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Schenkenteich II Weiterhin Uneinigkeit über neues Baugebiet in Gommern

Im Dezember 2014 hat der Stadtrat Gommern die Aufstellung des Bebauungsplanes „Schenkenteich II“ beschlossen. Es herrscht noch immer Diskussionsbedarf .

Von Thomas Schäfer 24.09.2023, 06:00
Ob das im Vordergrund des Fotos befindliche Baugebiet „Schenkenteich II “ erschlossen wird, steht nach wie vor nicht fest.
Ob das im Vordergrund des Fotos befindliche Baugebiet „Schenkenteich II “ erschlossen wird, steht nach wie vor nicht fest. Foto: Th. Schäfer

Gommern - „Lieber Herr Hünerbein - und wenn wir darüber zwei Jahre diskutieren - bitte geben Sie uns als Stadträten Zeit. Ich finde, das war jetzt ein bisschen die rote Linie: Macht euch 'nen Kopf - und fertig. Wir entscheiden ja nicht schnell mal so - das will gut überlegt sein“, konterte Frank Krehan von der Freien Wählergemeinschaft Leitzkau/Gommern die nachdrückliche Aufforderung von Gommerns Bürgermeister Jens Hünerbein (parteilos), zu einer Entscheidung in Sachen Baugebiet „Schenkenteich II“ zu kommen.

So geschehen auf der Stadtratssitzung. Auf der Tagesordnung stand unter anderem wieder das Thema Baugebiet Schenkenteich II in Verbindung mit einem Verkehrskonzept und vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) geplante Hochwasserschutzmaßnahmen an der Ehle. Dazu war der Flussbereichsleiter des LHW Ronald Günther eingeladen. Er informierte ausführlich über die geplanten Maßnahmen, ehe sich eine Diskussion entspann.

Neue Beratung im Oktober

Jens Hünerbein hatte vor Frank Krehans Einwurf angeregt, dass es am 10. Oktober nochmals eine Beratung der Fraktionsvorsitzenden zum Thema Schenkenteich II geben solle - da es auf der Stadtratssitzung einerseits keine klare Positionierung aus dem Stadtrat heraus gab und andererseits „dann alle außerhalb der Urlaubszeit genug Zeit haben, sich zu positionieren“, so Hünerbein.

„Wo geht es hin? Geben wir ein Verkehrskonzept in Auftrag? Blocken wir das ganze Thema? Bis hin zu: Geben wir den Bebauungsplan Schenkenteich II auf. Aber ich möchte irgendwann wissen, wo soll es hingehen? Wir diskutieren fast über ein Jahr darüber. Irgendwann heißt es hopp oder topp“, forderte Jens Hünerbein, was Frank Krehan missfiel.

Informationen zum Hochwasserschutz

Um die Stadträte vollumfänglich über die angedachten Hochwasserschutzmaßnahmen zu informieren, war Ronald Günther vom LHW anwesend. Er hatte exakt die gleichen Informationen schon im Juni bei der Sitzung des Sozial- und Ordnungsausschusses gegeben. Um aber alle Stadtratsmitglieder zu erreichen, wurde er ein zweites Mal eingeladen.

Laut den Aussagen des Flussbereichsleiters gibt es Voruntersuchungen des LHW für drei mögliche Varianten, Gommern vor einem Ehle-Hochwasser zu schützen: Erstens, das Wasser nicht in die Stadt hereinzulassen und vorher anhand von Auffangbecken zu sammeln. Zweitens, das Wasser durch die Stadt zu leiten, aber für einen schnelleren Abfluss zu sorgen. Drittens, das Wasser mittels Kanälen und topographischen Anpassungen um die Stadt herumzuführen.

Alle drei Varianten würden zum Erfolg führen und Gommern nachhaltig vor einem Ehle-Hochwasser schützen. Als Grundlage der Berechnungen dient ein sogenanntes HQ100 - ein Hochwasserereignis, das aller Wahrscheinlichkeit nach alle 100 Jahre auftreten könnte. Dazu muss man wissen, dass Gommern bisher noch kein HQ100 erlebt hat.

Geld spielt eine Rolle

Die vom LHW präferierte Hochwasserschutzmaßnahme ist jene, das Wasser durch Gommern durchzuleiten. Allerdings - durch eine Aufweitung der Ehle - schneller und mit entsprechenden Hochwasserschutzanlagen. Ronald Günther gab auch unumwunden zu, dass auch beim LHW Geld eine Rolle spiele. Diese Variante ist die kostengünstigste, führe aber zu einem umfassenden Hochwasserschutz.

Eine Zahl hatte Ronald Günther allerdings parat, die auch für jene, die im Juni seinen Ausführungen gefolgt waren, neu war: Wenn ein HQ100 an der Ehle auftreten würde, wäre das Gebiet des Schenkenteichs II mit einer Höhe von 40 Zentimetern überflutet.

Je nach Auslegung, kann man diese Zahl als Für oder Wider zum Baugebiet interpretieren. Schon bei der Entwicklung des Schenkenteichs I wurde massiv aufgeschüttet. Das wäre auch beim Schenkenteich II eine Variante.

Schutz erst in vielen Jahren

Die Crux an der Sache ist der zeitliche Rahmen. Zwar wollte sich Ronald Günther nicht aus dem Fenster lehnen, aber an eine Umsetzung vor etwa 12 bis 15 Jahren sei wohl nicht zu rechnen.

Aber: Ja, man könne schon jetzt im Schenkenteich II bauen, erwiderte er auf Nachfrage: Ohne Keller, mit Wanne - und natürlich mit Aufschüttung.

Fakt ist, es gibt einiges zu bedenken: Soll das Gebiet schon jetzt entwickelt werden oder erst nach Abschluss der LHW-Maßnahmen? Ist dazu ein Verkehrskonzept notwendig, das auch eine mögliche zweite Ehlebrücke im Bereich des Ehlecenters zum Schenkenteich mit einschließt? Wie soll eine zweite Brücke - die einhellig aus dem politischen Raum heraus als notwendig erachtet wird - finanziert werden, wenn man sich gegen den Verkauf von Baugrundstücken im Schenketeich II entscheidet?

Ein Thema, das auch Anwohner im Einzugsbereich des Schenkenteichs umtreibt, insbesondere auch die Anwohner der Wiesenstraße, die als Zufahrt zum Schenkenteich I und ohne Brücke auch zum Schenkenteich II dienen würde.

„Wohngebiet Schenkenteich II - ohne Brücke, nein Danke“, steht daher in roten Lettern auf einem Handzettel, der im Vorfeld der Stadtratssitzung rund um Schenkenteich und Wiesenstraße an Anwohner verteilt wurde.

Mehr Lärm und Dreck befürchtet

„Das bedeutet für uns: mehr Durchgangsverkehr, mehr Lärm, Staub und Dreck, mehr Abnutzung der Straße, sinkende Immobilienpreise, Verschlechterung der Wohn- und Lebensqualität“, ist darauf weiter zu lesen.

Um ihrer Forderung mehr Nachdruck zu verleihen, waren knapp 15 Anlieger des Gebietes bei der Stadtratssitzung anwesend.

„Den Initiatoren rufe ich zu, lassen Sie uns miteinander reden und nicht übereinander. Sich in der Anonymität zu verstecken, finde ich nicht gut. Eigentlich sollte jeder wissen, dass wir für alle Gespräche bereit sind. Daher geht mein Gesprächsangebot an die Initiatoren, um auch diese sicherlich berechtigten Belange zu erörtern“, so Hünerbein.

Schlussendlich kam es beim Stadtrat zu keiner Entscheidung. Wie es weitergehen soll, wird auf der Sitzung der Fraktionsvorsitzenden am 10. Oktober erörtert. Die Öffentlichkeit ist dabei ausgeschlossen, auch die Volksstimme.