1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Stadt hat Investor: Neues Gewerbegebiet in Burg bei Magdeburg nimmt die erste Hürde: Stadtrat stimmt Planverfahren zu

Stadt hat Investor Neues Gewerbegebiet in Burg bei Magdeburg nimmt die erste Hürde: Stadtrat stimmt Planverfahren zu

Der Weg für ein neues Gewerbegebiet in Burg (Jerichower Land) ist frei. Der Stadtrat hat dafür gestimmt, ein Planverfahren für eine Ackerfläche im Ortsteil Madel zu eröffnen.

Von Marco Papritz 16.09.2023, 07:45
Auf einer großen Ackerfläche am Burger Ortsteil Madel soll ein Gewerbepark entwickelt werden.
Auf einer großen Ackerfläche am Burger Ortsteil Madel soll ein Gewerbepark entwickelt werden. Foto: Marco Papritz

Burg - In nicht einmal drei Minuten ist die Sache am 14. September 2023 beschlossen. Nicht einstimmig, aber mehrheitlich stimmen die anwesenden Mitglieder vom Stadtrat für das Aufstellungsverfahren des B-Plans Nr. 123 „Gewerbestandort Madel“, mit dem der Weg für ein neues Gewerbegebiet geebnet werden soll.

Innerhalb der doch recht kurzen Zeit, in dem der Stadtratsvorsitzende Markus Kurze (CDU) die beiden Tagesordnungspunkte zur Abstimmung stellt, erhält auch die nötige Änderung im Flächennutzungsplan – eine landwirtschaftliches Areal soll in ein gewerbliches umgewandelt werden – die mehrheitliche Zustimmung. Immerhin: sechs Gegenstimmen sowie zwei Enthaltungen gibt es.

Wie ist die Stimmung im Stadtrat zum Gewerbegebiet?

Bewohner aus Madel, die der Stadtratssitzung beiwohnten, hätten sicherlich mehr Diskussionen erwartet. Die gab es in den Ausschüssen, die sich im Vorfeld der Ratssitzung mit dem Thema befasst haben. Dort ist seitens der Stadtverwaltung klar gemacht worden, dass man gegenwärtig keine großen Flächen für neue Gewerbeansiedlungen zur Verfügung habe, die beispielsweise für ein größeres Projekt angeboten beziehungsweise genutzt werden könnten. Die Entwicklung eines oder mehrerer Areale sei also unumgänglich, wie es beispielsweise von Bürgermeister Philipp Stark (parteilos) gegenüber der Volksstimme hieß.

Mit sechs Gegenstimmen und zwei Enthaltungen, aber mehrheitlich hat der Stadtrat Burg am 14. September 2023 für die Eröffnung des Planverfahrens für das neue Gewerbegebiet gestimmt, das bei Madel entstehen soll.
Mit sechs Gegenstimmen und zwei Enthaltungen, aber mehrheitlich hat der Stadtrat Burg am 14. September 2023 für die Eröffnung des Planverfahrens für das neue Gewerbegebiet gestimmt, das bei Madel entstehen soll.
Foto: Marco Papritz

Dynamik kommt in das Vorhaben, da sich ein Investor gemeldet hat, der sich für eine Ansiedlung interessiert. Daher drückt die Stadtverwaltung auf die Tube, was nicht bei jedem gut ankommt. Clemens Engel (CDU) etwa störte sich daran, dass eine Informationsveranstaltung von und mit Stadt und Investor kurz vor der Stadtrat-Sommerpause als eine Art Grundsatzbeschluss gewertet werden sollte, wogegen sich Engel im Umweltausschuss explizit aussprach.

Dort erhielt das Vorhaben ebenso viele Für- wie Gegenstimmen. Stimmengleichheit bedeutet eine Ablehnung. Im Wirtschafts- und Vergabeausschuss ist dann von Uwe Hornung (CDU) der Änderungsantrag eingebracht worden, diesen Passus des nichtöffentlich gefassten Grundsatzbeschlusses zu streichen. Generell befürworten die Ratsmitglieder eine Gewerbeansiedlung. In der Planung müsse aber unbedingt auf die Belange der Bewohner von Madel beachtet werden, hieß es von einigen Mitgliedern.

Wer ist der Investor?

Das ist offen. Man könne dazu noch nichts sagen, da ein städtebaulicher Vertrag noch nicht geschlossen wurde, man in Verhandlungen stehe, so Philipp Stark. Das lässt Raum für Spekulationen. Leser der Volksstimme hoffen, dass es sich um produzierendes Gewerbe handelt, und kein Logistikunternehmen, „für das der landwirtschaftliche Boden geopfert wird“, wie es etwa beim Facebook-Kanal der Volksstimme heißt.

Der Gewerbestandort soll östlich der Bundesstraße 246a auf dem Territorium vom Burger Ortsteil Madel entwickelt werden.
Der Gewerbestandort soll östlich der Bundesstraße 246a auf dem Territorium vom Burger Ortsteil Madel entwickelt werden.
Grafik: prePress Media Mitteldeutschland

Zumindest kann von einem ernsthaften Interesse ausgegangen werden. Denn mit der Eröffnung des Planverfahrens soll mit dem Investor ein Vertrag geschlossen werden, wonach er die Kosten für das Planungsbüro – gerechnet wird mit etwa 25.000 Euro – übernimmt. Die Stadt selbst kann die Kosten nicht tragen angesichts eines nicht bestätigten Haushalts und klammer Kasse, möchte aber langfristig Steuereinnahmen generieren.

Wie geht es nun weiter?

Zunächst einmal wird ein Planungsbüro beauftragt, ein städtebaulicher Vertrag mit dem Entwickler geschlossen. Art und Maß der Nutzfläche, Erschließung, Schutzmaßnahmen für die Bewohner von Madel, Ausgleichsmaßnahmen – das alles gilt es festzulegen. Ist ein Entwurf erstellt, steht dieser beim Stadtrat zur Abstimmung. Einwohner haben zudem die Möglichkeit, sich mit ihren Anliegen einzubringen. Einem Feststellungsbeschluss folgt das Genehmigungsverfahren, ehe der Bauleitplan in Kraft tritt, so eine kurze Zusammenfassung. Nur weil das Planverfahren nun eröffnet wird, heißt es nicht, dass das Projekt beschlossene Sache ist.

In nicht einmal drei Minuten sind die beiden Tagesordnungspunkte zur Gewerbeansiedlung in Madel im Stadtrat von Burg behandelt worden.
In nicht einmal drei Minuten sind die beiden Tagesordnungspunkte zur Gewerbeansiedlung in Madel im Stadtrat von Burg behandelt worden.
Foto: Marco Papritz

Wem gehört das Areal?

Die Ackerfläche, auf der sich ein verwaistes Gehöft befindet, erstreckt sich zwischen der B246a, der Ortschaft Madel und Wald. Es umfasst mehrere Tausend Quadratmeter und kann daher als Filetstück bezeichnet werden. Ein Filetstück, das mehrere Eigentümer hat. Denn es befindet sich nicht ausschließlich im Besitz der Stadt, sondern auch in privater Hand. Verhandlungen sollen allerdings laufen.

Wieviel Intel steckt im Vorhaben?

So einiges, auch wenn es erstmal keine direkte Verbindung gibt. Dennoch kann das Projekt als großer Wurf für Burg durchgehen, wenn auch in viel kleinerer Dimension im Vergleich zum Megacoup der Landeshauptstadt mit dem Chiphersteller angesichts der Milliardeninvestitionen.

Aber: Die Magdeburger Stadtverwaltung hat den Deal über Ankäufe von Ackerflächen am Eulenberg im Bereich der Ortschaft Beyendorf-Sohlen über die Landgesellschaft vorbereitet, bei Informationsveranstaltungen eine große Gewerbeansiedlung unter dem Titel „Industriegebiet Eulenberg“ angekündigt, parallel zu den Verhandlungen mit Intel und ohne dabei die Katze aus dem Sack zu lassen. Für die Chipfabrik wird kostbarer Boden – sogenannter 100er und damit bestbewerteter Boden – „geopfert“ und umgelagert. Der Boden bei Madel soll nicht ganz an diese Qualität heranreichen.

Auf der Fläche, die bei Madel (Ortsteil von Burg) zu einem Gewerbepark entwickelt werden soll, befindet sich ein verlassenes Gehöft.
Auf der Fläche, die bei Madel (Ortsteil von Burg) zu einem Gewerbepark entwickelt werden soll, befindet sich ein verlassenes Gehöft.
Foto: Marco Papritz

Ähnlich wie dies beim Burger Umweltausschuss im August 2023 angedeutet wurde, gibt es rechtliche Wege etwa über einen Bodentausch, damit eine Gewerbeansiedlung nicht an der Grundstücksfrage scheitert. Auch in Magdeburg ist solch ein Verfahren ins Spiel gebracht worden. Dort haben übrigens Bewohner der Siedlung Baumschule, die am Rande des Intel-Areals liegt – oder besser gesagt lag –, ein neues Zuhause gefunden. Nämlich woanders. Sie wurden nach einer vorherigen Einigung umgesiedelt.