1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Möser: Volksstimme testet: Eine Kinderbuchmesse auf dem Land - geht das?

Möser Volksstimme testet: Eine Kinderbuchmesse auf dem Land - geht das?

Volksstimme-Redakteurin und Mutter macht den Test: Kann die Kinderbuchmesse in Möser was? Für wen ist sie gegeignet? Wer stellt aus?

Von Arlette Krickau 14.11.2023, 20:00
Ergotherapeutin Susanne Layes-Schwarz stellt ihr Buch "Mein bunter Gute-Laune-Koffer: Das Mitmachbuch zur Entspannung für Kinder und Eltern mit Happy dem Bär" vor.
Ergotherapeutin Susanne Layes-Schwarz stellt ihr Buch "Mein bunter Gute-Laune-Koffer: Das Mitmachbuch zur Entspannung für Kinder und Eltern mit Happy dem Bär" vor. Foto: A. Krickau

Möser - Eine Kinderbuchmesse im beschaulichen Möser – die Idee fand ich als Mutter eines Kleinkindes großartig – aber auch mutig. Schließlich kennt man Messen nur aus großen Städten. Aber mein Kind und ich lieben Bücher. Wenn ich dafür nicht in die große Stadt muss, wo ich genervt im Stau stehe und dann ewig keinen Parkplatz bekomme, und wenn ich ihn dann habe auch noch bezahlen muss - umso besser. Es war also schnell beschlossen, dass wir zusammen am Sonntag in Möser sein werden. Wir waren gespannt, ob wir unser Bücherregal auffüllen können.

Erster Eindruck

Wir sind kurz nach 9 Uhr da. Ich fand es gut, dass es so früh losgeht, denn unser Kind ist um 6.30 Uhr wach und damit auch wir. Um 9 Uhr irgendwo zu sein, ist also gar kein Problem, eher gut, schließlich sind wir noch in der Mittagsschlafphase. Da muss der Tag früh beginnen und eben auch früh etwas los sein. Wir waren die ersten, die da waren. Schlafen alle anderen Kinder länger?, frage ich mich da und beneide insgeheim alle Eltern, die vor allem am Wochenende länger schlafen können.

Im Bürgerhaus liegen schon auf dem Flur viele bunte Luftballons, an der Wand hängen die Bilder des Malwettbewerbs, der zur Ankündigung der Messe lief. Viele Bilder, die Weltraum, Planeten und Raketen zeigen. Der Eintritt kostet für Erwachsene 1 Euro – das ist mehr als fair. Für Kinder ist der Eintritt frei. Noch fairer.

Zum Thema:Guter Zuspruch für erste Kinderbuch-Messe in Ilsenburg

Im Messeraum selbst ist das Angebot dann sehr übersichtlich. Ich zähle acht Stände. Manche Tische sind leer. Ein wenig mehr hatte ich doch erwartet. In einem späteren Gespräch erklärt Organisatorin Renata Goryachkin, Sachbearbeiterin für Kultur und Tourismus in Möser, dass noch kurzfristig einige Aussteller abgesagt hatten wegen Krankheit. Das ist Pech, aber zu der Jahreszeit durchaus nachvollziehbar. Schade für den ersten Eindruck.

Wir schlenderten einmal alle Stände ab, mit der Erkenntnis: Für Kleinkinder hat keiner der Aussteller etwas im Angebot. Einiges würde ab etwa vier Jahren passen, das meiste eignet sich für Lesebeginner.

Mittendrin und alle dabei

Man kann sich mit allen Autoren persönlich unterhalten, mit einigen tue ich das auch. Sie brennen für ihre Bücher, erklären mit Begeisterung Idee und Hintergründe.

Nebenher sind Lesungen geplant, diese starten aber erst, als auch mehr Besucher und erste kleine Leser da sind. In der kleinen Bibliothek im Nebenraum ist es gemütlich mit Sofa und Sitzkissen. Auch wenn wir keine Lesung erlebten, ist die Atmosphäre im Raum dafür schon super vorbereitet gewesen.

Zum Thema:Autoren aus Genthin und Magdeburg stellen ihre Kinderbücher vor

Was mich sehr freute, war, eine Ausstellerin zu treffen, die extra aus Düsseldorf angereist war. Susanne Layes-Schwarz ist Ergotherapeutin und hat in der Corona-Zeit, in der sie ihren Beruf nicht ausüben konnte, ein tolles Mitmachbuch gestaltet, mit dem sie einen Gegenpol zur Digitalisierung setzen will. „Einfache Anleitungen den Eltern an die Hand geben, mit denen viel möglich ist“, beschreibt sie ihr Ziel. Sie hatte wohl den weitesten Weg.

Einen viel kürzeren hatte Heike Jaworski aus der Börde bei Haldensleben. Sie ist Umweltpädagogin und hatte Kreativhefte mit vielen Bastel- und Entdeckungsideen dabei, ebenso wie den Erlebniskalender, mit Bastelanleitungen und Samenpapier. „Im Mittelpunkt meiner Arbeiten stehen die Wildbienen, die für unsere Umwelt immer wichtiger werden“, erklärt sie, warum auch bei ihren Büchern eine der Hauptfiguren Biene Nine ist.

Kinderbuchautorin Heike Jaworski hatte ihre Kassiker wie "Kreativalarm im Milchkarton", aber auch Neuheiten wie den "KreativAlarm Kalender - der Samenkalender für pfiffige Minigärtner" dabei.
Kinderbuchautorin Heike Jaworski hatte ihre Kassiker wie "Kreativalarm im Milchkarton", aber auch Neuheiten wie den "KreativAlarm Kalender - der Samenkalender für pfiffige Minigärtner" dabei.
Foto: A. Krickau

Der Kalender ist mit knapp 20 Euro zwar nicht ganz günstig, aber fühlt sich irgendwie als Einstieg gut an. Einmal im Monat umblättern, einmal im Monat eine Bastelidee umsetzen, einmal im Monat ein umweltbewusstes Projekt – das scheint schaffbar. Und man kann zusammen was machen. Spricht mich an.

Fazit

Es ist eine tolle, wenn auch mutige Idee, für Kinderbücher eine Messe auf dem Land zu veranstalten. Organisatorin Renata Goryachkin ist motiviert und wird dran bleiben, sagte sie. Das sollte sie auch, finde ich, auch wenn acht Aussteller natürlich sehr wenig waren. Aber neue Ideen müssen sich auch erst rumsprechen und etablieren. Dafür muss man anfangs manchmal etwas durchhalten, es war schließlich erst die zweite Messe. Würde ich einen Kinderbuchautor kennen, würde ich ihn auf jeden Fall dorthin lotsen.

Toll wäre es, wenn sich auch Autoren von Büchern für die ganz Kleinen finden würden. Aber: Für die Bilder des Malwettbewerbs konnte sich mein Kind sehr begeistern. Top Idee. Und vielleicht ist dort schon einer der nächsten Kinderbuchillustratoren dabei.