1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. KidsCamp Friedensau: Spielerisch Demokratieverständnis lernen in der „Kinderstadt“

KidsCamp Friedensau Spielerisch Demokratieverständnis lernen in der „Kinderstadt“

Auf dem Zeltplatz Friedensau ist in dieser Woche eine kleine Stadt entstanden. In der „Kinderstadt“ lernen Sechs- bis Zwölfjährige das Leben der Großen kennen.

Von Stephen Zechendorf 22.07.2023, 15:15
Unkonvetionell aber mit essentiellen Themen: der Stadtrat von Kinderstadt tagt auf der Wiese.
Unkonvetionell aber mit essentiellen Themen: der Stadtrat von Kinderstadt tagt auf der Wiese. Stephen Zechendorf

Friedensau - In „Kinderstadt“ sollen Eignungstests für angehende Polizisten eingeführt werden. Darauf hat sich der Stadtrat von „Kinderstadt“ verständigt. Überlegt hatten die Räte, die Polizei ganz abzuschaffen – außer wenn Räuber kommen – oder ein Gericht zu gründen, das Entscheidungen der Polizisten überprüft.

Obige Nachricht hätte vermutlich in der Zeitung von „Kinderstadt“ gestanden, so es denn im KidsCamp 2023 eine Zeitung gegeben hätte.

Zum 15. Mal fand in dieser Woche die Veranstaltung – organisiert von der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten Mitteldeutschland statt, nach mehreren Camps in Thüringen ist man 2022 wieder nach Friedensau gekommen. Etwa 100 Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren nehmen teil.

Die Idee hinter dem Kids-Camp: Kinder sollen spielerisch lernen, wie Zusammenleben und Berufsleben funktionieren, erklärt Mitorganisator Christian Hübler. Es ist eine Teilzeitstadt, sie geht täglich von 13.30 bis 17.45 Uhr und ist eingebettet in andere, teils christlich geprägte Angebote.

Grundgesetz und lange Schlangen am Schalter

Um in „Kinderstadt“ sein Auskommen zu haben, gibt es Berufe, die beim Arbeitsamt vermittelt werden. Zu den Arbeitsmöglichkeiten gehören etwa ein Stylingstudio, eine Tischlerei, in der Kinder unter Anleitung von Erwachsenen ein Insektenhotel bauen können, Gastronomie oder eben die bereits erwähnte Polizei.

Gearbeitet wird immer 30 bis 60 Minuten, dann steht ein Jobwechsel oder Pause an. Weil sich die Jobzentrale gleich neben der Bank befindet, ist nur schwer zu erkennen, welche Kinder in der langen Schlange einen neuen Job suchen, und welche sich ihren Lohn auszahlen lassen. Es gibt sogar ein Grundgesetz, welches unter anderem besagt: Die Würde der Bürgerinnen und Bürger ist unantastbar. Klingt bekannt.

Völlig klar, dass es in Kinderstadt eine eigene Währung gibt. NOCL heißt sie und der Name setzt sich zusammen aus Silben jener Kinder, die die Scheine im Vorjahr gestaltet haben.

Hinter vorgehaltener Hand verrät Hübler, dass es auch Bankräuber in Kinderstadt geben kann. Nicht als Jobangebot beim Arbeitsamt, sondern auf spontane Zuteilung durch die Betreuer. „Manchmal kommen die Kinder aber selber auf die Idee“, lacht Christian Hübler. Und schon erklärt es sich, warum der Stadtrat gut daran tat, die Polizisten nicht ganz abzuschaffen.

Sandwich-Stand als Wahlversprechen

Vielleicht aber hat der nächste Stadtrat schon wieder ganz andere Entscheidungen getroffen. Sowohl Stadtrat als auch Bürgermeister werden in dem einwöchigen Camp täglich neu gewählt. Die am Tag des Volksstimmebesuches amtierende Bürgermeisterin Luisa hat die Wahl übrigens wegen ihres Wahlversprechens gewonnen: Luisa hatte versprochen, im Falle ihrer Legislatur einen Sandwichstand zu etablieren. Gewonnen hat sie. Doch umsonst gab es die Leckerei deshalb noch lange nicht. Den Snack gab es nur gegen bare NOCLs. Soll mal keiner sagen, dass man im KidsCamp nicht lernt, wie das Leben so läuft.

Man muss nicht Adventist sein, um an dem KidsCamp teilnehmen zu können. Informationen zum Camp und Anmeldung gibt es unter www.kidscamp.de.