Namensgeber für Sporthalle Radsport-Legende Täve Schur feiert mit 90 Jahren Erfolgserlebnis
Die Sporthalle der Berufsbildenden Schulen ist die größte des Landkreises. Nun trägt sie den Namen der in Heyrothsberge geborenen Radsport-Legende Täve Schur.
Burg - Die Liste der Erfolge von Gustav Adolf, genannt Täve, Schur ist lang. Nicht umsonst wird er gemeinhin nicht nur als Radsportler, sondern als Radsport-Legende bezeichnet. Als erster Deutscher gewann er die Weltmeisterschaft der Amateure und die Internationale Friedensfahrt, neunmal wurde er Sportler des Jahres in der DDR, das schaffte kein anderer Athlet. Was ihm aber jetzt widerfuhr, schien ihn mehr zu bewegen als jeder Sieg.
Unter einem Vorwand war der gebürtige Heyrothsberger, der seiner Heimatregion immer treu geblieben ist, vom Biederitzer Bürgermeister Kay Gericke (SPD) nach Burg gefahren. Ziel war die Sporthalle der Berufsbildenden Schulen „Conrad Tack“. Dort wurde er nicht nur von Landrat Steffen Burchhardt (SPD), sondern auch von den Weggefährten Günter Grau, Ehrenprädident des Landes-Radsportverbandes, und dem ehemaligen Radsportler Hans-Jürgen Rusczyk sowie dem stellvertretenden Leiter des Friedensfahrtmuseums Klein Mühlingen, Ralf Fiebelkorn, in Empfang genommen. So langsam ahnte Schur wohl, dass es um ihn gehen würde. Die Laudatio des Landrates machte dann alles klar.
Ehrung zum Geburtstag war nicht möglich
„Leider konnten wir nicht mit dir zusammen Geburtstag feiern, sonst wäre dir die Ehre schon dann zuteilgeworden“, sagte Burchhardt. Schur feierte am 23. Februar seinen 90. Geburtstag. Einmal hat er gesagt, der Mensch bewege sich nicht weniger, weil er alt wird, sondern werde alt, weil er sich weniger bewege. Das spreche Bände, meinte Burchhardt.
Erst spät sei Schur zum Radsport gekommen, was zeige, dass einen manchmal auch ein unbändiger Wille ganz nach vorn bringen könne. Neben all seinen Siegen sei den meisten aber eine Niederlage Schurs im Herzen geblieben. Bei der Weltmeisterschaft 1960 ließ er auf dem Sachsenring seinen Freund und Teamkameraden Bernhard Eckstein an sich vorbeiziehen und wurde Zweiter.
„Für uns bist du der populärste Sportler der DDR-Geschichte, für den Radsport hast du unglaublich viel getan, bevor er später von anderen besudelt wurde“, zählte der Landrat weiter auf. Der berühmteste Sportler des Jerichower Landes ist seit 2009 auch Ehrenbürger von Biederitz. Schur sei ein Athlet mit echtem Charakter, der in schweren Zeiten der Bevölkerung auch Hoffnung gegeben habe. Und das in einer Zeit, in der man mit Sport auch nicht reich werden konnte.
Als Werbeträger fr die Region unterwegs
Er würdigte Schur auch als Werbeträger der Region, der immer wieder auf deren Schönheit aufmerksam gemacht und das Kennenlernen auf dem Fahrrad oder mit Wanderschuhen empfohlen habe. Er sei seiner Heimat immer verbunden geblieben, nicht nur körperlich, sondern auch mit dem Herzen. Daher solle es nun auch etwas geben, das seinen Namen für immer mit dem Landkreis verbindet. Breite Einigkeit habe es unter den Kreistagsfraktionen gegeben, die größte Sporthalle des Landkreises, die zu den Berufsbildenden Schulen gehört, nach ihm zu benennen. Zwei Tafeln im Vorraum der Halle zeichnen zudem den sportlichen Erfolgsweg von Täve Schur für nachfolgende Generationen nach.
„Ich bin sehr, sehr selten so geplättet gewesen“, sagte Schur, nachdem die Tafel enthüllt worden war. Angesichts der vielen Weggefährten, die er nach Burg bekommen habe, müsse der Landrat sehr gute Kontakte zum Bundesnachrichtendienst haben. Er selbst hatte versucht, herauszubekommen, warum er denn wohl am 21. Mai nach Burg kommen sollte, „aber es hatte niemand von einer sportlichen Veranstaltung gewusst“, sorgte Schur für Lacher. Auch beim Vorsitzenden des Kreissportbundes, Lutz Lapke, der ebenfalls nichts verraten hatte. So sei er mit einem Straßenkreuzer ins Ungewisse gefahren.
Blick auf die Natur und Ansprüche der Menschen
Er empfand diese Ehrung als „gewaltigen Augenblick“ und als ein „ganz einmaliges Erfolgserlebnis mit 90 Jahren“. Künftig werde er wohl mit hochhackigen Schuhen durch die Gegend gehen. Er habe sich überlegt, was er dem Landkreis denn als Gegenstück geben könnte, um seine Dankbarkeit zu zeigen. Und er kam auf eine Idee. „Ich habe noch einen Silberpokal von 1954, den konnte ich vor den Museen retten“, sagte er. In Solingen wurde er bester Deutscher bei der Weltmeisterschaft, den Pokal schenkt er dem Landkreis, und nun war der Landrat berührt.
Schur sprach aber nicht nur vom Sport, sondern gab auch so manche Ansicht über die Welt weiter. Mit Blick auf die Natur meinte er, man müsse um jeden Baum kämpfen. Wenn jeder Landkreis so grün wäre wie das Jerichower Land gäbe es keine Probleme, entgegnete Burchhardt. „Das weiß ich nicht, die anderen Landkreise kenne ich nicht“, parierte Schur. Wichtig sei auch, dass sich Mensch und Tier verstehen. Zwei Nachbarshunde seien seine besten Freunde. „Wenn ich mir ein Fertiggericht mit Grünkohl und Wurst mache, bekommen die immer die Wurst“, erzählte er und nahm dann den globalen Blick ein. Alle wollten leicht leben, gut essen, sich alles leisten können, die Menschheit verfette. „Damit“, sagte er mit schelmischem Blick zu Kay Gericke, „bist nicht du gemeint.“