Neubau geplant Millionen-Investition in Maßregelvollzug Lochow
In der Außenstelle Lochow des Maßregelvollzugs Uchtspringe sollen die Platzkapazitäten erweitert werden. Es ist ein Stationsneubau mit 20 Patientenzimmern, die einzeln oder doppelt belegt werden können, sowie dazugehörigen Funktions-, Dienst- und Therapieräumen geplant.
Möckern/Lochow - „Die Baugenehmigung für das Projekt im westlichen Bereich des hochsicher eingezäunten Areals wurde kürzlich beantragt. Sobald die baurechtlichen Voraussetzungen vorliegen, können die Arbeiten zeitnah beginnen“, informierte Franka Petzke, Pressesprecherin und Leiterin Unternehmenskommunikation bei der Salus Altmark Holding gGmbH Magdeburg, in einer Pressemitteilung. Danach wird das anderthalbgeschossig geplante Gebäude mit einer Grundfläche von 85 mal 15 Metern in einer Modulbauweise aus vorgefertigten Segmenten errichtet.
„Das ermöglicht eine kurze Bauzeit vor Ort mit relativ geringer Beeinträchtigung der klinischen Abläufe“, so Petzke. „Ebenso werden hohe Sicherheitsstandards eingehalten.“ Unter anderem wird die Baustelle durch einen mobilen Hochsicherheitszaun von den Bereichen abgrenzt sein, wo die Betreuung der untergebrachten Personen erfolgt. Mit der Fertigstellung des Stationsgebäudes kann im ersten Quartal 2024 gerechnet werden.
Die Maßnahmen zur Gewinnung von Kunden oder Arbeitshelfern starten noch in diesem Jahr. Es werden zirka 40 neue Mitarbeitende zusätzlich benötigt. Derzeit hat die Maßregelvollzugsabteilung Lochow etwa 130 Beschäftigte, unter anderem mit Expertise in Fachgebieten wie Medizin, Pflege, Psychologie, Sozialarbeit, Ergotherapie und Wachschutz.
18 Millionen Euro an Kosten
„Das Vorhaben in Lochow mit einem Kostenrahmen von etwa 18,4 Millionen Euro reiht sich ein in die vom Land Sachsen-Anhalt festgelegten Kapazitätserweiterungen für den Maßregelvollzug. Damit soll die derzeit angespannte Belegungssituation verbessert werden. Weitere Baumaßnahmen laufen in Uchtspringe und Bernburg“, so die Pressesprecherin. „In den Einrichtungen des Maßregelvollzugs ist seit 2018 ein stetiger Belegungsanstieg zu verzeichnen“, erklärt Anna Katalin Patz, Leiterin des Maßregelvollzugszentrums Sachsen-Anhalt, den Hintergrund der Investitionen. „Es wird prognostiziert, dass dieser hohe Aufnahmedruck in den kommenden Jahren andauern wird. Dies entspricht dem bundesweiten Trend.“ Ursächlich für diese Entwicklung sei nicht nur ein Anstieg der Unterbringungsanordnungen, sondern auch Veränderungen im Patientenklientel, die eine längere Behandlungsdauer notwendig machen. „Die Maßregelvollzugseinrichtungen selbst haben keine Möglichkeit, das Aufnahme- und Entlassungsgeschehen zu steuern. Dies erfolgt ausschließlich aufgrund richterlicher Entscheidungen. Die Kapazitätserweiterungen sind neben therapeutischen Weiterentwicklungen ein wichtiger Beitrag, um der Überbelegung zu begegnen.“
Der Maßregelvollzug Uchtspringe hat derzeit eine Kapazität von 264 Plätzen, von denen 76 in der Außenstelle Lochow geführt werden. Untergebracht sind derzeit insgesamt 305 Personen, wobei sich die Überbelegung am Hauptstandort Uchtspringe niederschlägt und zu bewältigen ist.
Die Voraussetzungen für die geplante Kapazitätserweiterung in Lochow sind aus Sicht der Einrichtungsleiterin gut: „Der Standort hat sich nach außen unauffällig und nach innen dynamisch entwickelt. Die untergebrachten Personen profitieren vor allem von vielfältigen Angeboten der alltagsbezogenen Arbeitstherapie“, verweist Anna Katalin Patz unter anderem auf Tätigkeitsbereiche in Wäscherei, Gärtnerei, Küche und Tischlerei sowie bei der Versorgung von Tieren. „Im Zuge der Weiterentwicklung der therapeutischen Konzepte wird weiter daran festgehalten, im Gemeindegebiet von Möckern keine Vollzugslockerungen durchzuführen“, erneuert die Einrichtungsleiterin eine Zusage, die seit der Inbetriebnahme vor nunmehr 17 Jahren eingehalten wird.
Seit 2006 in Lochow
Als die Maßregelvollzugsabteilung Lochow im Jahr 2006 eröffnet wurde, lagen auf dem knapp fünf Hektar großen Gelände noch große Freiflächen brach. Steine, Geröll und Unkraut beherrschten das Bild. Franka Petzke: „Schrittweise wurde mit der Kultivierung des ehemaligen Bundeswehrareals unter ökologischen Gesichtspunkten begonnen. Es entstanden drei Gewächshäuser und ein Tiergehege. Später konnte die Infrastruktur dank Förderung aus dem Konjunkturpaket II weiter ergänzt werden.“
Der hoch gesicherte Eingangsbereich wurde durch einen multifunktionalen Anbau erweitert und die frühere Kfz-Halle zu einer Werkstatt für Holzbearbeitung umgebaut. Hier können dank fachkundiger Anleitung auch anspruchsvolle handwerkliche Aufgaben erfüllt werden. „Der hohe therapeutische Wert verbindet sich in Lochow also mit vielen nützlichen Projekten und Möglichkeiten zur Selbstversorgung, die den untergebrachten Personen wiederum Selbstbestätigung und Anerkennung verschaffen“, erklärt die Einrichtungsleiterin.
Wertschätzung zollt sie auch den im Laufe der Jahre gewachsenen Kooperationen: „Mit vielen Partnern der Region konnten verlässliche Kontakte aufgebaut werden“, verweist Anna Katalin Patz zum Beispiel auf die Zusammenarbeit mit der Stadt Möckern, der Feuerwehr und der Theologischen Hochschule Friedensau.