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Pandemie Tiefrote Corona-Ampel im Jerichower Land

Die Zahl der Coronafälle im Jerichower Land schnellt weiterhin in die Höhe. Als Reaktion gibt es Einschränkungen mit hohen Strafen.

Von Thomas Pusch 22.10.2020, 06:00

Burg l Anfang der Woche, als der Inzidenzwert über 35 gestiegen war, hatte Landrat Steffen Burchhardt (SPD) noch gehofft, dass zwei Hotspots für die Steigerung der Zahlen verantwortlich seien und sich die Lage wieder beruhigen werde. Doch am Mittwoch musste nun doch gehandelt werden. „Wir sind jetzt tatsächlich auf Rot“, sagte er im Gespräch mit der Volksstimme. Nun habe der Landkreis reagieren müssen.

Der Inzidenzwert, die Anzahl der gemeldeten Fälle auf 100.000 Einwohner in einer Woche hat den Wert von 50 überschritten, er liegt sogar bei 69. So wurde eine Allgemeinverfügung erlassen, die ab sofort zusätzliche Beschränkungen für öffentliche Veranstaltungen und private Feiern mit sich bringt. Nunmehr sind private Feiern auf 20 Personen begrenzt, unabhängig von ihrem Anlass und der Örtlichkeit. Finden Feiern in einem Restaurant oder unter ähnlicher fachkundiger Organisation statt, ist in geschlossenen Räumen eine Teilnehmerzahl von 100 Personen beziehungsweise unter freiem Himmel eine Teilnehmerzahl von 150 Personen zulässig. Diese Beschränkungen gelten nicht für Zusammenkünfte mit Angehörigen aus maximal zwei Hausständen oder mit nahen Verwandten sowie deren Ehe- und Lebenspartnern. Geschäftliche Veranstaltungen, aber auch Veranstaltungen von Vereinen und Organisationen unter freiem Himmel sind auf 200 Personen begrenzt.

Vor allem gehe es darum, Kontakte zu reduzieren. „Wir können sonst gar nicht schnell genug die Positivfälle aus dem Verkehr ziehen“, meinte Burchhardt. Er appellierte da auch an die Vernunft der Veranstalter. Großereignisse, auf denen sich viele Menschen infizieren können, müssten verhindert werden. Das Infektionsgeschehen, das sich daraus ergeben könne, lasse dem Gesundheitsamt keine Chance bei der Verfolgung der Infektionsketten. „Da kann ich aufstocken, wie ich will“, meinte Burchhardt. Allerdings habe er auch festgestellt, dass schon vor der Allgemeinverfügung Großveranstatungen abgesagt worden seien. „Die haben dann die Einladung an mich zurückgezogen, weil sie sich für einen späteren Termin entschieden haben“, sagte Burchhardt. Aktuelles Beispiel ist das Oktoberfest, für das die Stadt Genthin die Genehmigung schon zurückgezogen hatte. „Ein Oktoberfest mit 500 Menschen in einem Festzelt, das wäre der Super-GAU gewesen“, schätzte der Landrat.

Die Allgemeinverfügung sei deshalb notwendig geworden, weil innerhalb von wenigen Tagen die Infektionszahlen rasant angestiegen seien. Das gehe unter anderem auch auf private Feiern zurück. Inzwischen seien es keine lokal begrenzten Ausbrüche mehr, sondern es gebe nun in vielen Orten Personen, die am Virus erkrankt sind. Außerdem befinden sich bereits mehr als 300 Personen in Quarantäne. Aufgrund der Geschwindigkeit der Verbreitung ist eine Kontaktnachverfolgung schwierig geworden.

Wegen nachgewiesener Corona-Infektionen bleibt die Kindertagesstätte in Loburg weiterhin für zunächst zwei Wochen geschlossen. Schnellstmöglich erfolgen nun Tests auf Covid-19 bei den betroffenen Beschäftigten und Kindern. Außerdem laufen weiterhin die Kontaktnachverfolgungen an der Burger Clausewitz-Sekundarschule, nachdem dort eine Person positiv auf das Coronavirus getestet wurde.

Die Bevölkerung müsse wissen, dass das Risiko sich anzustecken aktuell im Landkreis so hoch ist, wie es noch nie zuvor war. Daher müsse jetzt eine weitere Ausbreitung so schnell wie möglich gestoppt werden. Burchhardt appellierte an alle Bürgerinnen und Bürger im Jerichower Land, in den kommenden Tagen noch mehr Vorsicht walten zu lassen. Das Ziel müsse es sein, gravierende Auswirkungen auf die Kinderbetreuung, den Sport und die Wirtschaft wie zu Beginn der Pandemie zu verhindern. Dazu könne jeder seinen Beitrag leisten.

Sollten die verordneten Maßnahmen keinen Erfolg zeigen und sich die krisenhafte Situation weiter zuspitzen, können diese weiter verschärft werden. „Wir sind in einer schwierigen Lage“, fasste Burchhardt zusammen.