Vogelschlag an Glasscheiben Todesfalle Bushaltestelle: Naturschützer in Loburg und Zeddenick wollen Vögel retten
Studien behaupten, dass Reflexpunkte in einem bestimmten Raster den qualvollen Tod vieler Vögel an Bushaltestellen verhindern können. In Zeddenick und Loburg macht man jetzt die Probe aufs Exempel.

Zeddenick/Loburg. - Mehrere Millionen Vögel kommen laut Angaben des Bundes für Naturschutz Deutschland (BUND) allein in Deutschland jedes Jahr an Glasscheiben zu Tode. Das können Glasfassaden von riesigen Bürogebäuden, Schaufensterscheiben oder aber auch Bushaltestellen sein.
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„Vögel können transparentes Glas nicht sehen und damit auch nicht als Hindernis in ihrem Flugweg erkennen. Dazu kommt: Fenster- und Fassadenverglasungen reflektieren stark“, heißt es zu diesem Thema in einem Beitrag des BUND. Vögel könnten nicht zwischen Spiegelungen und realen Objekten unterscheiden. Bäume oder Himmel, die sich im Glas spiegeln, nehmen sie als Teil der Umgebung wahr. Geschätzt sterben über fünf Prozent der in Deutschland vorkommenden Vögel durch Aufprall an Glasflächen.
Eule verunglückt in Zeddenick
Auch in Zeddenick und Loburg kennt man die Schicksale kleiner Federtiere, die entweder aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit nach einem Aufprall auf die Scheiben der Bushaltestelle sofort tot liegen blieben oder später ihren inneren Verletzungen erlagen. Von einer verunglückten Eule war vor einigen Wochen in Zeddenick die Rede. Kinder hatten beobachtet, dass ein Vogel gegen die Scheiben der dortigen Bushaltestelle flog und dann den Erwachsenen Bescheid gesagt. Die Zeddenicker Ortsbürgermeisterin Madlen Merke fragte beim Loburger Naturschützer Jan Blaue nach, was man da machen könnte.
Jan Blaue kennt das Problem. Auch in Loburg-Padegrim gibt es eine Bushaltestelle in freier Landschaft. Diese ist beklebt mit vermeintlich vogelschlagvermeidenden Konturen von Einhörnern – gesponsort vom Barby-Rittergut.
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Doch egal ob die Kontur von roten Einhörnern oder schwarzen Falken: „Untersuchungen haben ergeben, dass es gar nicht hilft, wenn man solche Silhouetten an die Fensterscheibe klebt“, sagt Jan Blaue und zitiert Studien von Vogelschutzwarten, die heraus-fanden, dass für Vögel stattdessen sogenannte Reflexpunkte am besten sichtbar sind. Das Raster von 9 mal 9 Zentimetern Abstand sei für die Vermeidung von Vogelschlag ideal.
BUND vertreibt Reflexfolien auf Internetseite
Blaue hat Rollen mit nach Zeddenick gebracht, auf denen im entsprechenden Abstand kleine Aluminiumpunkte aufgebracht sind. Gesponsort hat sie der BUND, in dessen Online-Shop diese Vogelschutzmarkierungen auch zu kaufen sind. Der Hersteller der Reflexfolien schreibt zu seinem Produkt: „Die Punkte werden von den Vögeln wahrgenommen, bedecken aber nur etwa ein Prozent der Glasfläche und stören kaum die Sicht.“ Davon konnten sich vor Kurzem junge Zeddenicker überzeugen, die mit Madlen Merke und Jan Blaue die Punkte aufklebten.
Natürlich wurde nicht einfach drauflos geklebt. „Wir haben die Stadtverwaltung, die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises und auch die Nahverkehrsgesellschaft des Jerichower Land gefragt“, so Blaue. Er findet, eigentlich müssten solche Reflexpunkte an allen Bushaltestellen aufgebracht werden. In der Einheitsgemeinde Möckern gibt es etwa 90 Haltestellen mit rund 150 Haltesteigen.