Nachwuchs Wenn der Mensch das Storchenbaby bringt
Jungstorch Asklepios hat ein neues Zuhause auf dem Storchenhof Loburg. Das Besondere: Der kleine Storch kam per Kaiserschnitt zur Welt.
Loburg/Nutha l Am 13. April erhielt Michael Kaatz einen Anruf aus Nutha: Unter einer Stromleitung liege ein toter Storch. Als der Geschäftsführer der Vogelschutzwarte das weibliche Tier vor Ort abtastete, stellte er fest, dass es ein unversehrtes Ei im Leib zu tragen schien. Man entschied sich zu einem Kaiserschnitt und holte das Ei aus dem toten Alttier.
So begann das Leben von „Asklepios“, der seinen Namen nicht ohne Grund tragen sollte (siehe Info-Kasten).
Wie schon so oft, sollte die Storchenhof-Pute „Erna“ die Aufgabe übernehmen, das Ei auszubrüten. Auch dieses Mal machte Erna ihre Sache gut. Nach dem Schlüpfen päppelten die Storchenhof-Mitarbeiter den kleinen Storch auf.
Es verging ein Monat, in dem Asklepios wuchs und gedieh: mit stattlichen drei Kilo Gewicht und 90 Zentimetern Größe sollte er nun eine echte Familie bekommen. Als Adoptiveltern wurden Ulrike und Benjamin gewählt. Die beiden haben den Wiesenhorst auf dem Storchenhofgelände bezogen und schon erfolgreich Zwillinge aufgezogen. Nun also sollten es Drillinge werden. Diese Form der Storchenadoption wird durch den Storchenhof Loburg oft praktiziert. Michael Kaatz spricht von einer Erfolgsquote von mehr als 90 Prozent.
Mit dem Hubsteiger machte sich Michael Kaatz am Dienstagnachmittag mit Asklepios im Gepäck auf den Weg in die Höhe. Die Altvögel waren gerade auf Futtersuche, die beiden Jungvögel stellten sich zur Sicherheit erst einmal tot. Dann kam der spannende Moment: Würden die zurückkehrenden Alttiere Asklepios dulden und aufnehmen?
Nach den ersten 24 Stunden wagt Michael Kaatz einen ersten Zwischenstand: „Es scheint alles in Ordnung zu sein. So richtig integriert ist Asklepios aber noch nicht. Er bekommt zwar Futter ab, aber dazu muss er schnell sein.“ Kein Wunder, während die beiden Stiefgeschwister den Kampf ums tägliche Futter seit dem Schlüpfen praktizieren, hatte Asklepios als Einzelkind in Menschenobhut keinen Futterneid kennengelernt. Die kommenden zwei bis drei Tage werden zeigen, ob und wie sich der Neue in die Familie einfügt.
Zwar hätte man den Waisenstorch auch komplett in menschlicher Obhut großziehen können, aber dann wäre die menschliche Prägung zu stark geworden, so Michael Kaatz.
Wenn alles gut geht, wird Asklepios im Spätsommer mit seiner neuen Familie nach Afrika fliegen.