst, weil ihn die Bauern zum Trocknen ihres Heus nutzten, wenn Hochwasser ihre Elbwiesen bedrohte.
Eine weitere Vorgehensweise, den Lebensraum zu erhalten, ist das Plaggen. Dabei werden die Pflanzen und die oberste Bodenschicht abgetragen. Plaggen eigne sich gut, Sandlebensräume zu erhalten, setzte Florian Kommraus hinzu. Konkurrenzstarke Pflanzen wie das Land-Reitgras werden zurückgedrängt, Nährstoffe entnommen und Rohbodenstellen geschaffen.
Arbeitseinsatz im Herbst geplant
Mit dem Samen der Silberscharte vom Heuberg konnte unter anderem in der Nähe von Gödnitz ein weiteres Vorkommen der seltenen Pflanze angelegt werden.
Beim Erhalt des Vorkommens der Silberscharte auf dem Heuberg ist Kurt Seiler sehr dankbar für die Unterstützung, die er vom Heimatverein Liubatici Lübs erhält. Einige Mitglieder sind in Sachen Silberscharte auch schon „alte Hasen“. Sie machten bei den Arbeitseinsätzen schon mit, als sie Kurt Seiler noch als Lehrer organisierte. Im Herbst soll es, wenn es die Pandemie zulässt, möglichst den nächsten Arbeitseinsatz geben, kündigte Kurt Seiler an. Als ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter, bestellt durch den Landkreis Jerichower Land, verfügt er auch über einen Dienstausweis. Hin und wieder muss er den tatsächlich vorzeigen, wenn er bei seiner Arbeit am Heuberg von Auswärtigen, die ihn nicht kennen, unfreundlich angesprochen wird.
Sich die Silberscharte, wenn sie im Juli blüht, anzusehen, dagegen ist nichts einzuwenden. Allerdings muss unbedingt die Umzäunung und Markierung des Geländes beachtet werden, und auch Pflücken ist nicht erlaubt. Besonders schlimm war es 2018, als Leute, die Holz abtransportierten, einfach das Geländer entfernten und quer über den Heuberg fuhren. Vom Heimatverein habe er damals sofort Unterstützung bekommen, die Umzäunung wieder zu reparieren, erinnerte sich Kurt Seiler. Und nach dem Aufruf in der Volksstimme, zum Schutz der Silberscharte den Heuberg weder zu betreten noch zu befahren, sei das, glücklicherweise auch nicht wieder vorgekommen.