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Wohen im Jerichower Land Tolles Gutsgebäude in Möckern punktet mit Schlossblick und verkommt zur Schrottimmobilie

Ein Konzept für neue Nutzung des Gutsgebäudes am Schlosspark von Möckern steht, aber es fehlt an Fördergeldern zur Umsetzung des Vorhabens.

Von Stephen Zechendorf Aktualisiert: 26.10.2023, 16:40
Das Gutsgebäude mit der Adresse Am Park 1 in Möckern steht weiterhin leer.
Das Gutsgebäude mit der Adresse Am Park 1 in Möckern steht weiterhin leer. Foto: Stephen Zechendorf

Möckern - Es ist wohl das, was Immobilienmakler als „Filetstück“ bezeichnen würden. Ein denkmalgeschützter Wohnblock in zentraler Lage mit Aussicht auf ein echtes Schloss – und noch dazu ist der Schlosspark fußläufig erreichbar. Und doch gelingt es der Möckeraner Wohnungsbaugesellschaft seit Jahren nicht, die Immobilie zu sanieren und zu vermieten.

Fragt man beim Geschäftsführer der Wobau, Holger Wunderlich, nach, so verweist dieser auf Baukostensteigerungen, gestiegene energetische Anforderungen, durch den Zinsanstieg geschuldeten höhere Finanzierungskosten und eine fehlende Förderkulisse. Vor diesem Hintergrund könne eine Realisierung derzeit wirtschaftlich nicht dargestellt werden. Auf über drei Millionen Euro wurde vor etwa einem Jahr das Kostenvolumen einer Sanierung geschätzt.

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Dabei hatten Wobau und Stadt in den zurückliegenden Jahren einige Anstrengungen unternommen, um das Gebäude zu sanieren und wiederzubeleben. Im Jahr 2012 erhielt das ehemalige Gutshaus eine komplette Dachneueindeckung, um dem zunehmenden Verfall entgegenzuwirken. Etwa 200.000 Euro wurden damals investiert, um den Verfall aufzuhalten. „Weitere Sanierungen konnten bisher nicht vorgenommen werden“, so Holger Wunderlich: „Das gesamte Gebäude ist auf Grund der schlechten Gebäudesubstanz derzeit nicht nutzbar.“ Bis zum Leerzug im Jahr 2017 waren einige der Wohnungen dennoch vermietet. Die Wohnungen wurden zwar schon damals von der Wobau als „nicht mehr vermietbar“ beschrieben, die Bausubstanz galt als „mangelhaft“. Aber gerade wegen der entsprechend niedrigen Mieten waren die Wohnungen für manche Mieter attraktiv.

Planung genehmigungsreif

In den zurückliegenden fünf Jahren sei ein Konzept zur Sanierung des Barockgebäudes Am Park 1 entwickelt worden, erklärt Holger Wunderlich: „Dieses Konzept sieht vor, das Gebäude zu sanieren und in 16 barrierearme und altersgerechte Wohnungen umzuwandeln. Dabei sollen unter anderem die Treppenhäuser neugestaltet und ein Aufzug mit Laubengängen an der Rückseite angebaut werden.“ Vorrangiges Ziel sei es, unter Berücksichtigung denkmalschutz- und baurechtlicher Erfordernisse Wohneinheiten mit einer hohen Wohnqualität zu schaffen.

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„In Zusammenarbeit mit unserem Planer und einem auf Denkmalobjekte spezialisiertes Beratungsunternehmen konnte die Planungen für das Objekt bis zur Genehmigungsreife vorangebracht werden“, so der Wobau-Chef weiter. Jedoch sei unter den genannten Rahmenbedingungen eine Kaltmiete von rund 20 Euro pro Quadratmeter erforderlich, um die Sanierung rentabel umzusetzen. Diese Miete könne faktisch nicht erzielt werden, da die Haushalte nicht über so hohe Einkünfte verfügen, um sich solche Preise leisten zu können, so Wunderlich: „Hier ist die Politik aufgerufen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die derartige Sanierungsmaßnahmen zu sozialverträglichen Bedingungen ermöglicht. Dazu gehören zinsvergünstigte Finanzierungsangebot sowie auskömmliche Förderprogramme mit Baukostenzuschüssen.“

Schäden durch Vandalismus

Die von der Bundesregierung in Aussicht gestellten höheren Abschreibungssätze nützten nach Einschätzung von Holger Wunderlich der kommunalen Wohnungswirtschaft im ländlichen Raum „rein gar nichts“. Aufgrund dieser Situation seien an dem Gebäude zurzeit ausschließlich Sicherungsmaßnahmen vorgenommen worden, da es hier bereits durch Vandalismus zu Schäden gekommen sei. Sperrholzplatten vor den Fenstern lassen das historische Bauwerk noch verlassener erscheinen, als es sowieso schon ist.

Das Gebäude wurde in den Jahren 1725 bis 1727 durch Christian Wilhelm von Münchhausen errichtet. Es soll dem gräflichen Gut als Pferdestall und Speicher gedient haben, heißt es in den Unterlagen der Wohnungsbaugesellschaft. Später wurde das städtebaulich dominante Bauwerk als Wohnraum genutzt. Mit seinen 67 Metern Länge ist es nach dem Schloss Möckern das größte Gebäude in der Innenstadt von Möckern.