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Familienleben in Sachsen-Anhalt Wie gut ist die medizinische Versorgung im Jerichower Land?

Eine großangelegte Umfrage unter 12.000 Bürgern in Sachsen-Anhalt deckt erhebliche Mängel in der medizinischen Versorgung des Jerichower Lands auf. Von Hausärzten bis zur Jugendpsychiatrie - wie gut sind die Bürger versorgt?

Von Thomas Pusch Aktualisiert: 20.09.2023, 09:14
Zahlreiche Arztstellen im Jerichower Land sind unbesetzt. Die lückenhafte Versorgungssituation spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Umfrage wider. So wurde die Abdeckung mit Hausärzten mit der Note 2,97 bewertet, die Facharztsituation bekam eine 3,75.
Zahlreiche Arztstellen im Jerichower Land sind unbesetzt. Die lückenhafte Versorgungssituation spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Umfrage wider. So wurde die Abdeckung mit Hausärzten mit der Note 2,97 bewertet, die Facharztsituation bekam eine 3,75. Foto: Patrick Pleul/dpa

Burg/Genthin - Was läuft gut für Familien im Land, wo hapert es? Das war der Grundgedanke der Volksstimme-Umfrage „FamilienLeben“ im Frühjahr, die sich zusammen mit der Mitteldeutschen Zeitung auf ganz Sachsen-Anhalt erstreckte.

Der Blick wurde auch auf die einzelnen Regionen gerichtet und so liegen nun die Ergebnisse für das Jerichower Land vor.

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Fragen zu elf Bereichen von A wie Arbeit bis W wie Wohnen wurden gestellt. Dabei konnten Noten von 1 für sehr gut bis 5 für schlecht vergeben werden.

Während der Landkreis im Durchschnitt von 2,92 noch einen guten Mittelplatz gelegt hat, liegt die Bewertung bei der medizinischen Versorgung wesentlich schlechter. Wo sind die Probleme?

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Durchschnittsnote 3,47

In der medizinischen Versorgung hat das Jerichower Land nur die Schulnote von 3,47 erreicht. Wie auch in vielen anderen Themenbereichen von Arbeit bis Wohnen haben die Teilnehmer in Biederitz die Bestnote vergeben: 3,10. Am schlechtesten schnitt in der Kategorie Elbe-Parey ab. Dort gab es eine 3,76.

Dieser Text ist Teil der großen Serie: FamilienLeben in Sachsen-Anhalt.
Dieser Text ist Teil der großen Serie: FamilienLeben in Sachsen-Anhalt.
VS

Doch es wurde bei der Umfrage nicht nur die medizinische Versorgung im allgemeinen beleuchtet, sondern Fragen in neun verschiedenen Kategorien gestellt, von den Fachärzten bis zu den schnellen Arztterminen. Wie bewerten die Menschen in den acht Gemeinden des Landkreises die Situation?

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Hausärztesituation besser als die der Fachärzte

Die Situation bei den Fachärzten wird mit 3,75 noch schlechter bewertet als die der medizinischen Versorgung insgesamt. Ganz hinten in der Bewertung stehen Genthin und Jerichow, wo die Umfrageteilnehmer die Durchschnittsnote 4,18 vergeben haben.

In Gommern hingegen sind die Menschen offenbar zufrieden mit der Facharztversorgung, dort gab es die Durchschnittsnote 3,23.

Die Grafik zeigt die Durchschnittsnoten, die im Jerichower Land für die medizinische Versorgung vergeben worden sind.
Die Grafik zeigt die Durchschnittsnoten, die im Jerichower Land für die medizinische Versorgung vergeben worden sind.
Quelle: Die Mehrwertmacher/Grafik: MPM/Bischof

Deutlich besser wird die hausärztliche Versorgung gesehen. Kreisweit bekommt sie die Durchschnittsnote 2,97. Richtig gut ist offenbar die Lage in Biederitz, dort wurde sie mit der Durchschnittsnote 2,23 bewertet. Am hinteren Ende der Skala liegt Möckern mit 3,53.

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Große Lücken bei der Jugendpsychiatrie

Als Problem werden die jugendpsychiatrischen Angebote wahrgenommen, von denen es offenbar nicht genügend gibt. Im gesamten Kreis wird die Abdeckung mit 4,04 bewertet.

Noch schlechter wird es in Elbe-Parey mit der Durchschnittsnote 4,32 gesehen. Wesentlich besser, aber auch nicht gut ist die Versorgungssituation in Biederitz, wo eine 3,66 vergeben wurde.

Das kann Kathrin Tittel von der Netzwerkstelle Akku nachvollziehen. „Auch in der Schulsozialarbeit gibt es manchmal Fälle, bei denen jugendpsychiatrische Hilfe in Anspruch genommen werden muss!“, sagte sie im Gespräch mit der Volksstimme.

Großer Komplex um Kinderärzte

Es sei schon eine große Aufgabe, Kinder und Eltern zu der Einsicht zu bringen, dass die Hilfe in Anspruch genommen werden muss, wenn es dann noch ein dreiviertel Jahr zum Termin dauert, sei das eine weitere Hürde, Rückzieher nicht ausgeschlossen.

Und sollte es zu einer stationären Aufnahme kommen, sei die ambulante Nachsorge nicht gleich gewährleistet. „Es gibt einfach zu wenige Plätze und es dauert zu lange bis zu einem Termin“, fasste sie das Dilemma zusammen.

Gleich drei Fragen drehten sich um das Thema Kinderärzte. Mit 3,81 wird im Landkreis die Anzahl der Pädiater bewertet. Einmal mehr ist Biederitz Spitzenreiter, dort wurde die Durchschnittsnote 3,32 vergeben. Gleich zwei Gemeinden bilden das Schlusslicht. In Elbe-Parey und in Genthin wurde eine 4,08 vergeben.

Wie schnell ist denn ein Kinderarzt erreichbar, wurden die Umfrageteilnehmer gefragt. Kreisweit wurde das mit einer 3,06 eingeschätzt. Am besten wurde die Erreichbarkeit in Burg mit 2,64 bewertet. Schlusslicht in dieser Kategorie ist Möckern mit der Durchschnittsnote 3,86.

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Termine sind sehr schwer zu bekommen

Entscheidend ist ja nicht nur, wie schnell sie erreichbar sind, sondern ob Kinderärzte überhaupt noch neue Patienten annehmen. Mit 3,46 wurde diese Kategorie für das Jerichower Land beurteilt. Laut Umfrage ist die Situation mit 2,90 in Jerichow am besten. Schlusslicht ist Möckern, wo die Durchschnittsnote 3,86 vergeben wurde.

Ärztemangel in Elbe-Parey besonders groß

Nicht nur Termine bei Kinderärzten, sondern überhaupt bei Ärzten im Jerichower Land sind schwer zu bekommen. Das geht jedenfalls aus der Zensur hervor, die in der Kategorie „Schnelle Arzttermine“ vergeben wurde.

Mit 3,77 gibt es kreisweit die drittschlechteste Note in den elf Kategorien in diesem Themenbereich. Am schlechtesten schnitt Elbe-Parey mit 4,16 ab. Am besten schnitt noch Biederitz mit einer Durchschnittsnote von 3,30 ab. Ein Test auf dem Portal der Kassenärztlichen Vereinigung http://eterminservice.de bestätigte die Problematik.