Wolfsangriff Schafe bleiben vorerst im Stall
Nachdem Wölfe vor zwei Wochen in Blumenthal acht Schafe gerissen haben, bleiben die rund 150 Tiere vorerst im Stall.
Blumenthal l Yvonne Knerr steht mitten in der Schafherde. Nicht auf der sattgrünen Elbwiese wie sonst, sondern im großen Stall einige hundert Meter entfernt. Nachdem die Wölfe vor zwei Wochen acht Tiere gerissen haben, plagt die Unternehmerin jeden Tag die Ungewissheit, ob die Isegrims wieder zuschlagen würden, wenn die Schafe am Fluss weiden. „Sollte das passieren, ist das am Ende auch eine Frage der Existenz. Denn ich würde auf den Kosten sitzen bleiben“, sagt die Unternehmerin, die nun abwägen muss, ob die Herde doch in den kommenden Tagen oder Wochen ins gewohnte Umfeld getrieben wird. Ihr Lebensgefährte René Breitenbach ist noch immer wütend, dass es keine Entschädigung geben soll. „Weil der Zaun zur Elbe offen war. Das haben wir getan, damit auch dort im Sinne der Angler gegrast wird. Und wer dankt es uns? Wir fühlen uns hier allein gelassen mit dem Problem Wolf, das schon so lange ausgesessen wird.“
Diese Argumentation vertreten auch die Jägerschaften im Jerichower Land. Der Ehrenvorsitzende der Burger Jägerschaft und pensionierte Tierarzt, Dr. Ulrich Weber, kritisiert in diesem Zusammenhang die Politik, die sich den Ball zwischen Deutschland und Brüssel hin und her schiebe. „Es ist unfassbar, dass bei den steigenden Vorkommnissen mit dem Wolf immer mehr Nutztierhalter die Leidtragenden sind und nicht adäquat reagiert wird.“
Weber fordert keinesfalls die Ausrottung des Wolfes. Der sollte sich im Bereich der großen Truppenübungsplätze Altengrabow, Klietz oder Colbitz-Letzlinger Heide durchaus tummeln können, „aber darüber hinaus muss eine Bejagung stattfinden“. Selbst wenn die Jäger außerhalb dieser militärischen Gebiete die Büchse anlegen dürften, würde es immer noch ausreichend Wölfe geben. Für den Weidmann ist indessen klar: „Wir alimentieren einen Unfug in Deutschland.“ Auch in anderen, weitaus größeren Ländern gebe es klare Jagdregeln für den Wolf. Werde diese Fortpflanzungskette nicht unterbrochen, gibt es in den kommenden Jahren Probleme „weitaus größeren Ausmaßes“.
Der Wolfsangriff in Blumenthal ist auch für den Burger CDU-Landtagsabgeordneten ein erneutes Indiz, dass „endlich gehandelt werden muss“. Falsch verstandene Tierliebe dürfe nicht dazu führen, dass Mensch und Tier gefährdet werden. Für die CDU stehe fest, dass bei dem, was die Landwirte, Schäfer und Menschen mittlerweile in den Dörfern erleben, der Abschuss von so genannten Problemwölfen erleichtert werden müsse. Kurze: „Die Bundesregierung sollte Brüssel als Gesetzgeber auffordern, endlich tätig zu werden. Die meisten Menschen in Sachsen-Anhalt leben im ländlichen Raum, daher erwarte ich von unserem Koalitionspartner, der grünen Umweltministerin Claudia Dalbert, schnellere und unbürokratischere Entschädigungen für die Betroffenen.“
Als Jagdpächter im Bereich Blumenthal fordert auch Dr. Hans-Horst Borg, dass jagdliche Regelungen geschaffen werden müssen. „Nichts machen, ist der falsche Weg“, sagt der Schartauer.
Das sehen auch Jäger im waldreicheren Bereich Genthin so, wo der Wolf noch häufiger beobachtet wird und beispielsweise in Karow vor Monaten eine größere Anzahl Kälber getötet hat. Helmut Elert, Vorsitzender der Jagdgenossenschaft Genthin und Pächter, hält eine Entscheidung für „längst überfällig. Die Sorgen vieler Menschen und Tierhalter werden außer Acht gelassen“.