Zum Jahresende 2014 packt die Konrad-Adenauer-Stiftung endgültig ihre Koffer und geht nach Magdeburg Schloss Wendgräben: Käufer hat unterschrieben
Nun ist es amtlich: Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) verlässt Ende des Jahres 2014 Schloss Wendgräben. Ein Investor aus Saarbrücken hat die Immobilie gekauft. Noch bis Ende Dezember soll im idyllisch gelegenen Bildungszentrum zwischen Möckern und Loburg der Betrieb aber ganz normal weitergehen.
Wendgräben l Der geplante Verkauf war zwar lange bekannt, kommt für viele Wendgräbenfreunde nun aber doch überraschend: Gestern teilte die Leiterin des Bildungszentrums, Alexandra Mehnert, mit, dass der Kaufvertrag bereits im Dezember 2013 unterschrieben worden ist. Käufer der Immobilie ist demnach eine Unternehmensgruppe aus Saarbrücken, die "Munitor AG".
Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung zieht vermutlich im Dezember 2014 oder Januar 2015 in neue Räumlichkeiten in der Landeshauptstadt Magdeburg. Alexandra Mehnert betont aber: "Der Seminarbetrieb und die Gastronomie in unserem Hause gehen bis zum Jahresende 2014 in geplanter Weise weiter. Es kommt zu keinerlei Einschränkungen des Angebotes."
Angekündigt hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung bereits im November des Jahres 2011, dass sie sich aus Kostengründen von ihren drei Groß-Immobilien Schloss Eichholz und St. Augustin (beide Rheinland) und Schloss Wendgräben trennen wolle.
So wie es die KAS in ihrer Verkaufsausschreibung gefordert hatte, erwirbt die Munitor Gruppe alle drei Stiftungs-Objekte. Die Munitor Gruppe beschäftigt sich mit der Entwicklung von Immobilien schwerpunktmäßig im Raum Saarbrücken und München.
Noch keine Klarheit über die Nachnutzung
Über die Möglichkeiten einer Nachnutzung von Schloss Wendgräben weiß man auch in der Zentrale der KAS-Bildungsstätte nichts genaues. "Der Investor hat mehrere Vorstellungen zur weiteren Nutzung, aber er hat sich noch nicht festgelegt, was aus Schloss Wendgräben werden könnte", sagte gestern Alexandra Mehnert.
Diese Aussage mag verwundern. Denn eigentlich war der Verkauf von Schloss Wendgräben ausdrücklich an ein Nutzungskonzept geknu¨pft, welches der KAS als Verkäufer zusagen mu¨sse. Dazu hatte sich noch im März 2013 die Gesamtleiterin für Politischen Bildung bei der KAS, Melanie Piepenschneider, wie folgt geäußert: "Bezu¨glich des vom Investor unterbreiteten Konzeptes fu¨r Wendgräben haben wir keine Bedenken fu¨r die Nachnutzung".
Die in Saarbrücken ansässige Munitor Gruppe Munitor Gruppe verweist in ihrem Internet-Auftritt auf "jahrelange Erfahrung in der Immobilienbranche". Seit 1983 setze man "durch unsere maßgeschneiderten Lösungen Maßstäbe und liefern beste Ergebnisse bei Immobilienverwaltung und Projektentwicklung."
Mitte des Jahres hatte der Munitor-Geschäftsführer Manfred Müller dem Schloss Wendgräben einen Besuch abgestattet und sich dort mit der KAS-Leitung und der Gastronomen-Familie unterhalten. Für die Volksstimme war das Unternehmen gestern für Nachfragen nicht erreichbar. Auch zur Höhe des Kaufpreises gab es gestern keine Angaben.
Freundeskreis Wendgräben zeigt sich enttäuscht
Mit Enttäuschung reagierten die Mitglieder des Freundeskreises Wendgräben auf den vollzogenen Verkauf. "Wir wussten ja auch lange von dem beabsichtigten Verkauf, aber die wiederholte Verschiebung eines Vertragsabschlusses hatte uns immer auch hoffen lassen, dass es in Schloss Wendgräben weitergeht", sagte die Geschäftsführerin Christa Nowak gestern. Sie erklärte, der Freundeskreis wolle nun seinerseits mit dem neuen Investor in Kontakt treten, um zu prüfen, wie man sich in die weitere Zukunft des Schlosses einbringen kann.
Der Freundeskreis Wendgräben fu¨hrt im Schloss Wendgräben kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte, Ausstellungen und auch Seminare durch. Im Freundeskreis Wendgräben versammeln sich all jene, die hier in dem Haus gelebt und gelernt haben, und all jene, die der Konrad-Adenauer-Stiftung verbunden sind", erklärt Christa Nowak.
Der Verein hatte sich auch für den Verbleib des Schlossgartens im Tourismus-Projekt "Gartenträume Sachsen-Anhalts" eingesetzt. Erst kürzlich war der Garten von Schloss Wendgräben in diese Reihe besonderer Gärten aufgenommen worden. Etwa 75 Prozent der Mitglieder besuchten vor der Wende hier die Schule, als das Haus noch Heimoberschule war. Der Freundeskreis besteht derzeit aus 136 Mitgliedern.
Als mögliche Nachnutzung sehen die Freunde Wendgräbens etwa eine Art Reha-Klinikbetrieb. Nicht unvorstellbar angesichts des parkähnlichen Grundstu¨ckes mit einer Gesamtgrundstu¨cksgröße von etwa 12 Hektar, bebaut mit einem Herrenhaus, das unter Denkmalschutz steht. Die Nutzfläche wird mit komfortablen 3500 Quadratmetern angegeben. Die Fläche verteilt sich auf 18 Einzelzimmer, 22 Doppelzimmer, neun Bu¨ros und zehn Seminarräume. Dazu kommen ein Restaurant mit Ku¨che, eine weitere Gastätteneinrichtung im Untergeschoss und eine Sauna, die auch von den Bu¨rgern der umliegenden Dörfer genutzt wird.
Stiftung will Räume in Magdeburg beziehen
Über die Zukunft der derzeit zehn Mitarbeiter der Stiftung im Schloss konnte Alexandra Mehnert gestern ebensowenig Auskunft geben, wie zu den künftigen Räumlichkeiten, welche die Stiftung in Magdeburg beziehen will.
Zu den Schwerpunktthemen des Seminarangebotes der Konrad-Adenauer-Stiftung im Bildungszentrum Wendgräben in diesem Jahr gehören im Seminarangebot die Aufarbeitung von Diktatur sowie 25 Jahre Mauerfall.
Zu den letzten festlichen Veranstaltungen des Jahres 2014 könnte auch das Sommerfest der Landes-CDU gehören. Zumindest hatte Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel beim Sommerfest 2013 in Wendgräben angekündigt, gerne die letzte Möglichkeit noch einmal zu nutzen, das Sommerfest im Schloss Wendgräben zu feiern.