Wappen Symbole, die für ganze Dörfer stehen
In der Stadt Möckern hat jeder Ort sein eigenes Wappen. Manche Wappen gibt es aber noch gar nicht so lange.
Stegelitz/Büden l Auf den Sonderseiten der diesjährigen Volksstimme-Fotoolympiade ist immer auch das Wappen der jeweiligen Ortschaft vorgestellt worden. Dabei konnte dem aufmerksamen Leser auffallen, dass zahlreiche der Wappen kaum älter als zwei oder drei Jahrzehnte sind.
Denn nicht wenige Dorfwappen wurden erst dann erstellt, als die bis dahin selbständigen Gemeinden in größere Gemeinden eingemeindet wurden. Mit dem „drohenden“ Verlust der Selbständigkeit war es vielen Ortschaften ein Bedürfnis, sich mit einem Wappen ein Stück dauerhafte Identität zu bewahren. Auch im Gebiet der heutigen Einheitsgemeinde war das so. In langen Beratungen wurde damals in den Dörfern diskutiert und überlegt, welche Symbole für den Ort stehen könnten. Nicht selten finden sich Ähren, stilisierte Flüsse oder Blätter in den Wappen – als Symbol für die Lage des Ortes am Wald, in den Feldern oder an einem Wasserlauf.
Unter Beachtung strenger Regeln, welche die Wappenkunde (Heraldik) vorgibt, machten sich dann die beauftragten Heraldiker ans Werk.
Einer, der sich noch gut an diese Zeit erinnert, ist der in Burg lebende Gerhard Milde. Er entwarf die Wappen für die Möckeraner Ortschaften Stegelitz und Büden. „Heraldiker ist eigentlich kein richtiger Beruf“, sagt Milde. Der Diplomhistoriker arbeitete als Statistiker und Buchhalter, die Heraldik machte er Mitte der 1980er Jahre zu seinem Hobby.
Als Mitglied der heraldischen Vereinigung „Schwarzer Löwe“ in Leipzig weiß Gerhard Milde, worauf es bei einem korrekt erarbeiteten Wappen ankommt.
Dieses Wissen konnte Milde anwenden, als die Gemeinden Büden und Stegelitz Entwürfe für ein Ortswappen suchten. Im Juli 1989 legte Milde den Büdenern mehrere Entwürfe vor. Bis heute zeigt das rot-gold geteilte Wappen des Ortes oben einen schwarzen Pflug und unten fächerförmig drei grüne Eichenblätter.
Im Jahr 1992 verhalf Gerhard Milde auch der Gemeinde Stegelitz zu ihrem Wappen. „Man muss fragen, was die Dörfer wollen und haben“, beschreibt Milde die Herangehensweise. Bei Stegelitz stand schnell fest, dass der Kammerforthgraben eine Rolle spielen könnte, ebenso die Geschichte des Torfstechens rund um den Ort. Und so zeigt das von Gerhard Milde entworfene Wappen auf goldenem Hintergrund oben rechts einen Stieglitz, auf einem schwarzen Ast sitzend, und links unten einen schwarzen Spaten. Quer durch das Wappen verläuft ein blauer Wellschrägbalken. Einzig der Spaten, der in Mildes Entwurf noch senkrecht nach unten zeigt, ist inzwischen in eine Schräglage gebracht worden. In den 1990er Jahren wurden alle existierenden Wappen vom Landeshauptarchiv erst nach einer Überprüfung und gegebenenfalls erforderlichen Anpassung neu genehmigt, berichtet Milde.
Wer sich in der Internet-Enzyklopädie „Wikipedia“ über das Stegelitzer Wappen informiert, kann im Kapitel „Stegelitz“ lesen: „Der Stieglitz ist vermutlich abgeleitet von den „Leuten von der Stege“ – den Torfstechern, die wohl dem Ort seinen Namen gaben. Der abgebildete Spaten verweist wiederum auf das Torfstechen. Der Torf entstand in dem morastigen Gebiet des Kammerforthgrabens, der als Schrägbalken auf dem Wappen dargestellt ist.“
Den Burger Heraldiker Gerhard Milde ärgert, dass in dieser weltweit genutzten Internet-Enzyklopädie als Urheber des Stegelitzer Wappens nicht er, sondern eine Coswiger Grafikerin genannt wird. Auch die Volksstimme hatte auf ihrer Sonderseite der Fotoolympiade zu Stegelitz deren Namen genannt. Und nicht den von Gerhard Milde. Milde hätte natürlich gerne, dass die Ehre dem zuteil wird, dem die Ehre gebührt. Er will daher Möglichkeiten prüfen, um gegen die unkorrekte Namensnennung vorzugehen und ergründen, wer für die Nennung des falschen Urhebers verantwortlich ist.