Gommern Ungewöhnlich: Genug Schüler und Lehrer an der Schule
An Gommerns Sekundarschule gehen alle gerne - Schüler wie Lehrer. Deshalb kann die Schule weder über zu geringen Schüler- noch Lehrerzahlen klagen. Was ist das Geheimnis?
Gommern - Was stimmt mit dieser Schule nicht? Unterrichtsausfall scheint ein Fremdwort zu sein. Alle Stellen sind besetzt. Die Lehrer schlurfen nicht mit hängenden Mundwinkeln durch die Gänge - sie lächeln und haben richtig Spaß an ihrem Job. Spaß und Freude am Lernen geben sie an ihre Schüler weiter, die nur in höchsten Tönen von ihrer Schule sprechen.
Und dann auch noch eine Einschulung für Fünftklässler? Wo gibt's denn sowas? Lehrer bekommen Szenenapplaus, die neu vorgestellten Klassenlehrerinnen werden sogar regelrecht bejubelt. Das kann doch alles nicht mit rechten Dingen zugehen. Doch, kann es - und zwar an Gommerns Sekundarschule „Fritz Heicke“.
Mehr Schüler als im Vorjahr für die Sekundarschule und gut mit Lehrern bestückt
So geschehen am Mittwoch. 66 Schülerinnen und Schüler wurden mit einem locker-fröhlichen Programm in ihrer neuen Schule begrüßt. Schultüten gab’s zwar keine, aber dafür ein warmes und herzliches Willkommen in ihrem neuen Lebensabschnitt.
„Im Vergleich zum Beginn des vorigen Schuljahres haben wir in diesem Jahr 26 Schüler mehr - insgesamt 364“, sagt Schulleiterin Annett Koczak. Kommt man damit schon an Kapazitätsgrenzen? „Nein, es geht noch. Wir arrangieren uns und sind auch gut mit Lehrern bestückt“, sagt sie. „Es tut mir fast leid, das sagen zu müssen: Uns geht es richtig gut“, schiebt sie noch nach und lächelt.
So etwas hört man an einer Schule selten bis nie. Wie kommt das? „Wir sind ein tolles Team und achten alle aufeinander. Hinzu kommt sicher auch, dass wir eine ländliche Schule, nicht weit von Magdeburg entfernt, mit großem Teamgeist sind. Es ist attraktiv, hier zu arbeiten“, ist sich Annett Koczak sicher. Ein Indiz dafür ist, dass es an der Sekundarschule keine freien Stellen mehr gibt.
Schulleiterin nimmt sich viel Zeit für potenzielle Lehrer
„Wenn eine Schule unterbesetzt ist, werden Stellen ausgeschrieben, auf die man sich bewerben kann. Wenn jemand unschlüssig ist, kommt er her und schaut sich um. Und dann nehme ich mir Zeit. Viel, viel Zeit“, sagt sie und lächelt vielsagend. Derzeit arbeiten 28 Lehrerinnen und Lehrer, zwei pädagogische Mitarbeiter und eine Sozialpädagogin an Gommerns Sekundarschule.
Zum guten Ruf und einer tollen Atmosphäre bei „Fritze Heicke“ tragen auch ungewöhnliche Aktionen, Projekte und Veranstaltungen bei.
Ein ganzer Willkommensprozess für potentielle Schüler
„Tatsächlich starten wir ziemlich früh im Oktober oder November mit ersten Führungen. Dann können Eltern mit ihren Kindern kommen, um uns und die Schule kennenzulernen. Im Januar gibt es dann immer Schnuppertage. Dazu holen wir die Schüler von den umliegenden Schulen, damit sie uns noch besser kennenlernen. Und unsere Lehrer besuchen die Grundschulen, um Kontakte zu den Kollegen und Kindern zu knüpfen. Dabei bilden unsere Lehrerinnen, die dortigen Kollegen, unsere Sozialpädagogin und Förderschullehrerin einen richtigen Kreis, damit man alle Eventualitäten schon vorab geklärt hat“, erläutert Annett Koczak, wie sich die Schule auf ihre neuen Schüler vorbereitet.
Höhepunkt dieses umfangreichen Willkommensprozesses ist natürlich die „Einschulung“ der neuen Fünftklässler, so wie diesen Mittwoch.
Die Schüler erfahren dann, wer ihre neue Klassenlehrerin ist, in welche Klasse sie kommen und wer die Mitschüler sind. Annett Koczak begrüßte die Neuankömmlinge mit einer Rede und es gab ein Rahmenprogramm. Dabei konnte man schon einen ganz kleinen Teil der Angebote der Schule hautnah erleben: Tanz, Gesang, Rezitation.
Szenenapplaus für Leher
„Wir führen unsere Einschulung durch, um den Schülern und Eltern ein gutes Gefühl zu geben. Trotz der langen Kennenlernphase ist ja doch alles neu. Jeder kennt wohl das Gefühl, wenn man an eine fremde Schule kommt. Der Vorteil unserer Einschulung ist, dass sie einen Tag eher als die anderen Schüler da sind, die Eltern alles miterleben können und wir uns nochmals aufeinander einschwingen können“, erläutert Annett Koczak.
Genau bei dieser Zeremonie kam es dann zu etwas, was als durchaus ungewöhnlich zu bezeichnen ist. Die Fachlehrer traten nach vorn und stellten sich und ihre Fächer kurz vor. Es gab Szenenapplaus - mal mehr, mal etwas weniger. Regelrechter Jubel brandete bei den 66 neuen Schülerinnen und Schülern auf, als sie erfuhren, wer ihre Klassenlehrerinnen sein würden.
Die Antwort auf die Frage, was mit dieser Schule nicht stimmt, ist eindeutig: Offenbar stimmt alles.