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Offenbacher Norbert Lauster erläutert Details über die Nachkriegszeit des Schuhunternehmens Vor vier Jahren endete die Tack-Ära

Von Bernd Körner 04.04.2013, 01:10

Wie ging es eigentlich mit dem großen Schuhunternehmen "Conrad Tack" nach 1945 weiter? Wichtige Informationen zur weiteren Entwicklung lieferte jetzt Norbert Lauster aus Offenbach bei einem Besuch in Burg.

Burg l Was in der Gründungsstadt Burg geschah, welches Wechseldasein mit Berlin bestanden hatte und dass es zu DDR-Zeiten eine nachfolgende Schuhfabrik "Roter Stern" gab, dürfte in Burg gut bekannt sein Wer darüber mehr wissen will, muss sich nur die Zeit zu einem Besuch der Schuhausstellung am Sitz des Heimatvereins Burg in der Hainstraße nehmen. Aber was wurde aus Tack nach dem Zweiten Weltkrieg im Westen Deutschlands?

Sogar Karin Hönicke hat über diesen langen Abschnitt der Betriebshistorie Wissenslücken, wie sie zugibt. Die Burgerin profilierte sich nach der Wende zur Bewahrerin der Geschichte der Burger Traditionsfirma. Sogar ein Buch über 110 Jahre Tack hatte sie 2005 herausgebracht. Und ohne sie hätte es das kleine, aussagekräftige Schuhmuseum nicht gegeben.

"Mir war immer daran gelegen herauszufinden, was Tack für die alte Bundesrepublik bedeutet hatte. Aber seit Kurzem bin ich bestens informiert", freut sie sich. Zur Schließung der Lücken verhalf ihr der Offenbacher Norbert Lauster. Er ist zum Glück Fan deutscher Volksmusik. 2002 hatte ihn die Carmen-Nebel-Show nach Magdeburg gebracht und jetzt jüngst die Silbereisen-Fernsehsendung. "Vor zehn Jahren hatte er bei der Gelegenheit vernommen, dass es in Burg eine Tack-Ausstellung geben soll. Vor wenigen Tagen besuchte er mich, um mir Daten und Fakten der jüngeren Firmengeschichte zu geben", erzählt sie. Lauster sei ein kompetenter Informant. Er arbeitete von 2002 bis 2005 im Offenbacher Tack-Unternehmen als Logistiker. Dessen damaliger Chef Wilfried Schönleber besuchte 2005 Burg und bescherte der Burger Ausstellung historische Schuhmodelle. Die sind seitdem in einer gesonderten Vitrine zu sehen.

"Zuerst die betrübliche Nachricht, Tack gibt es seit 2009 nicht mehr. Das Unternehmen ist aufgelöst", bedauert Karin Hönicke. Noch vor zehn Jahren konnten in verschiedenen westdeutschen Großstädten Tack-Schuhgeschäfte entdeckt werden. Da sei es aber mit der Produktion in Offenbach schon vorbei gewesen. Bestanden hätte bis zum Schluss nur die Tack-Handelskette.

Der Rückblick: Der Zweite Weltkrieg hatte fast alles zerstört, was in Jahrzehnten aufgebaut worden war. In Burg gab es zu dem Zeitpunkt die Produktion und in Berlin die Verwaltung. Im März 1946 ordnete die Sowjetische Militäradministration die Demontage der Schuhfabrik Richtung Siegerland an. Das war das Ende für die Tack-Schuhfabrik an der Ihle und nach der Enteignung der Beginn für den volkseigenen "Roten Stern".

Karin Hönicke: "Ein Neuaufbau der Tack-Firma konnte nur im westlichen Teil Deutschlands erfolgen. Richard Freudenberg, Enkel des einen Firmengründers Carl Johann Freudenberg, leitete 1948 den Neubau der Schuhfabrik ¿Conrad Tack Cie\' in Offenbach ein. 1951 ging er in Betrieb. Die Brüder Richard und Hans Freudenberg wurden Geschäftsführer." Da Tack schon immer auch Schuhläden unterhielt, wurde das Standbein beibehalten. 40 Filialen habe es in Westdeutschland gegeben, erfuhr Karin Hönicke von Nobert Lauster. Wegen Unrentabilität wurde die Anzahl 1958 auf 30 Geschäfte zusammengeschmolzen.

Was erstaunt, dass die Schließung der Schuhproduktion in Offenbach unbekannt ist. Das Gebäude steht nicht mehr. "Aber man legte Wert auf die Tack-Verkaufskette. Verantwortlich dafür war die Unternehmensgruppe Freudenberg. In 1a-City-Lagen war sie zu finden", erfuhr die Burgerin. Ab 1999 gab es den Wandel der Eigentümer. Freudenberg Co. war es nicht mehr, gewechselt wurde zu einem Pariser Unternehmen. 2003 gab es einen neuen Eigentümer. Colloseum Handels- und Beteiligungsgesellschaft hieß er für die dann erneut 40 Verkaufsstellen. "Obwohl sie zu florieren schienen, wurde 2009 die Schuhhauskette Tack geschlossen. Zu den Gründen äußert sich Colloseum mit Sitz in Oberhausen nicht", muss Karin Hönicke zur Kenntnis nehmen und fasst zusammen: "Damit endet die Tack-Ära endgültig!"