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Ladeburg in Frauenhand Als Zugezogener keine Rechte?

Vier Frauen und zwei Männer lenken künftig im Ortschaftsrat die Geschicke Ladeburgs. Verena Fischer ist als Ortsbürgermeisterin für weitere fünf Jahre gewählt worden.

Von Thomas Schäfer Aktualisiert: 13.07.2024, 09:15
Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein gratuliert Verena Fischer zu ihrer Wiederwahl zur Ortsbürgermeisterin von Ladeburg.
Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein gratuliert Verena Fischer zu ihrer Wiederwahl zur Ortsbürgermeisterin von Ladeburg. Foto: Thomas Schäfer

Ladeburg. - Der Ortschaftsrat Ladeburg besteht normalerweise aus sieben Personen. Normalerweise. Nach der Wahl am 9. Juni gab es jedoch eine nicht unbedingt erwartbare Überraschung. Erstmals stellte sich Karina Cleve zur Wahl für die Ortsvertretung. Als Einzelkandidatin errang sie aus dem Stand 144 Stimmen - mehr als doppelt so viele wie die bis dato amtierende Ortsbürgermeisterin Verena Fischer von der Wählergemeinschaft Ladeburg (WGL).

Ortschaftsrat Ladeburg: Zwei Sitze für Karina Cleve

Aufgrund der vielen Stimmen, die Karina Cleve als Einzelkandidatin auf sich vereinen konnte, besetzt sie sogar zwei Sitze im neuen Ladeburger Ortschaftsrat. Somit besteht er nunmehr nur noch aus sechs Mitgliedern. Obwohl Karina Cleve zwei Sitze errungen hat, hat sie bei Abstimmungen wie jedes andere Ratsmitglied nur eine Stimme.

Am Donnerstag, 11. Juli, fand die erste und somit konstituierende Sitzung des neuen Rates statt. Über allem schwebte die Frage: Wird Karina Cleve Ansprüche auf das Amt der Ortsbürgermeisterin erheben?

Es oblag den Ratsmitgliedern, Vorschläge für das Amt zu bringen. Es lag ein gewisses Knistern im Raum, als Ramona Schmied-Hoboy (Die Grünen) zuerst eine geheime Wahl beantragte - was einstimmig angenommen wurde - und dann Karina Cleve als Ortsbürgermeisterin vorschlug. Somit war klar: Ja, Karina Cleve erhebt Ansprüche, der Vorschlag schien abgesprochen.

Vor der Wahl zum Ortsbürgermeister: Es knistert in Ladeburg

Aus dem Knistern wurde Stille, unterbrochen von Volkhard Hobohm. Er schickte Verena Fischer für die Wählergemeinschaft Ladeburg ins Rennen. „Sie hat es in den letzten fünf Jahren ordnungsgemäß gemacht und verfügt über Erfahrung. Vor allem ist sie im Ort bekannt und hat sich für den Ort eingesetzt. Andere müssen sich erst mal beweisen“, äußerte sich Hobohm unterschwellig kontra Karina Cleve. Da war es wieder, das Knistern.

Volkhard Hobohm, der bis dahin die Sitzung als ältestes Ratsmitglied leitete, war es dann auch, der das Ergebnis verkündete: Vier von sechs Stimmen entfielen auf Verena Fischer, zwei auf Karina Cleve. Somit verbleibt Verena Fischer als Ortsbürgermeisterin für die kommenden fünf Jahre im Amt. Eine Mischung aus Erleichterung und Unverständnis - Erleichterung bei den Unterstützern Fischers, Unverständnis im Lager Cleves.

Ladeburger Ortschaftsrat: Persönliches herauslassen

Neben Verena Fischer ist der Ladeburger Ortschaftsrat ganz generell fest in Frauenhand. Mit ihr, Franziska Ressel, Ramona Schmied-Hoboy und Karina Cleve sitzen vier Frauen gemeinsam mit den zwei männlichen Vertretern Volkhard Hobohm und Roy Gierspeck im Gremium. Diese Quote ist ein Novum in der Einheitsgemeinde.

Verena Fischer bedankte sich für ihre Wiederwahl und bat um eine konstruktive Zusammenarbeit, bei der persönliche Befindlichkeiten außen vor bleiben sollten. Genau dazu ist es in den vergangenen Jahren während der Sitzungen immer wieder gekommen.

Ladeburg: Zugezogene ohne Rechte?

Karina Cleve, die die Sitzung lange schweigend verfolgt hatte, ergriff dann kurz vor Ende aber doch das Wort. Sie bedankte sich bei den Wählern, sei vom Ergebnis überwältigt gewesen. Sie habe daher auch den großen Anspruch, ihre Aufgabe im Ortschaftsrat gewissenhaft wahrzunehmen. „Wir müssen als Ortschaftsrat noch ein bisschen anders zusammenwachsen“, so Cleve.

„Wir müssen alle Leute mitnehmen, auch die Zugezogenen“, so Cleve, die seit 16 Jahren in Ladeburg lebt. Als sie vor Jahren mit einem Problem beim Ortschaftsrat anfragte, wurde ihr mitgeteilt, dass ihre Rechte als Zugezogene gleich Null sind.

Nach dieser Aussage war auch für Außenstehende klar, warum während der gesamten Sitzung dieses angespannte Knistern herrschte. „Ich hoffe, dass das jetzt anders ist. Ich reiche allen die Hand“, so Cleve.