Veranstaltungen Wir-Förderung erneut auf dem Prüfstand
Die Stadt Möckern fordert eine klare Linie. Der Kulturausschuss Möckern soll sich Gedanken machen, was finanziell unterstützt werden soll.
Möckern l Die Stadt Möckern kann seit einigen Jahren jährlich 10 000 Euro aus einer Sponsoring-Vereinbarung mit dem Stromdienstleister Avacon zur Verfügung stellen, um öffentliche Veranstaltungen finanziell zu unterstützen, die das „Wir-Gefühl“ entwickeln und stärken, um das „Zusammenwachsen“ der Stadt Möckern zu fördern. Für den Stadtbürgermeister und Noch-Vorsitzenden des Kulturausschusses Frank von Holly gibt es derzeit noch viel Redebedarf bei den Förderrichtlinien.
In den zurückliegenden Jahren waren immer wieder Diskussionen im Kulturausschuss darüber entbrannt, welche Veranstaltungen den Förderrichtlinien entsprechen und welche nicht. Oft genug wurde gefördert, obwohl nicht alle oder keine Kriterien umfassend erfüllt wurden.
Zu Beginn des „Wir“-Programmes war der Aspekt des „Kennenlernens“ betont worden. Aus den Ortschaften sollte eine Stadt mit „Wir-Gefühl“ werden. Auch sollten Ereignisse gefördert werden, die es so noch nicht gab und die ohne Förderung nicht denkbar wären.
Mehr und mehr waren aber auch Zuschüsse für Ortsveranstaltungen beantragt – und genehmigt – worden, die schon seit Jahren ohne Förderung stattgefunden hatten. „Der Ursprungsgedanke war, dass die Bürger der Stadt sich kennenlernen. Bei Ortsfesten, bei denen im Wesentlichen keiner aus den anderen Orten dazukommt, ist das überwiegend nicht der Fall. Und dafür haben die Ortschaften selber Mittel zur Verfügung. Ziel war das Miteinander“, so Frank von Holly.
In den Ausschusssitzungen seien außerdem immer wieder Regeln geändert worden. Daher wollte die Stadtverwaltung nun von den Kulturausschussmitgliedern wissen, wie eine stringentere Linie gefahren werden könne.
Trotz aller Unklarheiten und Unstimmigkeiten sprach Frank von Holly aber von einer positiven Zwischenbilanz: „Der Wir-Gedanke wächst. Wir haben Zusatzangebote schaffen können und bei den Veranstaltungen das Finanzierungsrisiko reduzieren können. Als erfreuliches Nebenprodukt lässt sich feststellen: Die Kommunikation zwischen Verwaltung und den Vereinen hat sich verbessert. Auch die Veranstaltungskoordination ist besser geworden. Wir sollten dieses Projekt also fortsetzen.“
Grundlegende Fragen stellte Stadtmitarbeiterin Sylvia Borrmann als zuständige Sachbearbeiterin an die Ausschussmitglieder: Welche Erwartungen an Veranstaltungen werden gestellt, wo sollen die Mittel zum Einsatz kommen? Wie kurzfristig dürfen neue Termine eingereicht werden? Soll es eine maximale Fördersumme geben? Wie umfassend muss die anschließende Abrechnung sein? Einige Fragen stehen schon länger im Raum, die erbetene Zuarbeit der Fraktionen dazu sei bisher nicht erfolgt, heißt es seitens der Verwaltung.
Eine weitere Frage stand im Raum: „Wie sollen wir bei Veranstaltungen verfahren, bei denen nicht alle Auflagen erfüllt worden sind? Sollen wir die Veranstalter rügen oder Abzüge bei der Förderung machen?“, fragte der Stadtbürgermeister.
Zu den bisherigen Auflagen an die antragstellenden Veranstalter gehört etwa eine Einladung an alle Einwohner der Stadt, die Verwendung des Sponsor-Logos und die Verteilung von Plakaten. Auch die Erhebung von Eintrittsgeldern wurde lange verlangt. Dies erwies sich bei einigen Veranstaltungen als nur schwer umsetzbar.
Bis heute seien manche angedachte Förderregeln nie in die Realität umgesetzt worden. Etwa die Forderung, dass es keine Terminüberschneidungen geben dürfe. In der Vergangenheit war es vorgekommen, dass zwei große „Wir-Veranstaltungen“ auf einen Tag fielen. Dazu kommentierte Ausschussmitglied Tobias Rudolph: „Wenn es darum geht, das WIR-Gefühl zu stärken, kann es nur eine solche geförderte Veranstaltung an dem Tag geben.“
Fragen sind auch offen, was die Förderfähigkeit von Sachmitteln betrifft. „In der Vergangenheit wurden auch Anträge gestellt, mit denen nachhaltige Gegenstände mitfinanziert werden sollten, etwa Musikanlagen und Lichterketten. Auch Leinwände und Beamer waren schon im Gespräch“, berichtet Sylvia Borrmann. Mal habe der Ausschuss den Anträgen entsprochen, dann wieder nicht.
Auch sei einheitlich zu klären, inwiefern Cateringkosten und die Bewirtung von Gästen einer Veranstaltung förderfähig sei. „Wo sind die Grenzen der Förderfähigkeit? Das haben wir nie mit den Räten zuende diskutiert“, so Frank von Holly.
Auch das Thema Alkohol kam zur Sprache. Darf von dem Fördergeld Alkohol gekauft werden? Als Präsent bei einer Sportveranstaltung für den Sieger zum Beispiel? Nein, sagen die einen im Ausschuss, Ja sagen andere. „Die Flasche Sekt als Präsent für den Sieger gehört da doch irgendwie dazu“, sagte Hobecks Ortsbürgermeister Mathias Walk und verwies auf die kleinen in Loburg hergestellten Schnapsfläschchen aus der Image-Kampagne der Stadt Möckern. Mehr Einigkeit gab es dazu, dass ein reiner „Glühweinabend“ oder ein „Weinfest“ nicht aus „Wir“-Fördermitteln finanziert werden sollten. „Gerade mit dem Verkauf von Glühwein, Wein und Schmalzstullen muss doch der Umsatz reinkommen“, so Tobias Rudolph.
Zur Diskussion steht auch die Überlegung, statt mehrerer kleiner „Wir“-Veranstaltungen nur ein großes Kulturereignis zu fördern, so sich denn ein Organisator findet. Dem Stadtbürgermeister schwebt seit einiger Zeit die Idee „Möckern tanzt“ vor, doch es fand sich bislang kein Veranstalter.
„Dann schauen aber alle anderen Veranstalter in die Röhre“, gab ein Sitzungsteilnehmer zu bedenken. Im Jahr 2020 hatte es zehn Antragsteller gegeben, bewilligt wurden über 8000 Euro. Wegen Corona wurde nicht alles Geld abgerufen. Nur drei Veranstaltungen fanden statt. Der Rest wurde auf das Jahr 2021 verschoben. Zuletzt hatte auch der Möckeraner Turnverein MTV sein Familiensportfest abgesagt.
Nach Angaben der Sachbearbeiterin Sylvia Borrmann ist es eher die Ausnahme, dass Antragnehmer tatsächlich die ganze Höhe der zugesagten Förderung in Anspruch nehmen: „In vielen Fällen wird gut gewirtschaftet“. Dies sei zuletzt auch beim Flugfest Möckern der Fall gewesen. Die Feier zum 30-jährigen Bestehen des Fliegerclubs Möckern war eine von drei für 2020 angemeldeten „Wir“-Veranstaltungen, die tatsächlich stattfinden konnten.
Lösungen für eine einheitliche Fördergelderbewilligung erwarte man nicht sofort, sagte Frank von Holly zum Ende der Diskussion. Das Thema solle nun sacken und später erneut Thema werden.