1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Urnengemeinschaft bedeutet Anonymität

Angehörige in Trauerarbeit eingeschränkt / Zustand der Anlagen auf Burger Friedhof in der Kritik Urnengemeinschaft bedeutet Anonymität

Von Steffen Reichel 10.11.2012, 02:14

Zwischen 100 und 120 Urnen werden pro Jahr in der Erde der Urnengemeinschaftsanlage des Burger Ostfriedhofes bestattet. Im Nachhinein sind die Angehörigen mit dieser Form der Bestattung nicht immer zufrieden. Dabei spielt auch das Erscheinungsbild der Grünen Wiese eine Rolle.

Burg l Der November ist mit dem Volkstrauertag und dem Totensonntag der Monat des Gedenkens an die Toten. Die Angehörigen strömen in Scharen auf die Friedhöfe, um "die Gräber zu machen", die Herbstbepflanzung abzuräumen, die Grabstellen mit Tannengrün abzudecken und mit Gestecken oder einem Blumenstrauß ihre Liebe bzw. Wertschätzung gegenüber den Verstorbenen auszudrücken.

Nur beschränkter Platz für Blumenschmuck

Wenn die Asche der Verstorbenen in der Urnengemeinschaftsanlage beigesetzt wurde, sind die Hinterbliebenen stark beschränkt, was die individuelle Gestaltung der Ruhestätte betrifft. Die Pflege der Grünen Wiese obliegt dem Friedhof.

Die Ablage von Blumen und anderem Grabschmuck ist nur unmittelbar an den Gedenksteinen der beiden Urnengemeinschaftsanlagen erlaubt. Auf der 2004 in Betrieb gegangenen neuen Urnengemeinschaftsanlage weist sogar ein Schild darauf hin: "Das Betreten der Rasenflächen ist verboten. Blumenschmuck bitte vor dem Gedenkstein niederlegen."

Diese Beschränkung trifft die Hinterbliebenen besonders im Trauermonat November hart - und wird dann noch mehr als in den anderen elf Monaten des Jahres vielfach ignoriert. Was für die Hinterbliebenen in diesen Momenten enorm wichtig ist, das individuelle Gedenken und das "Ausleben der Trauer", ist für das Erscheinungsbild der Anlage insgesamt nicht zum Vorteil, wie man sich gerade jetzt wieder überzeugen kann.

"Die Urnengemeinschaftsanlage bedeutet Anonymität", unterstreicht Mario Schmidt, städtischer Bau-Fachbereichsleiter, der auch für den Friedhof zuständig ist. Man habe für die Pflege des Ostfriedhofes nur zwei Mitarbeiter, die sporadisch vom Bauhof unterstützt werden. "Da ist es einfach unmöglich, zweimal am Tag die Urnengemeinschaftsanlagen aufzuräumen", sagt Schmidt Kritikern am Zustand der beiden Anlagen. Natürlich hätten die Hinterbliebenen, die eine entsprechende Gebühr bezahlt haben, ein Recht auf eine ordentlich gepflegte Urnengemeinschaftsanlage. Die Friedhofsverwaltung tue dafür alles, was möglich ist, so Schmidt. Er erinnert an die gärtnerische Umgestaltung der alten Urnengemeinschaftsanlage, die Mitte der 1970er Jahre eröffnet und 2004 geschlossen wurde, als nach der Bestattung von 3500 Urnen die Kapazitätsgrenze erreicht war.

Am nördlichen Rand des Friedhofes wurden vor etwa zehn Jahren große Blaufichten gefällt und eine aufgelockerte Hecke gepflanzt. Die alte Urnengemeinschaftsanlage des Burger Ostfriedhofs wird mindestens noch bis 2029 unterhalten werden. Dies wird nach den Worten von Mario Schmidt auch die laufende Unterhaltung der Terrazzo- und Betonelemente (Gedenkstein, Wege, Einfassungen) umfassen, deren Zustand in der Kritik steht. "Bei Maulwurf-Aktivitäten oder Wurzeln wird es natürlich schwierig", schränkt Schmidt ein.

Neue Formen der Bestattung als mögliche Alternative

Bei der neuen Urnengemeinschaftsanlage, dort wurden seit 2004 bisher 1140 Urnen bestattet, sind es nicht bauliche Mängel - dort wird das Erscheinungsbild vor allem durch die Trauernden selbst beeinträchtigt. Deshalb rät Mario Schmidt dringend, sich im Rahmen der Bestattungsvorsorge darüber klar zu werden, ob für einen selbst oder den Angehörigen die anonyme Bestattung in der Urnengemeinschaftsanlage in Frage kommt - mit den beschriebenen Konsequenzen.

Inzwischen gebe es neue Formen der Bestattung, so Schmidt, zum Beispiel die Ruhegemeinschaft, die Erdgemeinschaft oder die Baumgräber. Schmidt rät, sich bei Bestattern, Friedhofsgärtnern oder Steinmetzen und natürlich seiner Mitarbeiterin in der Friedhofsverwaltung frühzeitig zu informieren.