Gedenken Messingtafeln gegen das Vergessen
In der Burger Gartenstraße und der Bergstraße wurden Stolpersteine verlegt.
Burg l An das Schicksal der Familien Fraymund und Reig/Laub wurde in der Burger Gartenstraße und der Bergstraße erinnert. Die beiden jüdischen Familien lebten zur Zeit des Naziterrors in Burg und sie überlebten den Zweiten Weltkrieg nicht. Um die Erinnerung an die beiden Familien aufrecht zu erhalten, wurden Dienstag Stolpersteine vor den Häusern verlegt, in denen sie einmal wohnten. Künstler Gunter Demnig hatte in beiden Straßen die Stolpersteine, die quadratischen Messingtafeln mit dem jeweiligen Namen des Familienmitgliedes, auf dem Gehweg verlegt.
„In der Bergstraße 6 lebte Familie Fraymund“, berichtete Joachim Gremmes, Pfarrer im Ruhestand, von der Familie. Abraham Fraymund und seine Frau Mira Mirla kamen aus dem östlichen Russland über Magdeburg nach Burg. Der Sohn Fredi Fred wurde 1929 in Magdeburg geboren, zwei weitere Töchter dann in Burg – Salli und Rachel. Mit dem wachsenden Judenhass kam auch die Gewalt. „Während der Pogromnacht hatten Burger vor dem Haus in der Bergstraße 6 Aufstellung genommen und die Fenster der Wohnung mit Steinen beworfen“, erzählte Gremmes weiter. Die Familie flüchtete am 7. März 1939 nach Mechelen in Belgien und wurde von dort am 26. September 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert. „Alle fünf Familienmitglieder wurden in Auschwitz ermordet“, so Joachim Gremmes. Fünf Stolpersteine erinnern nun dort in der Bergstraße an die Familie, die von den Nationalsozialisten ausgelöscht wurde.
„Familie Reig/Laub lebte in der Gartenstraße 8“, berichtete Joachim Gremmes weiter. Auch dort wurden die Messingtafeln mit den Namen der Familienmitglieder von Künstler Gunter Demnig verlegt. „Hier wohnte der Geschäfts- und Handelsmann Wolf Reig. Ich habe in der Datenbank von jad Vashem die Angabe gefunden, dass er im Jahr 1881 geboren wurde. Mehr war über seine Herkunft nicht zu erfahren“, sagte Gremmes. Er sei nicht nach bürgerlichen Recht, sondern nur nach jüdischen Recht mit Deborah Laib verheiratet gewesen, so Gremmes weiter. Ihre Kinder Hinde, Schmiel und Feiwisch trugen deshalb den Namen Laub, so wie ihre Mutter. „Die Informationen über die Familie sind spärlich. Wolf Reig aber hatte in Burg ein Geschäft für Rohprodukte“, wusste Joachim Gremmes zu berichten. „Das Schicksal von Wolf Reig ist unbekannt. Deborah Laub und Tochter Feiwisch Laub wurden in Auschwitz ermordet. Hinde und Schmiel Laub starben im Jugendalter im besetzten Polen“, so Gremmes.
„Lassen Sie uns auf unseren Wegen, die wir nun gehen, über das Unrecht, das Menschen angetan wurde, ‚stolpern‘, damit wir wachsam und achtsam durch das Leben gehen“, gab Joachim Gremmes den Anwesenden, unter anderem Bürgermeister Jörg Rehbaum (SPD), Mitgliedern des Stadtrates sowie Mitgliedern des Runden Tischs gegen rechte Gewalt, mit auf den Weg.