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Trendsport für Ältere Mit Video: Seltene Sportart in Sachsen-Anhalt - Finale im Walking Football in Nedlitz

Nedlitz (Jerichower Land) ist der Austragungsort der ersten Landesmeisterschaft im Walking Football. Geh-Fußball fordert die Spieler genauso wie das Spiel auf dem großen Feld.

Von Thomas Pusch Aktualisiert: 04.09.2023, 14:22
Erstmals fand eine Landesmeisterschaft im Walking Football statt. Das sollte natürlich auch fotografisch festgehalten werden.
Erstmals fand eine Landesmeisterschaft im Walking Football statt. Das sollte natürlich auch fotografisch festgehalten werden. Thomas Pusch

Nedlitz - Walking Football (deutsch: Geh-Fußball) ist eine junge Sportart für ältere Menschen. Die Spieler tragen das Prädikat „Ü 50“ und jede Menge Spaß. So wie in Nedlitz (Jerichower Land), wo nun die erste Landesmeisterschaft im Walking Football auf die Beine gestellt wurde. Tore gab es dabei satt. Aber darauf kommt es nicht unbedingt an.

Im Video: Landesmeisterschaft im Walking Football mit nur drei Mannschaften

 
Erstmals fand eine Landesmeisterschaft im Walking Football statt und das in Nedlitz. (Kamera: Thomas Pusch, Schnitt: Torsten Grundmann)

Der Sportplatz am Vehlitzer Weg hat einen festen Platz in den Sportgeschichtsbüchern sicher. Dort fand die erste Landesmeisterschaft im Walking Football statt. Turniergewinn und Landestitel holten sich zwar andere, aber Ausrichter SV Germania Nedlitz hätte für seine Organisation auch einen Pokal verdient gehabt.

Keine Massensportart, aber mit gutem Zulauf

Walking Football ist keine Massensportart. Gerade einmal drei Mannschaften üben diese Variante des Fußballs, bei der nur gegangen, nicht aber gelaufen oder gerannt werden darf, in Sachsen-Anhalt aus. So war das Teilnehmerfeld bei der Landesmeisterschaft mit dem gastgebenden SV Germania Nedlitz, dem TuS Magdeburg-Neustadt und dem Team Harz der SG Heudeber/Derenburg recht übersichtlich. Als Gast war der TSV Mariendorf aus Berlin dabei. Und der sollte überraschen.

Lesen Sie zum Geh-Fußball auch einen Kommentar.

„Der Fußballverband hatte angefragt, ob wir die Meisterschaft ausrichten können und das ist doch ein schönes Aushängeschild für unseren Verein“, sagte Vereinsvorsitzender Henrik Hartmann im Gespräch mit der Volksstimme. So werde der SV Germania Nedlitz immer mit der Erstauflage verbunden sein. Der freute sich in diesem Jahr schon über guten Zuwachs, im Jugendbereich und – im Walking Football.

Spannende Spielszenen gab es viele, wie hier im Duell zwischen Germaniea Nedlitz (orange) und dem TSV Mariendorf.
Spannende Spielszenen gab es viele, wie hier im Duell zwischen Germaniea Nedlitz (orange) und dem TSV Mariendorf.
Foto: Thomas Pusch

Das wird seit fünf Jahren in Nedlitz gespielt. Ursprünglich hatte Abteilungsleiter Holger Schock Fußball gespielt. Mit dem Alter kamen bei ihm und Mitspielern Verletzungen hinzu und nach Jahren auf dem Kleinfeld suchte er im Internet nach einer neuen Sportart. „Da stieß ich per Zufall auf Walking Football, das in England erfunden wurde“, erzählte er der Volksstimme. Anders als in Sachsen-Anhalt mit drei Mannschaften gebe es dort tausende.

Schiedsrichtermüssen aufpassen

Ab 55 Jahren dürfe die Sportart betrieben werden, zwei Spieler, die erst über 50 Jahre alt sind, dürften in der sechsköpfigen Mannschaft auch mitspielen. So reicht das Spektrum beim SV Germania von 52 bis 73 Jahre. „Im Schnitt sind wir Anfang 60“, sagte der Abteilungsleiter.

Die Schwierigkeit bei der Variante sei, sich zu beherrschen, nicht zu laufen. „So kannst du auch den Ball nicht deinem Mitspieler in den Lauf spielen, sondern musst genau auf den Mann passen“, erklärte er.

Andreas Härtel gehörte in Nedlitz zum Schiedsrichtergespann und erklärte, was den Unterschied zum herkömmlichen Fußball ausmacht.
Andreas Härtel gehörte in Nedlitz zum Schiedsrichtergespann und erklärte, was den Unterschied zum herkömmlichen Fußball ausmacht.
Foto: Thomas Pusch

Für die Schiedsrichter ist es auch keine leichte Aufgabe. Es sei schon eine Umstellung zum herkömmlichen Fußball, meinte Andreas Härtel. „Man darf nicht nur den Ball, sondern muss die gesamten Mannschaften im Auge haben“, erklärte er.

Spielbetrieb bedeutet für die Nedlitzer in erster Linie das Training, das immer freitags stattfindet, im Sommer am Vehlitzer Weg, im Winter in der Halle in Königsborn. Turniere sind da eine schöne Abwechslung. „Im Juni waren wir bei einem Turnier in Berlin-Wannsee und haben nur gegen Hertha BSC verloren“, freute er sich.

Das Gewinnen stehe allerdings gar nicht im Mittelpunkt, es gehe um die sozialen Kontakte. So sitzen die Spieler nach dem Training auch immer noch zusammen, unterhalten sich über Fußball und Gott und die Welt.

Gemüter beruhigten sich ganz schnell

Ganz so unehrgeizig gingen die Mannschaften allerdings nicht auf den Platz, immerhin ging es ja auch um die Landesmeisterschaft. Da wurde dann schonmal auf dem Platz der Mitspieler angebrüllt, Schiedsrichterentscheidungen angezweifelt oder auch laut aufgeschrien, selbst wenn das Foul nicht so schlimm war. Schnell beruhigten sich die Gemüter aber auch wieder. Freistöße gab es fast nur, wenn ein Spieler einen Schrittfehler machte oder der Ball über Hüfthöhe gespielt wurde, was ebenfalls nicht erlaubt ist.

Am Ende holte sich die SG Heudeber/Derenburg den Titel. Das Turnier gewann der außer Konkurrenz spielende TSV Mariendorf. Für die Gastgeber blieb nur der vierte Platz. Enttäuschte Gesichter gab es aber keine. „Wir mussten einige Ausfälle hinnehmen, waren auch die ganze Woche mit den Vorbereitungen beschäftigt“, sagte Organisationsleiter Werner Meyer nach Turnierende.

Die Berliner bekamen in Nedlitz zum Schluss den Pokal für den Turniersieg überreicht, Landesmeister wurden sie aber nicht.
Die Berliner bekamen in Nedlitz zum Schluss den Pokal für den Turniersieg überreicht, Landesmeister wurden sie aber nicht.
Foto: Thomas Pusch

Sein Lob ging aber auch an die Spielerfrauen, die die Organisation am Turniertag selbst hervorragend gemeistert hätten. „Da standen wir Männer ja auf dem Platz, aber sie haben das sehr fleißig und gut gemacht“, meinte er und bedankte sich bei der Gelegenheit bei TuS Magdeburg, die die Tore zur Verfügung gestellt hatten.

Und natürlich setzte man sich nach dem Turnier zusammen. Peter Weber und Sven Riedziewski hatten am Grill ganze Arbeit geleistet, Steaks und Bratwürste aus dem thüringischen Sonneberg gebrutzelt.