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Leere Geschäfte Warten auf die Neueröffnung

Geschlossene Läden sieht man entlang der Loburger Dammstraße eine ganze Menge. Kommunalpolitiker und Bürger lässt dieser Anblick nicht kalt.

Von Stephen Zechendorf 31.01.2018, 07:00

Loburg l Ein paar Tage vor der Schließung des Modegeschäftes in der Dammstraße in Loburg hingen an den Schaufensterscheiben handbeschriebene Schilder, welche die bevorstehende Geschäftsaufgabe verkündeten. „Wenn man nicht mehr gebraucht wird, muss man gehen!“ stand da. Drinnen im Laden standen die letzten Kundinnen, die das Angebot bis zuletzt gerne genutzt hatten, schauten sich um, suchten tröstende Worte, fanden das eine oder andere Kleid oder Hemd, natürlich reduziert. Alles musste raus, selbst die Möbel. Die Inhaberin machte Schluss, bevor es teuer für sie wurde. Im verflixten siebenten Jahr gab sie auf. Das war im Jahr 2013.

Ein Sprung ins Jahr 2018: Beim Loburger Neujahrsempfang sagt Ortsbürgermeister Bernd Wünschmann: „Ich hatte gedacht, die Talsohle der Schließungen sei vorbei. Aber jetzt machen auch noch die Blumenläden zu.“ Damit spielt Wünschmann auf die zum Jahreswechsel erfolgte Schließung des letzten Blumenladens im Ort an. Man wolle als Ortschaft jeden dabei unterstützen, der sich hier im Ort mit einem Geschäft ansiedeln möchte, sagt Wünschmann noch.

Es stehen viele Ladenlokale in der Loburger Innenstadt leer. Schaufenster, die wie tote Augen der Häuser in der Dammstraße auf den Durchgangsverkehr starren. Bunte Blumen-Aufkleber prangen an manchen Scheiben, vor Jahren von hoffnungsvollen Unternehmern aufgeklebt, daneben der Schriftzug: „Neueröffnung!“ Blühende Landschaften sehen anders aus.

Kaum ein Dutzend Läden gibt es an der innerörtlichen Bundesstraße von Loburg noch. „Früher war hier ein Geschäft neben dem anderen“, erinnert sich eine Kundin im Laden von Melanie Leißring.

Das Geschäft, welches Reinhild Otte 25 Jahre lang als Buchhandlung führte und vor zwei Jahren an Tochter Melanie übergab, hat sein Angebot inzwischen verändert, entsprechend den Kundennachfragen. Bücher gibt es kaum noch, dafür Schreibwaren, Zeitschriften, Taschen.

Und zwei Extra-Theken für Postdienstleistungen und die Lotto-Toto-Annahme. Viele Kunden an diesem Vormittag kommen wegen dieser Zusatzangebote in die Dammstraße 30.

„Ich möchte mich aber nicht beklagen. Es ist keinesfalls so, dass hier nichts los ist. Zum Stricken komme ich nicht“, lacht Melanie Leißring. An manchen Tagen ist es gut, dass Mutter Reinhild mit hilft.

Schräg gegenüber hat Bernhard Stöhr sein Geschäft für Fahrrad- und Schlüsselerlebnisse. Wenngleich die Ladentür immer wieder aufgeht und Stöhr meist sofort mit dem Gewünschten dienen kann, weiß der vielseitige Geschäftsmann: „Vom Verkauf allein kann hier keiner mehr leben. Stattdessen sind Dienstleistungen und Handwerk gefragt, also Sachen, die man im Internet nicht so gut bekommt.“

Gerade erst beim Loburger Neujahrsempfang hatte Bernhard Stöhr öffentlich versprochen, seinen Laden so schnell nicht zuzumachen.

Auch in der Bürgerschaft macht man sich Gedanken, was hier nicht rund läuft. „Wir Bürger müssen uns fragen, ob wir nicht vielleicht selbst Schuld sind am Geschäftesterben in unserer Stadt“, so etwa BCU-Mitglied Christa Nowak: „Schmerzlich mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass die Gärtnerei Drzymala ein neues Geschäftsfeld hat, und wir dort keine wunderschönen Blumensträuße mehr bekommen.“

Umso größer sei dieser Einschnitt, da bereits seit Oktober „Anjas Blumenlädchen“ geschlossen hat. „Nutzen wir denn alle die noch vorhandenen Geschäfte, Einrichtungen, Praxen, Dienstleister- und Serviceangebote vor Ort oder fahren wir lieber nach Magdeburg, Zerbst, Burg oder bestellen im Internet?“, fragt Christa Nowak.

Die Menschen kaufen heutzutage lieber im Netz. Oder fahren nach Magdeburg.

Mit dem scheinbar unbegrenzten Angebot der Stadt und dem des Internets mit Umtauschgarantie und „In-24-Stunden-alles-da“-Versprechungen können die kleinen Läden nicht mithalten.

„Die zunehmende Konkurrenz von Online-Anbietern wird nach Expertenansicht zu einer Schließungswelle im stationären Bekleidungshandel führen“, berichtete die WirtschaftsWoche schon vor sechseinhalb Jahren.

Marktbeobachter redeten damals schon vom „Zalando-Effekt“. Und es gibt Prognosen, die davon ausgehen, dass in nicht all zu ferner Zukunft nur in wenigen Städten überhaupt noch ein klassisches Einzelhandelsangebot vorgehalten werden wird.

Kleine Städtchen wie Möckern oder Loburg gehören da wohl nicht dazu.

„Zugegeben gibt es in Loburg nicht alles, aber doch noch Einiges“, meint Christa Nowak: „Das sollten wir alle hüten wie einen Gral. Nicht nur erfreuen an den Schaufensterauslagen oder Angeboten, sondern auch nutzen, hineingehen, kaufen, oder anfertigen lassen“, fügt die Loburgerin hinzu, verbunden mit einem „ganz großen, Dankeschön an alle noch verbliebenen und neuen mutigen Geschäftsleute und Marktbetreiber, die donnerstags bei jedem Wetter den Marktplatz um unser Loburger Rathaus beleben. Bitte halten Sie weiter durch.“